Alpenüberquerung E5 – Von Oberstdorf nach Meran

Alpenüberquerung E5 – Von Oberstdorf nach Meran

Der E5 ist der bekannteste, europäische Fernwanderweg und verbindet auf über 3.000 Kilometer das Kap Pointe du Raz (Frankreich´s Westen) mit der norditalienischen Stadt Verona. So interessant ein kompletter Fernwanderweg auch ist, so stellt sich doch immer die zeitliche Frage. Deshalb haben wir uns für die eigentliche Alpenüberquerung von Obersdorf im Allgäu nach Meran vorgenommen. Hier erzähle ich Dir ausführlich und ehrlich was wir erlebt haben und gebe Dir wertvolle Tipps, falls Du diese Tour auch machen möchtest. Es ist aber auch ein Bericht den wir uns noch Jahre später durchlesen werden, dann hoffentlich mit einem zufriedenen und glücklichen Lächeln.

Auf alle Fälle gehört diese Tour zu meiner „Adventure Bucketlist“ und ich bin sehr dankbar, sie mit guten Freunden und tollen Menschen erlebt zu haben.

Wir waren vom 14. August 2021 bis zum 21. August 2021 auf dem E5 unterwegs. Danach folgten noch zwei wunderschöne Tage in Meran.

Route von Oberstdorf nach Meran

Fragen zum E5 kurz und knapp beantwortet

Bevor ich Dich auf diesen Fernwanderweg mitnehme, möchte ich Dir die häufigsten Fragen rund um den Fernwanderweg „E5“ beantworten. So kannst Du unsere Reise besser verstehen und für Dich entscheiden, ob Du ebenfalls Lust auf solch eine Reise hast.

Wie lang ist der E5?

Der volle Europäische Fernwanderweg E5 beginnt eigentlich in der Bretagne (Frankreich) am Kap Pointe du Raz und führt über die Schweiz, Deutschland, Österreich bis in die italienische Stadt Verona. Die volle Länge des E5 beträgt also satte 3000 Kilometer. Meistens wird mit dem E5 jedoch die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran (ca. 140 Kilometer, verteilt auf 5 Bergketten und 6 Täler) gemeint. Aber selbst die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran kann individuell geplant werden und mit Busetappen „verkürzt“ werden.

Wie lange dauert der E5?

Unsere Tour dauerte (wenn man zwei Tage Meran herausrechnet) acht Tage an denen wir unterwegs waren. Die sportlichen unter euch können mit Sicherheit ein oder zwei Tage einsparen, aber ich empfehle es euch nicht. Ganz im Gegenteil. Ihr seid in paradiesischen Landschaften unterwegs. Nehmt euch lieber einen oder zwei Tage mehr Zeit und genießt euren E5.

Der E5 – Weitwanderweg erhält seinen Reiz aus den malerischen Landschaften, dem guten Essen und den tollen Menschen. Ganz bestimmt nicht aus der Eile heraus. Also wenn ihr auf sportliche Höchstleistungen aus seid, dann nur zu. Aber ihr verpasst das Wesentliche!

Wie viel kostet die Alpenüberquerung über den E5?

Ok, uns hat die E5 mehr gekostet als geplant, aber das lag an uns selbst. Wir haben in etwa 1000,- EUR für die zehn Tage gebraucht. Da waren jedoch auch zwei Übernachtungen in Meran dabei und wir haben uns täglich zwei warme Mahlzeiten gegönnt. Die Übernachtungen auf den Hütten haben wir (wenn möglich) mit Halbpension (Abendessen und Frühstück) gebucht und der obligatorische Zirbenschnaps nach einem harten, erfolgreich absolvierten Tag durfte auch nicht fehlen. Ja, mit dem Geld könnt ihr auch All Inclusive eine Woche nach Mallorca fliegen, aber ganz ehrlich….. die Erinnerungen die wir gesammelt haben, sind jeden Cent wert!

Wann ist die beste Zeit für die Alpenüberquerung über den E5?

Wir haben uns für unsere Reise für Mitte August entschieden. Andere sagen, dass sie als Reisezeit den Juni bis Mitte September empfehlen. Das kann aber mit den momentanen Klimaveränderungen durchaus variieren. Denk aber dran, dass Du teils bis auf über 3000m Höhe steigst. Da liegt oft bis in den Frühsommer noch Schnee und der Schneefall kann bereits Ende August wieder einsetzen.

