Iron Lake Challenge Germany geschafft!

Iron Lake Challenge Germany geschafft!

Interview mit Diana und Taddi

Bei der Iron Lake Challenge Germany müssen die zehn größten Seen Deutschlands zu Fuß umrundet und weit über 500 Kilometer zurückgelegt werden. Dabei liegen die Seen in vier unterschiedlichen Bundesländern, so dass hinter einem solchen Vorhaben Ausdauer und Planung in jeglicher Hinsicht notwendig ist.

Was selbst für erfahrene Athleten eine Herausforderung darstellt, haben Diana und ihr Sohn Taddi als Mutter-Sohn Team als Erste geschafft!

Wir sind deshalb sehr dankbar für das Interview mit diesen sympathischen Menschen und freuen uns schon sehr auf die gemachten Erfahrungen.

Liebe Diana,

lieber Taddi,

als Erstes möchte ich euch im Namen der gesamten Iron Lake Challenge Community unsere herzlichsten Glückwünsche zum Finish der Iron Lake Challenge Germany aussprechen! Wir haben viele Fragen und freuen uns bereits darauf, euch diese stellen zu dürfen.

Wer seid ihr und was macht ihr so in eurer Freizeit?

Richtig heiße ich Tadeo, aber die meisten sagen einfach Taddi zu mir. Ich bin jetzt 13 und gehe in die 8. Klasse Jungmann Gymnasium in Eckernförde. Ich segel gerne im Segelclub Eckernförde (SCE) und spiele Dart bei den Wilden Dartern Eckernförde in der Kids Abteilung und ich Golfe. Mit anstrengendem Sport und laufen hab ich das eher weniger, aber ich fand das mit der Iron Lake Challenge cool und dachte, da kann ich ja mitmachen. Aber ich komm ja alleine nirgends hin und das ist ja auch langweilig alleine rumlaufen und deshalb hab ich meiner Mutter vorgeschlagen, dass wir das zusammen machen. Nä, Mama?

Genau. Ich bin Diana, 46 Jahre alt, arbeite als Fachbereichsleiterin im Grundsatz bei der GMSH, und zu unserer Familie gehört neben uns beiden noch Papa Lars, 53 und Vincent (Vinnie), der gerade 16 geworden ist. Wir sind eine Segler-Familie, womit weitere Hobbies dann eigentlich entfallen, es sei denn, man findet etwas für den Winter. Und so hab ich im September 2023 auch gedacht: naja, ein bisschen Bewegung schadet ja nicht. Dann eben mit Taddi um ein paar Seen hier in der Umgebung in Schleswig-Holstein laufen.

Ihr habt alle zehn Seen der Iron Lake Challenge Germany als Erste komplett umrundet. Wie kam es dazu? War das von Anfang an euer Ziel?

Von Germany war am Anfang gar keine Rede. Wir hatten ja schon mega Respekt vor dem Plöner See mit über 40 km in der SH Challenge. Damals noch mit Wanderstiefeln ausgestattet, stand aber fest, dass mit zunehmend kürzeren Tagen dieser See geschafft werden muss und daher haben wir ihn am 30.10.2023 gemacht – einen Tag nach der Zeitumstellung und damit wirklich letzte Chance.

Mit nur 4 „kleinen“ Seen Training in fetten Wanderstiefeln … aus heutiger Sicht ziemlich naiv. Egal, wir sind diesen Gegner zu Ende „gekrochen“ (auf den letzten 5 km alle 100 m Pause, völlig fertig, Tränen und Hilflosigkeit) und hätten in dem Moment beide schwören können: Ende! Finito! Nie wieder!

Aber dann ist das Ziel doch erreicht, und am nächsten Tag sieht die Welt schon wieder anders aus. Von da an gingen die anderen Seen SH deutlich leichter und zwei Wochen später beschlossen wir: Das war der erste, davon schaffen wir noch 9. Wir melden uns für Germany an. Haben wir dann auch Mitte November gemacht, aber erstmal SH bis Weihnachten zu Ende gelaufen.

Im Dezember haben wir dann gemerkt, dass die Tage viel zu kurz sind für große Seen und uns zum weiteren Training für Niedersachsen gemeldet. Die Seen sind klein und daher gut im  Januar schaffbar.  Einer davon war das Steinhuder Meer mit „nur“ knapp über 30km, womit See Nr.2 von Germany geschafft war.

