Transalpine Run (TAR)

Transalpine Run (TAR)

Seit acht Jahren steht das Etappenrennen TAR (Transalpine Run) auf meiner persönlichen Bucketlist und gehört zu meinen großen, sportlichen Lebenszielen. Einmal als Trailläufer die Alpen überqueren, die berühmte TAR-Familie aus der ganzen Welt erleben, sieben Tage lang ohne Pause die eigenen Zweifel, Schmerzen und Ängste besiegen und die eigenen Grenzen verschieben. Die hochalpine Welt der Alpen in den Trail(lauf) Schuhen zu erkunden und das begehrte TAR-Finisher-Shirt anzustreben.

Dafür habe ich fast zwei Jahre trainiert, Ausrüstung gekauft, mich vorbereitet und mit meinem Cousin Reinhold den (hoffentlich richtigen) Partner ausgesucht. Aber dazu gleich mehr….

Du wirst in diesem Bericht wertvolle Informationen rund um den TAR finden aber auch meine ehrlichen Erfahrungen mit diesem kultigsten aller Etappenrennen lesen. Der Transalpin Run ist nicht nur ein Rennen, er ist Herausforderung, Angst, Freude, Spannung, Begegnung, Abenteuer, Gemeinschaft und gelebtes Sportlertum.

Daten und Fakten rund um den Transalpin Run (TAR)

Der Transalpin Run ist ein legendäres Trailrunning Event bei dem Du in mehreren Tagen über die Alpen läufst.

  • Website des Transalpin Run (TAR)
  • Veranstalter: PLAN B event company GmbH
  • Art der Veranstaltung: Etappenrennen (Trailrunning) über die Alpen
  • Duration: Sieben oder acht Tage. Wenn eine „Bergsprint Etappe“ vorgesehen ist, dann dauert der Transalpin Run acht Tage, ansonsten sieben.
  • Länge der Laufstrecke gesamt: Ca. 260 Kilometer
  • Anstieg (Höhenmeter): Ca. 15.000
  • Abstieg: Ca. 15.400
  • Start möglich als: Einzelstarter (TAR Solo) und als Zweierteam (TAR TEAM)
  • Was ist der TAR2? Wer in den TAR hineinschnuppern möchte, kann die ersten zwei Tage bei dem „TAR2“ starten
  • Verpflegung: Je nach Etappe gibt es zwischen drei und vier Verpflegungsstationen die reich bestückt sind mit Getränken und Nahrung
  • Was sind die Cutoffs? Aus Sicherheitsgründen stellt der Veranstalter sicher, dass zu einer gewissen Uhrzeit alle Läufer den nächsten Etappenort erreichen. Gründe hierfür können Dunkelheit, Gewitter oder sonstige Gründe sein. Um dies sicherstellen zu können, müssen die Läufer bis zu einer gewissen Uhrzeit einen bestimmten Punkt (meist Verpflegungsstation und/oder das Ziel) erreichen. Erreichst Du es später, musst Du an dem Tag das Rennen abbrechen und wirst aus der Gesamtwertung genommen.
  • Was ist die „Pflichtausrüstung„? Je nach Wetterlage musst Du die vorgeschriebene Pflichtausrüstung bei Dir führen. Dazu später etwas mehr.
  • Anspruch des Rennens: Sehr hoch! Du solltest reiche Erfahrung in den Bergen mitbringen, schwindelfrei und trittsicher sein und eine überdurchschnittlich gute Kondition und Kraftausdauer haben.

Ausrüstung für den Transalpine Run

Über das Thema „Ausrüstung“ könnte man natürlich ganze Bücher füllen, aber ich gehe an dieser Stelle davon aus, dass Du bereits etwas Erfahrung im Trail Running hast und Dir die Begriffe rund um die Ausrüstung nicht neu sind. Ich werde Dir trotzdem am Ende dieses Berichtes meine Ausrüstung im Einzelnen vorstellen.

Pflichtausrüstung für den TAR:

  • Laufrucksack: Dieser sollte so groß dimensioniert sein, dass Du die folgende Pflichtausrüstung in ihm unterbringen kannst.
  • Trailrunning Schuhe: Du solltest mindestens zwei (besser drei) gut eingelaufene Paar Trailrunning Schuhe mit einer guten Profilsohle haben. Diese sollten für das Laufen im alpinen Gelände geeignet sein. Ich habe bereits viele Trailrunning Schuhe ausprobiert und habe die 100%ig Richtigen für mich noch nicht gefunden. Allerdings komme ich der Sache langsam näher 😉
  • Schuhspikes für Schnee: Du wirst im Hochgebirge auf bis zu 3000 Metern Höhe laufen und da kann es jederzeit schneien. Deshalb sind Grödel (Überziehspikes für die Trail Schuhe) wichtig. Diese musst Du jedoch nur mitführen, wenn dies im Briefing ausdrücklich gesagt wird.
  • Regenbekleidung (wasserdichte Jacke): Eine gute Regenjacke musst Du jeden Tag mitführen und das wird kontrolliert! Sie ist jedoch in Deinem eigenen Interesse, denn sie kann Dir bei Regen oder starkem Wind Dein Leben retten. Hier solltest Du auch nicht sparen.
  • Warme Kleidung (langärmliges Oberteil oder Armlinge) und eine lange Hose. Die Regel „Es darf keine Haut sichtbar sein“ sollte diese Pflichtausrüstung erfüllen. Sie müssen immer mitgeführt werden!
  • Handschuhe und Mütze: Wir hatten Glück sie nicht zu brauchen, aber wenn es kalt wird, dann bist Du dankbar dafür. Sie müssen ebenfalls immer mitgeführt werden!
  • Trinkbehälter zur Getränkeaufnahme: Du solltest einen Becher (es gibt zusammenknüllbare Becher) mitführen, damit Du an den Getränkestationen Getränke und Suppe aufnehmen kannst.
  • Wasserbehälter mit mindestens einem Liter Fassungsvolumen: Du kannst natürlich einen Trinkbeutel (Camelbak) nutzen oder Softflasks. Ich habe mich auf zwei Softflasks mit je einem halben Liter Volumen verlassen und würde es wieder so machen.
  • Lebensmittel (Gels, Riegel, Nüsse etc.): Alle Verpackungen müssen mit Deiner Nummer beschriftet sein!
  • Personalausweis
  • (Optional) Laufstöcke: Wenn Du sie mitnimmst, dann musst Du sie auch wieder ins Ziel bringen. das Abgeben an Dritte ist nicht erlaubt.
  • Stirnlampe: Auf manchen Etappen brauchst Du einen Stirnlampe (z.B. bei einem Start in der Dunkelheit). Die Notwendigkeit für eine Etappe erfährst Du am Abend vorher beim Briefing.
  • Notfallausrüstung: (Rettungsdecke 1x, 1 Kompresse 10×10, 2 Verbandpäckchen, Dreieckstuch 1x, Wundpflaster 4x, Notfallpfeife, Blasenpflaster)
  • Navigationsgerät (Smartphone, Fitnessuhr etc.) mit eingespeichertem GPS-Track oder alternativ detaillierte Streckenkarten der jeweiligen Etappe in gedruckter Version.
  • Mobiltelefon mit eingespeicherter Medical Crew-Nummer zum Abgeben von Notrufen