Wir hatten Tage mit über 30 Grad Celsius dabei an denen ich auf einer zurückgelegte Entfernung von ca. 25 Kilometer über fünf Liter Wasser getrunken habe und wir hatten einen Tag dabei an dem es auf 2400m Höhe (Württemberger Haus) einen Schneesturm gegeben hat. Und das Mitte August!

Welche Fernwanderwege gibt es noch?

Europa hat offiziell 12 Fernwanderwege. Die Kriterien sind eine Mindestlänge von 500km und sie müssen durch mindestens 3 Länder führen.

Packliste

Puuuh, es war gar nicht so einfach eine passende Packliste zu erstellen, vor allem weil ich noch überhaupt keine Vorerfahrungen im Zusammenhang mit Fernwanderungen mitbringe. Aber wofür gibt es Bücher, Foren und das Internet? 🙂 Nach eingehender Recherche präsentiere ich Dir meine Packliste vor der Reise mit ein paar Anmerkungen uns erster Hand (und eigener Erfahrung).

Unsere Rucksäcke für die E5

Packliste E5 zum Download und Abhaken (.pdf)

Dokumente: Ausweis, Impfnachweis Corona, Krankenkassenkarte, Buchungsbestätigungen Hütten (Smartphone), Streckenkarte, Tickets für Busse und Bahn (optional)Zahlungsmittel: Kredit- und EC-Karte, genug Bargeld, vor allem auch in Münzen für Waschmaschinen etc.
Wanderrucksack: Ca. 40 Liter sind ausreichend, ich hatte mir einen Rucksack ausgeliehen, dieser hatte 60 Liter. Nächstes Mal werde ich jedoch mit einem 40 Liter-Rucksack vorlieb nehmen.Schuhe: Neben meinen Wanderschuhen habe ich auch ein paar Trailschuhe und ein paar Schlappen (für die Duschen und für die Hüttenabende) dabei. Anmerkung: Für mich war es aufgrund der Blasen wichtig die Schuhe wechseln zu können.
Socken und Unterwäsche: Ich habe zwei Paar Merino-Socken und vier Paar normale Sportsocken dabei gehabt. Außerdem genug bequeme Unterhosen. Die Merino Socken waren super, aber es gibt große Qualitätsunterschiede. Merino ist nicht gleich Merino!Hosen: Zwei Paar Wanderhosen mit Zip-Verschluss, damit man diese auch „kurz“ machen kann. Eine ganz leichte, lange Sporthose für die Hütte am Abend und eine Regenhose, kurze Hose
Jacken: Mittelwarme Daunenjacke und einen Windbraker, eine Regenjacke, evtl. eine leichte Fließjacke. Anmerkung: Es gibt Daunenjacken die man extrem klein zusammenpacken kann. Die sparen viel Platz im Rucksack. T-Shirts: Ein Merino-Funktionsshirt (ACHTUNG! Es gibt unterschiedliche Qualitäten), zwei Sportfunktionsshirts (leicht waschbar) und 3 Baumwollshirts
Kopf- und Hände: Buff, Cappy, Mütze, Handschuhe. Anmerkung: ich habe die Handschuhe nicht gebraucht, aber das hätte auch ganz anders aussehen können. Toilettenartikel: Zahnpasta, Zahnbürste, Duschgel, Handwaschpulver, Sonnencreme, Deo, Handtuch
Sonnenbrille (WICHTIG)Trinkblase (2 Liter)
Smartphone, Ladekabel, PowerbankDrybag
Apothekenartikel: Blasenpflaster!!!, Ibu, Fußbalsam, Tape, evtl. Kniebandage, Halslutschtabletten, FFP2-Masken, FeuchttücherVerpflegung: Riegel, Kekse, Würstl, Nüsse
Schlafsack (während Corona sind diese Pflicht). Anmerkung: Oft reicht ein Hüttenschlafsack nicht, denn es kann nachts sehr kühl werden. Erste Hilfe Set! Rettungsdecke

Einleitende Gedanken zu unserer Alpenüberquerung auf dem E5

Der Spruch von Kurt Tucholsky „Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben“ berührt mich seit Jahren und hält eine dauerhafte Suche in mir wach. Es handelt sich um eine Sehnsucht Neues zu erleben, neue Gebiete zu entdecken, Menschen kennen zu lernen und mich vor allem immer wieder selbst besser zu verstehen. Nicht umsonst ist eines meiner „Big5forLife“-Ziele 150 Länder zu bereisen.