Und dann war klar: Januar 2024 muss ILC Mc-Pomm gemeldet werden, damit wir zumindest anfangen können, die zwei und drei Tage Touren Schweriner See und Müritz, die täglich auch um die 30 km lagen, zu laufen (Hauptsache keine 40 mehr – kleines Trauma). Gleichzeitig waren die Beiden perfektes Ausdauertraining für uns. Und: wir hatten ohne weitere „Horror-40er“ 2 weitere Germany Seen, das gab ganz schön Motivation. Nun waren schon 4/10 geschafft.

@Taddi: Eine solche Leistung ist für Erwachsene schon eine echte Herausforderung. Wie hast Du das geschafft? War es sehr schwer?

Nach dem ersten See konnte ich gar nicht mehr laufen. Ich war das ja überhaupt nicht gewohnt. Das war 15 km von uns zu Hause entfernt. Aber der Tag war so toll, wir haben einen Trecker-Corso gesehen und alle haben gewunken. Beim Plöner See war es wirklich mega schwer und ich wollte aufgeben, aber Mama hat uns da irgendwie durchgekriegt. Ich hab geheult und Mama war verzweifelt. Heute denke ich: kann doch gar nicht sein, ich schaff doch locker 50. Naja, ganz locker nicht, aber beim letzten See, dem Kummerower See, hab ich bis zum Schluss beste Laune gehabt und nicht mal 45 km als super anstrengend empfunden. Aber es ist schon so, dass bis 40 km es heute leicht ist und ab da schwierig wird. Bei 50 km brauch ich die letzten 5 km Ablenkung mit Spielen, wir machen Stadt Land Fluss mündlich oder „Wer bin ich“. Dann klappt’s. Aber ich wollte das ja auch unbedingt.

Was ist euch bei dieser Challenge am Schwersten gefallen? Welches war der anstrengendste See?

Bis heute: Der Plöner See. Weil wir viel zu fette, nicht ausreichend gedämpfte Stiefel dafür anhatten, falsche Socken, keine Blasenpflaster, Scheuerstellen und Blasen waren die Folge. Mit jetziger Ausrüstung und heutigem Trainingsstand wäre er ein Witz. Aber: im Herbst waren wir nun mal noch nicht so weit.

Was hat euch am Besten gefallen und welche Momente werdet ihr niemals vergessen?

Taddi: Die Ringelnatter am Plöner See und die Nutria am Dümmer. Und die Seeadler. Eigentlich alle Tiere. Das gute Essen abends in Restaurants und das Schwimmen im Pool – Mama hat immer geguckt, dass wir nicht nur laufen, sondern uns wenn schon denn schon auch rundherum was gönnen. Und in Bayern waren die Berge mega. Am Chiemsee konnte man die am Besten sehen.

Und ich werde den Moment nicht vergessen, als wir auf dem Hamburger Flughafen beim Gepäck aufgeben stehen und uns mitgeteilt wird: Der Flug ist gecancelt. Da mussten wir wieder unverrichteter Dinge nach Hause fahren, weil kein Ersatz machbar war. Noch nie erlebt, aber ausgerechnet bei der Iron Lake Challenge passiert sowas. Wenigstens sind wir auf keinen Kosten sitzen geblieben. Aber da war ein Wochenende futsch. Ach ja, und wir hatten ja auch einen Reifenplatzer im Auto. Zum Glück auf dem Rückweg vom Schweriner See – da waren wir dann auch erst nachts zu Hause…

Wie habt ihr euch die Umrundung der großen Seen eingeteilt und wie viele Stunden wart ihr täglich auf den Beinen?

Die Tageseinteilung:

Bei Sonnenaufgang aufstehen (da gabs dann mitgebrachtes fertig-Sandwich von Lidl statt Frühstücksbufett, weil das in den meisten Hotels erst um 7:30 aufmacht und das für uns zu spät war) und spätestens 1 Stunde nach Sonnenaufgang los und dann möglichst im Hellen noch zurück. Bei den großen Seen haben wir darauf geachtet, dass die Tage wieder über 10 Stunden Licht hatten, aber wir haben zur Sicherheit auch eine Super Stirnlampe besorgt, die wir tatsächlich auch 2 x nutzen mussten. Also im Dezember/Januar keinen großen See laufen.

Pausen haben wir deutlich reduziert, weil wir gelernt haben, dass wir nach längeren Pausen kaum gehen können. Je länger die Pause, desto schwerer wird’s danach. Also: maximal 5 min. Pause, dann weiter. Und alle 10 km eine Banane.

Im Schnitt sind wir 5 km pro Stunde gelaufen, also bummelig 10 Stunden bei 50 km plus/minus ein bisschen… irgendwie so. Und durch Fotos machen, Klogang oder irgendwo was gucken, Banane essen oder oder … sind dann locker 1 Std. Pause insgesamt draufgekommen. Also 11 – 12 Stunden waren wir so bummelig unterwegs.