Mein Transalpine Run 2023 (Westroute)

Wenn Deine Träume Dir keine Angst machen, dann sind sie nicht groß genug“ (Autor unbekannt) ! Kurz vor Weihnachten 2022 habe ich mich überwunden und die Anmeldung für den Transalpin Run (TEAM) 2023 vorgenommen. Und ab dem Zeitpunkt wurde die Größe der Aufgabe für mich real, denn ich habe mich jeden Tag mit dem Rennen beschäftigt. Wenn ich morgens aufwachte dachte ich daran, wenn ich abends ins Bett ging war der TAR präsent und während des Tages konnte ich meine Gedanken nicht immer stoppen, und so flogen sie oft eigenmächtig und unaufhaltsam zum TAR. Dabei war es nicht immer nur Vorfreude, denn auch Zweifel und sogar Angst vor der Größe der Aufgabe begleiteten mich lange Zeit. Auf ein Ziel hinzuarbeiten das so weit in der Zukunft liegt ist manchmal frustrierend, denn man sieht seine Zwischenerfolge nicht immer. Und ich wusste nie ob ich genug trainiere, ob meine Ausrüstung gut genug ist und ob mein Körper solch einer Belastung überhaupt gewachsen ist. Schließlich bin ich bereits 47 Jahre alt, also ist der Lack zumindest mal angekratzt.

Und natürlich habe ich mir auch Sorgen um meinen nochmal zwanzig Jahre älteren Teampartner Reinhold gemacht. Habe ich ihn zu etwas überredet das ihn überfordert, ihm gar keinen Spaß macht oder vielleicht einfach nur MEIN Traum ist und nicht seiner? Ich wusste, dass er ehrgeizig, fit und mental stark ist, aber reicht das?

Um mich zu fleißigem Training zu motivieren, hatte ich mir bereits im Jahr 2022 die Challenge „100 Summits“ vorgenommen und 100 Gipfel in den Laufschuhen bestiegen. Dabei gewann ich nicht nur Kondition und Technik in den Bergen, sondern auch viel alpine Erfahrung. Diese Challenge sollte bei mir die mentale, physische und technische Basis, quasi die „alpine Grunderfahrung“ legen. Das ich dabei „so nebenher“ noch tausende, wunderbarer und unvergesslicher Augenblicke erleben durfte sei am Rande erwähnt. Es stimmt eben doch, dass der Weg das Ziel ist.

Das Jahr 2023 war bei mir von Ausdauertraining (Radfahren, Laufen, Endlostreppe im Fitnessstudio, Wandern und Trailrunning in den Bergen) geprägt. Ich wollte keine Möglichkeit im Alltag verstreichen lassen, an meiner Grundlagenausdauer, meiner Kraftausdauer und an meiner Kraft zu arbeiten. Dabei versuchte ich jeden Monat die Umfänge zu steigern und immer mehr in die „Ultra-Schiene“ zu kommen. Eigentlich war ich bisher kein Ultra-Läufer, wusste aber dass ich es werden musste. Ich werde noch einen ausführlichen Artikel zum Training für den TAR schreiben, deshalb möchte ich es an dieser Stelle gut sein lassen mit Trainingsdetails 🙂

Mein erstes, richtiges Ziel im Hinblick auf den TAR 2023 war es, gesund zu bleiben und die Vorbereitung verletzungsfrei zu absolvieren. Das scheint funktioniert zu haben, denn wir sitzen gerade im Auto nach Lech am Arlberg, dem Ort an dem die erste Etappe des Transalpin Runs starten soll. Ich habe eine verletzungsfreie Vorbereitung hinter mir und bin darüber sehr dankbar. Erstes Ziel erfüllt!

Tina und Anette sind bereits erfolgreiche Finisher des Transalpin Runs aus dem Jahr 2022 und Reinhold (mein 67-jähriger Cousin und Teampartner) ist fit wie nie. Reinhold kennt die Berge als Kletterer, Wanderer Höhenbergsteiger, Mountainbiker und Trailläufer. Auch leitete er viele, viele Jahre die DAV-Sektion „Karpaten“, der auch ich angehöre. An Erfahrung mangelt es also nicht, aber auch er hat noch nie ein solches Etappenrennen absolviert. Ich weiß, dass ich mich auf ihn als Mensch verlassen kann, aber ich weiß nicht ob ihn das Ganze körperlich nicht überfordern wird, denn da bin ich mir auch bei mir nicht sicher.

Natürlich haben wir im Vorfeld zumindest zwei Mehrtages-Trainings-Einheiten eingelegt, aber die waren natürlich nicht auf TAR-Niveau. Und trotzdem fühlen wir uns gut vorbereitet und sind gespannt was auf uns zukommt.

In Lech am Arlberg (eines der „Vorarlberger Walserdörfern“) angekommen, beziehen wir unser Hotel für eine Nacht und gehen zur Registrierung des TAR um unsere Taschen, Startnummer und Starter-Bags abzuholen.