Seit Jahren pflege ich eine umfangreiche „Bucketlist“ auf der viele Dinge vermerkt sind. Dinge, die ich unbedingt „machen“ möchte. Die Alpenüberquerung über den E5 wanderte im Jahr 2017 auf diese Bucketlist, nachdem ich einen fesselnden Artikel darüber gelesen hatte, untermalt mit atemberaubenden Bildern. Umso mehr habe ich mich gefreut, als Sigi (meine Frau und Seelenverwandte) im Februar dieses Jahres eines Abends mit dem Vorschlag nach Hause kam, zusammen mit drei guten Freunden (Lisa, Domenico und Peter) die E5 in Angriff zu nehmen.

Der E5 (war) ein wichtiger Teil meiner Bucket List

Damit nicht genug, begann sie am Folgetag mit dem Buchen der Übernachtungen auf den Hütten. Es wurde also Ernst, denn der Wunsch wurde zum konkreten Gedanken, dieser zur Tat und damit zur Realität.

Mit Sigi und unseren langjährigen Freunden Lisa, Domenico und Peter bildete sich ein Team bei dem ich von Anfang an ein sehr gutes Gefühl hatte und bei dem ich wusste, dass man sich jederzeit auf jede(n) Einzelne(n) verlassen kann. Ich hatte also zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Zweifel! Sorgen ja, aber das lag nicht an diesen wundervollen Menschen. Aber dazu später mehr.

Einen besonderen Dank

Ich möchte mich bei zwei Menschen besonders bedanken.

Als Erstes möchte ich mich herzlich bei Sigi bedanken für die Initiative, die Hüttenbuchungen und das Kümmern um all die Feinheiten (Erstellen von Notfallkontaktschildern, Besorgen von Kleinigkeiten wie Blasenpflastern etc, das Sammeln von Kleingeld für Duschen etc.). Gerade in der „heißen“ Zeit der Vorbereitung habe ich Dir aufgrund meiner beruflichen Herausforderungen den Großteil der Arbeit überlassen. Danke mein Schatz, dass Du immer für mich da bist und diese Reise erst ermöglicht hast!

Und dann möchte ich mich vielmals bei Peter bedanken. Peter war der Kopf hinter der gesamten Reise. Peter hat unzählige Stunden für die Planung der Tour, das Sammeln von Informationen und die Kommunikation mit einer Vielzahl an Menschen verbracht. Damit hat er für das gesamte Team bereits im Vorfeld den Grundstein für das Gelingen dieses Unterfangens gelegt. Doch damit nicht genug, hat sich Peter auch während der Tour jeden Abend akribisch auf den kommenden Tag vorbereitet, uns bei Störungen der Ursprungsplanung stets eine optimale Alternative gesucht und das alles ohne ein einziges Mal zu Murren, ganz im Gegenteil. Peter ist ein Indianer vom Stamme der „Gute Laune – Wanderer“.

Erste Etappe – E5 von Oberstdorf nach Holzgau

Als erste Etappe des E5 haben wir uns eine echte Herausforderung vorgenommen. Wir möchten von Oberstdorf bis nach Holzgau wandern und dabei 25 Kilometer und einen Anstieg von etwa 1300 Höhenmeter bewältigen. Dabei möchten wir als kleine Raststation die Kemptner Hütte besuchen, bevor wir dann die letzten Höhenmeter hinauf auf das Mädelejoch bewältigen. Dieses stellt gleichzeitig die Grenze zwischen Deutschland und Österreich (Bayern und Tirol) dar. Danach möchten wir uns die größte Hängebrücke Österreichs kurz vor Holzgau anschauen und dann in Holzgau übernachten. Es startet also mit einem echten Kracher!

Nach knapp zwei Stunden Zugfahrt vom Münchner Hauptbahnhof bis nach Oberstdorf haben wir den Ausgangspunkt unseres Abenteuers erreicht. Hier soll es also beginnen, unsere Alpenüberquerung über den E5 von Oberstdorf bis nach Meran. Ich erwarte zahlreiche Gleichgesinnte am Bahnhof, aber so ist es nicht. Wir sind die einzige Gruppe die, ausgerüstet mit prall gefüllten Rucksäcken, offensichtlich den E5 vor sich hat.

Oberstdorf ist die südlichste Gemeinde Deutschlands und ein äußerst bekannter Kurort im Allgäu. Du kennst diese Ortschaft wahrscheinlich vor allem von dem weltberühmten Skispringen, welches jedes Jahr auf der örtlichen Skisprungschanze stattfindet. Ich war noch nie hier, aber die Ortschaft begeistert mich sofort mit ihrem Charme und ich nehme mir vor, unbedingt wieder einmal zurückzukommen. Für Wanderer und Trailläufer ist Oberstdorf ein optimaler Ausgangspunkt für tolle Abenteuer. Schließlich warten zahlreiche Gipfel mit über 2000 Metern Höhe auf ihre Eroberung. Am bekanntesten ist wohl der „Große Krottenkopf“, welcher mit seinen 2656 Metern Höhe auch der höchste Berg der Allgäuer Alpen ist.