Die Challenge-Einteilung insgesamt:

Taddi: Da Mama Vollzeit arbeitet und ich zur Schule gehe, können wir ja nur an den Wochenenden oder in den Ferien laufen. Also bis Osterferien möglichst immer Freitags Anreise und wie Mama sagt: „mental drauf vorbereiten“ bei gutem Essen, Schwimmen und Sauna. Dann Samstag laufen und je nachdem, wie weit weg, abends nach Hause oder eben noch eine Nacht da bleiben und Sonntag nach Hause. Papa hat sich gefreut, dass er in Ruhe Bootspflege machen konnte, wenn wir weg waren und mein Bruder war ja eh oft segeln, der macht ja Leistungssegeln im Landeskader Schleswig-Holstein.

Und dann waren die Osterferien da, da haben wir Bayern gemacht, aber mit Flugzeug, weil Mama meinte, dass wir nicht 10 Stunden und mit Stau länger im Auto sitzen wollen 2 Tage lang um einen Tag zu laufen. Also sind wir Gründonnerstag nach München geflogen und Ostermontag zurück um dann Karfreitag und Ostersonntag Starnberger See und Ammersee zu laufen. Das haben wir auch gelernt: 33 Stunden Pause zwischen 2 großen Seen ist eine Sch… Idee. Wir brauchen mindestens 3 Tage, besser 1 Woche Regeneration. Mag sein, dass das bei anderen anders ist.

Dann haben wir eine Woche Familienurlaub gemacht und dann sind wir in unseren 3 Wochen Osterferien in der 3. Woche nochmal Montag nach München geflogen, Dienstag Chiemsee gelaufen und Mittwoch wieder zurück.

Und dann gab es das letzte Ferienwochenende, dass war der 20. April, da hat Mama gesagt: Das ist der letzte, den ziehen wir jetzt durch und dann wird Sonntag Mast gestellt und zurück aufs Boot gewechselt.

Hab ich schon erwähnt, dass meine Mama Doppelclippo mit dem lieben Gott oder eine Hexe ist? Wir haben immer wenn wir laufen gutes Wetter. Oma, Opa, Freunde … alle haben immer gesagt: wenn denn ma nicht das Wetter schlecht ist – aber das war eigentlich nie der Fall. Irgendwie kam immer die Sonne. Eine Freundin von Mama hat nachher schon gefragt: lauft ihr Samstag? Ich wollte nur wissen, weil dann ja Sonne scheint… 🙂

Bei der Iron Lake Challenge legen wir großen Wert auf das „Genießen“. Kann man bei einer so großen Herausforderung noch genießen?

Taddi: Positiv. Ich bin ja sowieso eher Genießer und nicht so extrem sportlich und ich hab mit Mama ja immer coole Hotels möglichst mit Pool rausgesucht, wenn wir weiter weg waren und das Essen war mega krass. Burger. Nachtisch: Tiramisu. Grandios. Manchmal haben wir auch Frühstücks-Buffet gehabt (wenn das zeitlich ging) und das war auch mega lecker. Ich würde sagen, dass ich 10 x einen tollen, manchmal etwas qualvollen Wochenend-Urlaub hatte.

Was ich auch total genossen habe, ist die Zeit mit Mama. Kein großer Bruder, kein „ich hab jetzt keine Zeit, ich muss bügeln“ oder sonstwas nerviges. Einfach nur wir beide mit Zeit ohne Ende. Ich konnte alles erzählen und Mama hat stundenlang nur mir zugehört. Das war toll.

Die ganzen Tiere in echt zu sehen, also nicht im Zoo, ist auch mega. Das hat schon was mit Genießen zu tun. Und wenn man unter einem roten Sonnenhimmel steht und kein Mensch um einen rum ist, erinnert das ans Segeln im Sommer. Herrlich.

Eigentlich ist fast alles ein Genuss, außer wenn die Knochen irgendwann auf dem Weg zu 50 km anfangen, wehzutun. Danach ist wieder Genuss, weil man dann ganz stolz auf sich ist. Ich bin das zumindest. 

Was habt ihr gemacht um die Motivation und Stimmung hoch zu halten?

Haben wir ja im Prinzip schon gesagt: wir haben jedes Mal ein Erlebnis draus gemacht und versucht, immer etwas vor Augen zu haben, worauf wir uns freuen.

Bei so vielen Kilometern zu Fuß muss alles stimmen. Ausrüstung, Verpflegung, Streckeneinteilung etc. Ich liebe es von Menschen zu lernen die das schon gemacht haben, was ich gerne machen möchte. Habt ihr ein paar Tipps zur Ausrüstung, Einteilung, Verpflegung und anderen wichtigen Faktoren?