Die Registrierung ist ein echtes Erlebnis, denn nun treffen wir auf dutzende Gleichgesinnte aus der ganzen Welt, lernen das Team von PlanB kennen und bekommen unsere riesige, rot-orange Tasche, welche unserem Gepäck (maximal 24 Kilogramm) die nächsten sieben Tage eine Heimat bieten wird und in der es von Hotel zu Hotel fahren wird. Ein logistischer Kraftakt den PlanB meistert und bereits an dieser Stelle „VIELEN DANK DAFÜR“!

Die Aufregung wird bei mir immer größer, denn nun wird der TAR greifbar. Aber nun kommt auch die heiß ersehnte, riesige Vorfreude. Ich wünsche mir, dass es endlich beginnt, ich will starten!

Transalpine Run 2023 – Erste Etappe – Von Lech am Arlberg nach St. Anton am Arlberg

Wir stehen um ca. 06:00 Uhr auf (früh Aufstehen gehört beim TAR dazu), packen unsere restliche Ausrüstung für das Rennen in unseren, bereits am Vorabend vorbereiteten Laufrucksack und verstauen den gesamten Rest in unsere rote Tasche. Heute müssen wir diese noch selbst bis in den Startbereich mitnehmen, die weiteren Etappen wird sie jeden Morgen direkt am Hotel abgeholt. Wir frühstücken (leider bin ich zu aufgeregt um ein bei mir eigentlich gewohnt üppiges Frühstück einzunehmen) und begeben uns in den nahen Startbereich. Heute steht uns die erste Etappe des Transalpin Run von Lech am Arlberg nach St. Anton bevor. Auf dieser Etappe warten 33 Kilometer, 1800 Meter im Aufstieg und 1930 Meter im Abstieg auf uns.

Dabei warten aber auch zwei Cuttoff-Zeiten (11:00 Uhr bei Kilometer 13 und 13:50 Uhr bei Kilometer 25) bedrohlich auf uns. Da wir uns noch überhaupt nicht einschätzen können, ist jede dieser Cutoff-Zeiten eines unserer Zwischenziele auf die wir bange drauf schauen. Wir wissen, dass wir nicht zu den Schnellen gehören, wir wissen aber auch, dass wir zäh sind! Anette und Tina sind tolle Läuferinnen und bringen Erfahrung mit, so dass sie definitiv zu den Schnellen in ihrer Altersklasse gehören werden. Das sind die ehrlichen Vorzeichen. Beim Briefing erfahren wir jedoch, dass die Zeitlimits um eine halbe Stunde verlängert werden. Das ist schon mal sehr beruhigend.

Anmerkung: Die in diesem Strava-Auszug ausgewiesenen Höhenmeter stimmen nicht! Das ist ein Messfehler meiner Uhr, also bitte nicht wundern. Die vom Veranstalter ausgegebenen 1800 Höhenmeter stimmen ziemlich genau!

Und dann stehen wir im Startblock. Wir haben die Kontrolle der Pflichtausrüstung erfolgreich bestanden, es kann losgehen. Um uns herum begegnen uns viele fröhliche und erwartungsfrohe Gesichter, der Sprecher heizt die Stimmung an und schließlich ertönt die Musik von ACDC „Highway to Hell“ und die ersten Läufer laufen los! Wir haben uns weit hinten eingeordnet, aber auch wir bewegen uns mit klopfendem Herzen vorwärts und verfallen in einen langsamen Laufschritt. Nur nicht zu schnell werden, das eigene Tempo zügeln, denn der Tag wird lang.

Die ersten Kilometer zieht sich die TAR-Gemeinschaft wie eine große Menschen-Schlange eine sanfte Steigung nach oben und immer wieder müssen wir an engen Stellen kurz warten.

Heute ist ein warmer Tag und bereits nach den ersten Zwei Kilometern beginnt der erste (von zwei) knackigen Anstiegen. Es warten knappe 1000 Höhenmeter, verteilt auf 6 Kilometer auf uns. Unser Ziel ist die Rauhe Kopf Scharte (höchster Punkt) und diese liegt auf einer Höhe von 2420m. Wenn Du etwas mehr über die Streckenführung erfahren willst, dann lass Dich von dem Rennleiter (und unserer guten Seele) Martin in dem folgenden Video mitnehmen:

Der Anstieg zur Rauhe Kopf Scharte ist nicht besonders technisch, nur eben etwas steil. Ich habe mich kurzfristig für meine Stöcke entschieden und im Anstieg merke ich die Vorteile. Ich kann durch sanften Druck etwas Gewicht von meinen Beinen nehmen und somit den Oberkörper auch aktiv in die Arbeit einbinden. Das Ergebnis davon werde ich wahrscheinlich nicht nach dem ersten Tag, aber spätestens nach zwei oder drei Tagen merken.

Den ersten Anstieg bewältigen wir flüssig, so dass uns Martin (Rennleitung TAR) am höchsten Punkt mit der Glocke erwartet. Er sollte über die gesamte Zeit ein willkommener und heiß ersehnter Anblick für uns werden. Martin war jeden Tag für uns die Botschaft „Das Schlimmste ist geschafft, Martin sagt uns, dass wir heute nicht noch höher hinaus müssen„.

Nun folgt der erste Downhill bis zur ersten Verpflegungsstation. Über diesen kann ich wenig schreiben, denn es gab nichts Besonderes zu berichten. Anfangs etwas technisch, dann eher einfach. Wir erreichen die Verpflegungsstation und werden mit verschiedenen Getränken (Wasser, Iso-Drinks, Cola etc.) sowie mit kleinen Naschereien, Ost und Nüssen erwartet. Die erste Cutoff-Zeit schaffen wir heute locker.

Mittlerweile brennt die Sonne heiß herunter und wir wissen, dass die nächsten zehn Kilometer noch relativ flach sind, dann jedoch (bei der Alpe Rauz) der zweite Anstieg über eine Ski-Piste ansteht. Ich versuche mich gut zu hydrieren, nehme noch zwei Gels und laufe ein paar Minuten vor Reinhold. Wir haben das über das gesamte Rennen so gemacht, dass ich in meinem Tempo vorausgelaufen bin und dann auf ihn gewartet habe, denn für mich wäre es schwieriger gewesen meinen Laufrhythmus anzupassen, als etwas zu warten.

Wir beginnen den zweiten Anstieg (steile 500 Höhenmeter) gemeinsam und hier bekommt Reinhold leider körperliche Probleme. Die hohen Temperaturen und die unbarmherzig herunterbrennende Sonne fordern ihren Tribut und Reinhold geht es nicht gut. Er kämpft tapfer, macht Pausen und kommt schließlich oben an. Hier wartet nicht nur die Matte für die zweite Cutoff-Zeit (die wir auch schaffen), sondern liegt auch die zweite Verpflegungsstation. Dort wird nochmal gut getrunken und wir beginnen (nun mit neuer Energie und Kraft) den Downhill nach St. Anton.

Nun nehmen wir wieder etwas Tempo auf und machen uns daran die letzten acht Downhill-Kilometer zu bewältigen. Das macht uns keine Schwierigkeiten und die Landschaft ist nach wie vor wunderbar. Wir kommen noch an einem See vorbei und sehen St. Anton bereits von Weitem. Doch bis ins Ziel zieht sich die Strecke noch etwas. Das soll übrigens all die Tage so bleiben. Immer wenn wir glauben es fast geschafft zu haben, liegen trotzdem noch ein paar Kilometer vor uns. 🙂

Nun hören wir auch schon die Musik und die Stimme des Moderators. Wir haben es geschafft! Die erste Etappe ist gemeistert!

Wir duschen, gönnen uns ein weiteres Kaltgetränk, einen Kaffee und gehen zur Pasta-Party zum Abendessen und Briefing für den zweiten Tag.

Hier ist die offizielle Tageszusammenfassung der ersten Etappe in Bildern 🙂 Einfach schön!

Transalpine Run 2023 – Zweite Etappe – Von St. Anton nach Ischgl

Um kurz vor 08:00 Uhr stehen wir wieder in dem Startblock. Die Stimmung ist gut. Meine Muskeln sind zwar leicht angespannt, schmerzen aber nicht und auch die Sehnen, Bänder und Knochen sind fit. Heute soll wieder ein sonniger Tag werden und vor uns stehen 30 Kilometer und 1450 Höhenmeter. Im Verhältnis zu den anderen TAR-Etappen ist diese Etappe also eher kurz. Diese Strecke ist eine „Ausweichstrecke“, denn es gab die letzten Tage einen Murenabgang der logistische Probleme für die Rettungskräfte gebracht hätte. Deshalb wurde die ursprüngliche Strecke geändert.

Route der zweiten Etappe (Quelle: transalpine-run.com)

Laut Briefing befindet sich die erste Verpflegungsstelle bei Kilometer 11 (dort liegt auch die erste Cutoff-Zeit). Danach geht es hoch auf das Schafbichl Joch und wieder herunter zur Konstanzer Hütte. Die zweite Verpflegungsstelle liegt bei Kilometer 22 (auch dort mit Zeitnahme und Cutoff-Time).

Hier ist das offizielle Briefing mit Martin zur zweiten Etappe:

Briefing mit Martin

Mit dem Tagesmotto „Don´t touch the cow“ laufen wir zu den Highway to Hell – Klängen los. Innerhalb St. Antons ist es noch flach, dann beginnt ein langer, langgezogener aber nicht steiler Anstieg.

Es ist erst der zweite Tag und wir können unser Tempo noch schwer einschätzen. Deshalb versuchen wir möglichst nicht zu sandeln sondern zügig voranzukommen. Viel kann bei diesen sanften Anstiegen gelaufen werden, Manches muss flott gewandert werden. Die Stöcke werden für mich bei Anstiegen immer wichtiger, auch wenn ich sie oft nur mitschleppe.

Die erste Verpflegungsstation erreichen wir ohne große Probleme und innerhalb der Cutoff-Zeit. Uns ist bewusst, dass es ab hier etwas steiler wird. Nun sehen wir auch die mit dem Motto „don´t touch the cows“ angepriesenen, schottischen Hochlandrinder. Es sind traumhaft schöne Tiere!

Der Anstieg zum Schafbichl Joch zehrt an den Kräften, auch wenn die richtig steilen Stellen ausbleiben. Die Gegend hier ist einfach wundervoll und ich bin dankbar, immer wieder anhalten zu können, die Aussicht zu genießen und das eine oder andere Foto machen zu können. Soviel Zeit muss sein! Ich bin hier in einem Trail-Rennen aber ich bin auch (Cutoffs hin oder her) auf einer Alpenüberquerung die ich genießen möchte. Und das tu ich auch.

Wir erreichen den höchsten Punkt, begrüßen auch heute freudig unseren Martin mit der Glocke und beginnen den Downhill in Richtung zweiter Verpflegungsstation. Diese erreichen wir sogar mit mehr als einer dreiviertel Stunde Puffer und haben Zeit für eine ausgiebige Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und ein paar nette Gespräche.

Der restliche Downhill ist (bis auf ein paar Ausnahmen) technisch einfach, so dass wir die Strecke in gemütlichem Laufschritt meistern und schließlich Ischgl und das Ziel der zweiten Etappe erreichen.

Ischgl erreicht!

Wir sind überglücklich bereits die zweite Etappe geschafft zu haben, wissen aber auch, dass das „eigentliche Rennen“ erst morgen mit einem Marathon beginnt.

Hier kommen noch die Bilder von PlanB zur zweiten Etappe! Ich liebe diese Zusammenfassungen!

Transalpine Run 2023 – Dritte Etappe – Von Ischgl nach Galtür

Heute steht die erste, richtig lange Etappe mit 42 Kilometern und über 2500 Höhenmetern von Ischgl nach Galtür an. Im Briefing gestern Abend haben wir gehört, dass wir erst auf den Rauhekopf müssen, dann folgt ein sehr technischer Downhill bis nach Mathon.

Dort steht dann bei Kilometer 15 die erste Verpflegungsstation (CutOff-Zeit um 12:30 Uhr), bevor der zweite große Anstieg zum Grießkogel bis auf 2680m folgt. Dort befindet sich (kurz unterhalb des Gipfels) die zweite Verpflegungsstation, bevor dann ein fast 20 Kilometer langer und anspruchsvoller Abstieg bis nach Galtür beginnt.