Tipp 1: Essen und Trinken:

Am Anfang hatten wir für den 23 km Wittensee je 2 Frikadellen, 2 belegte Brötchen, 2 Bananen mit und 2 L trinken für beide. Schnell haben wir umgestellt und sind alle Seen, auch die 50er, nur noch mit 4 Bananen pro Person für den Tag und 2 L. Trinken pro Person gelaufen. Mehr braucht es nicht.

Tipp 2: Schuhe und Socken:

Von normalen Schuhen über fette Wanderstiefel (die bei Frost bestimmt auch sinnvoll waren) zu ultraleichten Trail-Running-Schuhen mit Mega-Dämpfung. Extra Gel-Einlagen/Schaumstoff-Einlagen statt der normalen in den Schuhen befindlichen Einlagen. Statt Sportsocken hin zu Kompressions-Wandersocken – die geben echt mehr power und verhindern Wanderkrätze – kannten wir vorher auch nicht und hat auch nichts mit Krätze zu tun, sondern kommt von geplatzten Äderchen, weil man an Schienbein und Wade kaum schwitzt – dann wird’s rundum ganz rot. Wer das mal hat: Kompressionswandersocken.

Tipp 3: Klamotten

Atmungsaktives Shirt, Jacke und eine möglichst leichte, einrollbare Regenjacke, damit es nicht zu viel Gewicht ist, aber man auch nicht durchnässt (letzteres haben wir aber nie gebraucht, weil nie wirklich Regen). Sportunterhose hilft enorm um ungünstig gelegene Scheuerstellen zu vermeiden. Blasenpflaster vorher auf die gefährdeten Stellen und die Socken helfen auch, Blasen zu vermeiden. Gelpolster-Ringe für den Vorfuß können das auch.

Tipp 4: Rucksack-Weste statt Wanderrucksack

Das spart nochmal ordentlich Gewicht und man hat keine Scheuerstellen vom Tragegurt.

Tipp 5: Schlafen.

Es bringt nichts, morgens um 4 aufzustehen um dann um 7 pünktlich übermüdet am See zu sein und loszulaufen. Gönnt euch eine Unterkunft direkt am See. Und im Zweifel auch noch einen Tag danach. Ich bin 1x vom Schaalsee direkt knapp 3 Stunden nach Hause gefahren: doofe Idee. Aber alles gut gegangen.

Tipp 6: Ein gutes Verhältnis zum lieben Gott/zum Universum

… verhindert Regen und hat zumindest uns gutes Wetter beschert 🙂

Wolltet ihr euch dieser Herausforderung schon länger stellen? War es immer schon der Plan das zusammen zu tun?

Ganz bestimmt nicht. Das kam durchs Surfen im Internet und der Feststellung, dass es sich im Herbst gut realisieren lässt. Reiner Zufall und dann hat’s zeitlich gut gepasst.

Was habt ihr euch für 2024 für sportliche Ziele gesetzt?

Wir gehen jetzt erstmal wieder segeln, Taddi macht noch Darten und Golfen (also alles, wo man nicht laufen muss). Und im Herbst machen wir Niedersachsen und Mc Pomm zu Ende, da können wir dann ja wieder mit den kleinen Seen reinkommen.

Könnt ihr die Iron Lake Challenge auch anderen empfehlen?

Auf jeden Fall. Gerade als Team lernt man sich nochmal total gut kennen und wächst zusammen. Streit gehört auch dazu, aber auch das formt ja. Wir können uns aber beide nicht vorstellen, die Challenge alleine zu laufen: dafür reden wir zu gerne – da wär uns langweilig.

Was können wir zukünftig besser machen?

Bei einigen Seen Hinweise geben, wann sie nicht laufbar sind. z. B.: Großes Meer bei Emden in Niedersachsen geht nur mit den Handfähren von O-O (Ostern bis Oktober), genauso der Kummerower See mit der Fähre Aalbude, die auch erst ab Ostern fährt. Ob Google-Maps, Bergflix oder andere Apps: alle weisen Wege aus, die nicht zu jeder Jahreszeit gehen. Das wären wertvolle Hinweise, für die wir lange recherchiert haben und die man wirklich nur durch Zufall rausbekommt.

Ansonsten: Nix.

Liebe Diana, lieber Taddi vielen Dank für dieses Interview. Wir sind sehr stolz auf eure Leistung und hoffen, wir bleiben in regelmäßigem Kontakt!

Uwe und das ILC – Team

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