Das Briefing (für alle die etwas mehr wissen möchten) 🙂

Da der Start erst um 08:00 Uhr ist, können wir bequem frühstücken und finden uns kurz vor dem Start in unserem Startblock ein. Es ertönt „Highway to Hell“ und die TAR-Menschentraube setzt sich in Bewegung, mittendrin auch Reini und ich.

So sieht das Höhenprofil unserer heutigen, dritten Etappe aus (Quelle: https://transalpine-run.com/strecke)

Heute beginnt der Anstieg sehr früh nach dem Start und ab und zu müssen wir an engen Stellen in der Menschenschlange warten, bis wir den Anstieg fortsetzen können. Das ist aber überhaupt kein Problem, denn solche Stellen laden dazu ein etwas zu trinken, eventuell ein Gel zu konsumieren und für einen guten Energiehaushalt zu sorgen. Ich habe bei diesem Rennen gelernt das Positive zu sehen, denn all diese Kleinigkeiten summieren sich an diesen intensiven, langen Tagen.

Dieser Anstieg bis zum Rauhekopf ist eine echte Schinderei. 1200, teils wirklich steiler Anstieg saugen die Kraft aus den Beinen. Mittlerweile habe ich den Stockeinsatz richtig gelernt und kann einen Teil meines Gewichtes gerade bei den Anstiegen mit meinen Armen übernehmen, was gerade nach oben enorm hilft und Kraft in den Beinen spart.

Trotz der Anstrengung habe ich immer wieder mal Zeit mich umzudrehen und die Gegend anzuschauen und das lohnt sich. Es ist so unglaublich schön hier! Es ist alles so groß, teils schroff, teils sanft grün, man kann viele Kilometer weit ins Tal schauen und man hat den Rauhekopf immer vor sich und sieht die lange TAR-Läufer-Karawane wie sie sich hinauf quält. Einfach genial!

Ich sehe einen Hubschrauber der sich im Einsatz befindet, aber Details zum Grund kann ich nicht erkennen. Es ist für mich immer beruhigend zu wissen, dass diese fliegenden Engel bereit sind und uns und anderen Bergmenschen jederzeit helfen wenn wir Hilfe brauchen. Danke dafür!

So erreichen wir den Rauhekopf und beginnen den Downhill. Und dieser hat es (so wie es uns angekündigt wurde) richtig in sich. Dieser ist nicht nur steil, sondern auch technisch extrem anspruchsvoll, denn große Schieferplatten, große Felsvorsprünge, seilversicherte Abstiege, Geröll und andere Herausforderungen wechseln sich ab und die Zeit vergeht wie im Flug. Trotzdem erreichen wir die zweite Verpflegungsstation und damit auch die erste Cutoff-Zeit ca. 20 Minuten bevor diese ablaufen. Alles in Ordnung, wir können die angebotenen Köstlichkeiten genießen.

Wir haben die ersten 15 Kilometer geschafft, allerdings auch schon über 1200 Höhenmeter in den Beinen, als der zweite Anstieg beginnt. War der erste schon steil, sind die nächsten 800 Höhenmeter fast wie Treppensteigen. Ich kann die steilen Stellen nur mit sehr kleinen Schritten und unter dauerhaftem Einsatz der Stöcke meistern und ich verbrauche zwei Gels, damit ich nicht in ein Energieloch falle. Das könnte ich hier am Wenigsten brauchen. Ich vergesse Bilder zu machen, aber irgendwie wird es irgendwann etwas flacher und die Anstiege etwas sanfter, bevor wir die zweite Verpflegungsstation erreichen. Wir wissen, dass diese etwa 150 Höhenmeter unterhalb des Grießkogel (2680m ü.n) befindet. Wir haben auch diese Cutoff-Zeit geschafft (45 Minuten vor der möglichen Zeit). Wir trinken eine Suppe, füllen unsere Soft-Flasks auf und beginnen den finalen Anstieg zum Grießkogel und bald schon hören wir Martin mit seiner Glocke am höchsten Punkt und freuen uns sehr, als wir ihn mit einem „High Five“ begrüßen können.

Nun laufen wir einen anspruchsvollen Downhill, der allerdings nicht allzu lang ist (ca. 300 Höhenmeter). Dann erreichen wir ein Tal, welches wir mit einem erneuten Anstieg (dieser ist nicht besonders steil, tut aber trotzdem weh) verlassen müssen.

Nun beginnt die ca. 14 Kilometer lange, durch die dritte Verpflegungsstation unterbrochene Reststrecke nach unten bis nach Galtür. Diese ist nun weniger anspruchsvoll, aber meine Zehen leiden bei diesem langen Abstieg. Doch auch hier ist die Aussicht jederzeit eine kleine Pause wert und ich nehme mir die Pausen immer wieder.

An der letzten Verpflegungsstation nehmen wir uns ein paar Minuten mehr, denn wir sind hervorragend in der Zeit und laufen die restlichen zehn Kilometer bis nach Galtür ins Ziel.

Es war ein harter Tag mit ca. 43 Kilometern und über 2500 Höhenmetern und wir haben mehr als zehn Stunden für die Strecke gebraucht. Heute haben wir wenig Zeit zur Regeneration, aber bis auf meine Zehen tut mir nichts weh. Dafür dafür bin ich dankbar. Wir gehen zur Pasta Party, nehmen an dem Briefing teil und erfahren, dass wir morgen Früh bereits um 06:00 Uhr starten müssen, da Gewitter am Nachmittag erwartet werden und wir dann bereits im Ziel sein sollen. Es wird also eine kurze Nacht 🙂

Das Video mit den Highlights der dritten Etappe

Transalpine Run 2023 – Vierte Etappe – Von Galtür (AUT) nach Klosters (CH)

Der Wecker klingelt bereits um 04:00 Uhr, denn um 04:15 Uhr werden unsere Taschen im Hotel abgeholt. Wir haben bereits am Vorabend unsere Pflichtausrüstung (heute gehört dazu auch eine Kopfleuchte, da wir im Dunkeln starten) vorbereitet, so dass wir Zeit zum Frühstücken haben und uns danach in den Startbereich begeben. Reini hat heute Nacht nicht gut geschlafen, aber er wirkt fit und das ist beruhigend für mich.

Es ist noch dunkel während wir die vertrauten und verträumten Klänge von „Highway to Hell“ hören 🙂 Wir laufen wie tausende Glühwürmchen im Schein unserer Kopfleuchten los, noch etwas müde und doch aufgeregt.

Für alle die etwas mehr über die heutige Etappe erfahren möchten, kommt hier das Briefing vom Vorabend:

Uns stehen 41 Kilometer, 1600 Höhenmeter, technisches Gelände und knallharte Cutoff-Zeiten bevor. Wir wissen das und versuchen die ersten, flachen Kilometer möglichst flott zu laufen um an den Anstiegen etwas Puffer zu haben.

Bis zur ersten Verpflegungsstation sind die Anstiege überschaubar, allerdings müssen die 12,5 Kilometer in hügeligem Gelände auf teils engen Single Trails in zwei Stunden absolviert werden. Wir laufen stetig und flott und können sogar fast eine halbe Stunde Puffer herausholen, da wir um 07:50 Uhr an der ersten Verpflegungsstation ankommen. Das „feiern“ wir mit Banane, Suppe, Cola und salzigem Gemüse. Wir füllen unsere Getränke auf und laufen weiter.

Die nächsten 500 Höhenmeter sind erheblich steiler und technischer, allerdings erreichen wir (auch bedingt durch den bereits aufgebauten Puffer) die Verpflegungsstation II an der Saarbrücker Hütte, ca. 30 Minuten vor Ablauf der Cutoff-Zeit. Bisher ist das überhaupt kein Problem gewesen! Wieder verpflegen wir uns gut und beginnen den Aufstieg zum höchsten Punkt, der Seelücke.

Der Weg von der Saarbrücker Hütte bis zur Seelücke Silvretta (2770m ü.n.) tut noch einmal weh, aber die Aussicht dort oben ist einfach gigantisch. Wir befinden uns direkt neben einem Gletscher und wir können weit ins Tal zum Hühnersee sehen. Oben wartet Martin mit der großen Glocke (höchster Punkt), aber vom Briefing wissen wir, dass uns ein harter und technischer Downhill bevorsteht.

Unsere Aussicht auf den Gletscher von der Seelücke Silvretta. Einfach gigantisch!

Wir beginnen den Downhill und ja, hier muss jeder Schritt vorsichtig gesetzt werden. Der mit einfachen Balken gesicherte, schmale Pfad führt steil nach unten und ist mit rutschigem Geröll bedeckt. Doch danach wird es nicht leichter, denn nun müssen wir hunderte Meter (teils lockere) Schiefersteinplatten überwinden. Wir suchen unseren Weg von Platte zu Platte und passen gut auf, dass wir nicht in eine Lücke treten, denn das birgt enormes Verletzungspotential. Gefühlt kommen wir kaum voran und langsam machen wir uns doch um die dritte Cutoff-Zeit Sorgen, denn die Zeit vergeht und wir machen (gefühlt) zu wenig Meter.

Doch wie es oft so ist, wird das Gelände langsam einfacher und wir fallen in einen gemächlichen Laufschritt durch das Tal des Hühnersees. Hier staut sich nun wieder die Hitze und ich fülle meine Wasserflasche in einem Bach nach.

Um das Tal verlassen zu können, müssen wir nun weitere 250 Höhenmeter überwinden, und die haben es (wie im Briefing vorhergesagt) in sich. Sie sind nicht nur steil, sondern auch technisch anspruchsvoll. PlanB hat das Gelände mit dicken „Gefährlich“ Warntafeln ausgestattet und an einer Stelle ein Fixseil angebracht. Das ist echt großes Kino! Mir ist bewusst, dass man hier sehr aufpassen muss, aber mir machen solche Stellen Freude. Das gehört irgendwie zu den Bergen dazu und wie es so oft ist, die Zeit vergeht schneller „im Tunnel der Konzentration“.

Bald schon haben wir den Kamm überwunden und nun wird der Downhill erheblich sanfter, bis er in saftige, Schweizer Wiesen mündet.

Wir erreichen die dritte Verpflegungsstation rechtzeitig, verpflegen uns ausgiebig (ich habe heute irgendwie Heißhunger auf Gummibärchen) und laufen weiter dem Ziel in Klosters entgegen. Nun sind nur noch neun Kilometer zurückzulegen. Von einem kurzen, steilen Stück Downhill abgesehen sind diese jedoch unspektakulär und so erreichen wir das Ziel müde, aber glücklich!

Ziel in Klosters erreicht! – Selbst die Natur freut sich und schenkt uns einen Regenbogen

Wir sind sehr stolz, dass wir bereits mehr als die Hälfte des TAR geschafft haben! Das ist für uns eine unglaubliche Leistung und macht uns sehr stolz, auch wenn wir demütig bleiben, denn morgen steht die längste Etappe bevor…..

Im Briefing am Abend erfahren wir, dass wir morgen erneut um 06:00 Uhr starten müssen und das Wetter schlechter werden soll.

Transalpine Run 2023 – Fünfte Etappe (Ersatzetappe) – Auf den Motta Naluns (Scuol)

Wir werden heute Morgen von Donnerkrachen und hellen Blitzen geweckt. Uns ist mulmig zumute, denn wir haben heute 48 Kilometer und über 2000 Höhenmeter vor uns. Wir bereiten routinemäßig unsere Tasche zur Abholung vor, füllen unsere Flaschen und gehen Frühstücken. Das Wetter wird nicht besser und bald schon folgt eine SMS von PlanB, dass wir uns um 06:00 Uhr in der Halle der gestrigen Pasta-Party einfinden um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wir ahnen, dass es heute Änderungen geben wird.

Dieser Eindruck bestätigt sich, als wir auf dem Weg zu der Halle sehen, dass der Startbereich zwischenzeitlich geräumt wurde. Wir werden von Alphorn-Bläsern empfangen, bevor wir die Rennleitung live aus den Bergen aus den Lautsprechern des Raumes hören. Wir hören, dass auch dort ein starkes Gewitter tobt und dass an eine Durchführung der Etappe aus Sicherheitsgründen nicht zu denken sei.

Alphörner zu früher Stunde! Ich fand das echt beeindruckend und schön.

Der Vorschlag ist, dass ab 15:00 Uhr ein Bergsprint auf den Motta Naluns in Scuol erfolgt, da die Pasta-Party sowieso oben auf dem Berg geplant war und somit das Ziel direkt vor der Halle aufgebaut werden kann. Auch hier muss das Wetter passen, aber das wäre der Plan.

Wir erfahren die jeweiligen Abfahrtszeiten der Züge in Richtung Scuol auf Kosten des Veranstalters. Aus meiner Sicht ist diese Lösung konsequent und richtig!

Wir haben Glück und können noch einmal in den Frühstücksraum unseres Hotels zurück, wo wir eine weitere Stunde verbringen, bevor wir nach Scuol fahren und dort unser Hotel beziehen. Wir haben Glück, dass ein „early checkin“ erfolgen kann, so dass wir unser Zimmer bereits sehr früh beziehen können.

Bis 15:00 Uhr haben wir einen halben Tag Zeit und den nutzen wir um den Körper auszuruhen, zu essen und uns auf die Bergsprintetappe vorzubereiten.

Der eigentliche Bergsprint macht einfach nur Spaß! 900 Höhenmeter, verteilt auf ca. 8 Kilometer. Ich habe Spaß und genieße das Essen bei der folgenden Pasta Party.

Wir folgen gespannt dem Briefing für die morgige Etappe, fahren mit der Gondel wieder hinunter nach Scuol und freuen uns vor dem Gang ins Bett auf die morgige Etappe.

Hier folgt das Video mit den schönsten Bildern der fünften Etappe

Ich fand dem Umgang von PlanB mit dieser schwierigen Situation sehr professionell, klar und gut. Einen großen Respekt dafür!

Transalpine Run 2023 – Sechste Etappe – Von Scuol (CH) nach St. Valentin auf der Heide (IT)

Heute starten wir um 07:00 Uhr von Scuol aus. Die Wettervorhersage für ist durchwachsen, aber das stört uns als Läufer nicht, denn technisch soll die folgende Etappe nicht allzu schwierig werden. Uns erwarten 34,5 Kilometer und 2250 Höhenmeter und der höchste Punkt des gesamten Rennens.

Der erste Anstieg wird knackig werden – Die Topographie der sechsten Etappe von Scuol nach St. Valentin

Reini und ich haben als größte Herausforderung die Cutoff-Zeit der ersten Verpflegungsstation bei Kilometer 8,5 nach zwei Stunden und 45 Minuten und etwa 1200 Höhenmeter ausgemacht und versuchen deshalb vom letzten Ton von „Highway to Hell“ an, flott vorwärts zu kommen ohne uns zu überanstrengen.

Unsere Beine sind, trotz der vielen Kilometer und Höhenmeter, relativ frisch und wir laufen ohne Schmerzen, wenn man mal von meinen mittlerweile etwas mitgenommenen, äußeren Zehen absieht. Aber die tun zum Glück fast nur beim Downhill weh 🙂

Nach einer Stunde liegen wir hervorragend in der Zeit und das gibt Sicherheit. Wir steigen flott nach oben und erreichen die erste Verpflegungsstation sogar eine halbe Stunde vor der Cut-Off-Zeit. Nachdem wir bereits 1200 Höhenmeter in den Beinen haben, verpflegen wir uns ausgiebig und nehmen die letzten Höhenmeter im Anstieg zum Piz Lischana in Angriff. Mit 2.975m ü.n ist es der höchste Punkt des Transalpin Runs 2023 und wir freuen uns sehr, als wir auch hier Martin mit seiner Glocke sehen.

Nun beginnt ein ca. zehn Kilometer langer Downhill bis zur zweiten Verpflegungsstation. Anfangs ist dieser noch steil und wir müssen vorsichtig sein, doch bald schon wird er sanfter und gut zu laufen. Trotzdem hat die Anfangspassage des Downhills Zeit gekostet, so dass wir unsere halbe Stunde Vorsprung zur vorgegebenen Cutoff-Zeit nur leicht steigern können. Trotzdem wissen wir bereits jetzt, dass einem erfolgreichen Abschluss dieser Etappe normalerweise wenig im Weg stehen dürfte.

Nachdem wir uns etwas mehr Zeit für die Verpflegung als sonst genommen haben, laufen wir mit neuer Kraft weiter in Richtung der dritten, und letzten Verpflegungsstation. Nun sind die Wege sehr gut laufbar, die Downhills sind sanft, aber es hat angefangen zu regnen. Erst ganz wenig, dann ausgiebig. Das macht aber nichts, denn der Körper ist aufgeheizt und so ziehe ich meine Regenjacke erst spät an.

Nach der dritten Verpflegungsstation wird auch das Wetter wieder besser, allerdings auch die Downhills steiler. Die letzten fünf Kilometer müssen meine Zehen wieder mal leiden, aber das wird bereits zur Routine 🙂

Von Weitem sehe ich bereits den Reschensee wie ein Juwel in der Landschaft und freue mich, diesen bald zu erreichen.

Ist er nicht schön, der Reschensee?

Mit glühenden Zehen laufen wir die letzten zwei Kilometer am Ufer des Reschensees nach St. Valentin und erreichen dort schon bald müde, aber glücklich das Ziel. Wir haben es fast geschafft! Nur noch eine Etappe, dann haben wir den Transalpin Run geschafft. Das hätte ich vor fünf Tagen niemals geglaubt, nachdem wir uns während der ersten Etappe so schwer getan haben.

Nun aber herrscht hier eine hervorragende Stimmung und wir sind überglücklich, dass die Pasta-Party und das Briefing heute im Freien und direkt im Anschluss an die Rennetappe stattfindet.

Dem Briefing aus dem Liegestuhl folgen… einfach wunderbar die Idee! Danke PlanB!

Eine kleine Überraschung wartet heute Abend noch auf mich, und die ist einfach wundervoll! Sigi ist angereist und wir genießen zusammen eine Pizza in toller Atmosphäre. Ich freue mich so sehr, sie nach sechs Tagen wieder zu sehen!

Und wie gewohnt noch die Bilder (das Video) des Tages:

TRANSALPINE RUN 2023 – SIEBTE ETAPPE – VON ST. VALENTIN AUF DER HEIDE (IT) bis nach Prad (Ziel)

Heute Morgen ist etwas anders. Wir stehen wie gewohnt auf, packen die Taschen für den Transport ins nächste Hotel, bereiten unsere Laufrucksäcke vor, Frühstücken und gehen gemütlich in den Startbereich der letzten Etappe. Obwohl uns heute noch einmal 40 Kilometer und 1650 Höhenmeter bevorstehen, ist die Stimmung lockerer, gelöster als sonst, ja fast schon ausgelassen. Jeder freut sich auf das Ziel, auf den Moment des Zieleinlaufes, auf das Bier „danach“.

Quelle PlanB (Seite des TransalpinRun)

Heute scheinen die Cutoff-Zeiten sehr großzügig bemessen zu sein, aber mal sehen…. Reini und ich laufen (ein letztes Mal zu den Klängen der Autobahn in die Hölle) los und versuchen zügig voranzukommen. Wir wollen die Cutoff-Zeiten unbedingt schaffen und nix dem Zufall überlassen. Wir wissen, dass wir bis zur ersten Verpflegungsstation zügig laufen können, denn die Höhenmeter halten sich in Grenzen. Als wir diese dann jedoch in etwa zwei Kilometer früher als geplant erreichen merke ich, dass wir heute eventuell nur 38 Kilometer insgesamt haben könnten. Und jetzt haben wir natürlich noch mehr Zeit um den Anstieg und den Downhill bis zur zweiten Verpflegungsstation zu bewältigen.

Auf dem Weg zum Spitzige Lun – Piz Lun (2324m ü.n) begegnen uns sogar zwei Dinosaurier die bei den Läufern für noch bessere Laune und ein paar unerwartete Momente sorgen.

Trotz angekündigtem Sonnenschein und warmen Temperaturen ist es heute neblig und kühl. Ich mag das, aber für die Fernsicht auf den Ortler ist das natürlich nicht optimal. Im Nebel taucht dann auch unser heutiger höchster Punkt, der Piz Lun (2324m ü.n) auf.

Jetzt kann ich es wirklich kurz machen, denn von nun an laufen wir eigentlich nur noch bergab und haben nur noch wenige Höhenmeter zu bewältigen. Wir schaffen auch unsere zweite Cutoff-Zeit locker und genießen unsere letzte (dritte) Verpflegungsstelle. Es ist ein komisches Gefühl die uns lieb gewonnenen Menschen an den Verpflegungsstellen nicht mehr zu sehen. Obwohl wir noch gar nicht im Ziel sind, beschleicht mich schon etwas Melancholie. Aber nur ganz wenig 😉

14 Kilometer vor dem Ziel rutsche ich seitlich aus und hole mir noch einen kleinen Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel der vor allem bei den geraden Passagen sticht. Aber das ist jetzt auch schon egal. Ich tape ihn fest und laufe weiter. Jetzt würde ich sogar bis zum Ziel kriechen! Und die Dimensionen verschwimmen beim TAR. „Nur noch 14 Kilometer“ ist hier wirklich so gemeint. Für die Läufer ist man 14 Kilometer vor dem Ziel fast schon angekommen. Mir geht es genau so. Man lernt Geduld, Demut vor der Strecke und Kilometerfressen!

Wir laufen, wir reden, wir scherzen mit den anderen Teilnehmern und erreichen schließlich Prad. Wir werden durch einen großen Park geleitet und hören von Weitem schon die Musik und den Moderator im Zielbereich! Ich kann es nicht fassen, wir sind fast im Ziel, wir haben sieben Tage eine extreme Belastung gemeistert, wir sind über die Alpen gelaufen, wir haben gleich den Transalpin Run gefinished. Eines meiner sportlichen Lebensziele ist soooo nah!

Die Musik wird lauter und unsere Beine werden noch einmal schneller. Nur noch wenige Meter! Wir werden mit Teamnamen und unseren Vornamen begrüßt, wir laufen unter dem Zielbogen durch und nun sehe ich Sigi mit den zwei Medaillen in der Hand. Sie überreicht sie erst mir, dann Reini! Ich kämpfe mit meinen Freudentränen und kann sie nur schwer zurückhalten! Ich fühle mich so glücklich! Überhaupt nicht erschöpft sondern gelöst, stolz, fröhlich und komplett sorgenfrei. Ich habe das Gefühl, ich könnte Bäume ausreißen!

Nun kommen so viele Menschen die wir die letzten Tage kennen und schätzen gelernt haben auf uns zu und wir gratulieren uns gegenseitig. Wir haben so viele besondere, harte, einmalige und wunderschöne Momente miteinander verbracht, das schweißt zusammen! Ich werde all diese Menschen vermissen.

Ich hole das „Objekt der Begierde“, mein Finishershirt des Transalpin Run 2023 ab und bin stolz wie Bolle!

Nun ist die Zeit für Fotos, Bier und Snacks gekommen! Wir genießen ausgiebig bevor wir ins Hotel gehen um zu duschen und uns für die letzte Pastaparty mit anschließender Feier vorzubereiten.

Nun wird nur noch gefeiert! All die Anspannung, all die Zweifel, all die Anstrengung, all die mentale Belastung….. wir tanzen sie heute Abend weg! Der Zieleinlauf war wundervoll, aber den Weg mit den vielen tollen Menschen zu „gehen“ (eigentlich zu laufen), all die unvergesslichen Augenblicke zu genießen, Martin mit seiner Kuhglocke am höchsten Punkt, die wundervolle Aussicht in den Bergen, die netten Begrüßungen an den Verpflegungsstationen, das tolle Team von PlanB und natürlich ein solch gigantisches Erlebnis mit meinem Cousin und Laufpartner Reini. Es hat sich gelohnt! DAS vergessen wir niemals!

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