Wir wandern also los und erfreuen uns an dem wunderschönen Wetter. Es ist 10:00 Uhr vormittags, aber die Sonne ist schön warm und die ersten Kilometer sind flach. Wir wissen, dass wir die ersten zehn Kilometer gerade einmal 300 Höhenmeter bewältigen werden, aber das ist perfekt, damit wir uns an die noch ungewohnten Rucksäcke gewöhnen. Oberstdorf liegt auf 800m ü.n. und nach zehn Kilometern werden wir auf ca. 1.100m Höhe sein.

Eine Faustregel besagt, dass das Gewicht des Rucksacks (ohne Getränke und Verpflegung) 10% des Körpergewichtes nicht übersteigen sollte. Obwohl ich mit meinen etwas über 80 Kilogramm ein echter Brocken bin (muss unbedingt wieder etwas Gewicht verlieren) ;-), habe ich es beim Packen nicht geschafft unter zehn Kilogramm zu bleiben. Mit meinen beiden Trinkflaschen und der Verpflegung wiegt mein Rucksack in etwa 13 Kilo. Noch schwerer haben es unsere Fliegengewichte Sigi und Lisa. Sie schleppen ähnliche Lasten, sind aber noch erheblich leichter.

Unser erstes Etappenziel ist in meinem Kopf die Kemptner Hütte, denn ich liebe das Essen auf Hütten nach einer schönen Wanderung. In meinem Kopf habe ich die folgende Route gespeichert: „OberstdorfTrettachtalOberauKnieSperrbachtobelKemptner Hütte„. Wir wandern durch wunderschöne Blumenweisen, es ist alles saftig grün und über uns erhebt sich die beeindruckende Bergwelt der 2000+ Giganten.

Nach wenigen Kilometern erreichen wir den Christlessee. Dieser ist so klar, dass sein türkises Wasser fast an eine karibische Bucht erinnert. Unsere Damen sind begeistert 🙂 Von einem ersten Bad können wir sie gerade noch abhalten, denn dieses hätte uns viel Zeit gekostet 🙂

Ach übrigens…. ich darf Dir nicht verschweigen, dass Du diese Etappe (falls Du sie auch machen möchtest) auch etwas abkürzen kannst. Du kannst mit dem Bus bis Spielmannsau fahren und Dir damit ca. acht Kilometer an Fußweg sparen. Das ist nicht besser oder schlechter, sondern einfach nur kürzer. Sigi war dafür, hat diese Haltung jedoch definitiv nicht wehement genug vertreten.

Unsere Laune ist hervorragend und wir führen tolle Gespräche. Peter gibt uns immer wieder interessante Informationen rund um die Allgäuer Alpen, unseren Weg, die Höhenmeter und vieles mehr. @Peter Ich kann mich nicht genug bei Dir bedanken für die tolle Vorbereitung! Nachdem wir die ersten zehn Kilometer bewältigt haben, gehen wir in der prallen Sonne und ich merke wie oft ich trinken muss. Gestern habe ich noch Fundamente ausgehoben und mich dabei körperlich stark angestrengt, nun spüre ich wie sich meine nur halb gefüllten Energiespeicher langsam leeren. Und der Durst scheint in der prallen Sonne kein Ende zu nehmen, trotz vielem Trinken.

Unsere Gruppe ist fit und niemandem ist die Anstrengung anzumerken, außer mir. Ich trinke so viel ich kann und fülle meine Wasserflaschen an einer Quelle wieder auf, aber ich merke, dass meine Energiespeicher leer sind, obwohl ich soeben zwei Riegel gegessen habe. Ich glaube, ich habe einen Anfängerfehler gemacht und zu spät mit der Aufnahme neuer Kohlehydrate begonnen. Ich habe den klassischen Hungerast, verbunden mit leeren Mineralstoffspeichern von den Arbeit gestern Nachmittag. Meine Uhr zeigt einen Puls von über 145 in flachem Gelände. Bei den Anstiegen steigt dieser in kritische Höhen an. Ich gehe also langsamer und bin sehr glücklich, als wir endlich die Kemptner Hütte erreichen. Diese Hütte ist eine der größten Hütten in den Alpen und wurde bereits 1891 errichtet. Aber dank vielen Modernisierungen und einem guten Management ist die Hütte gut ausgestattet und bietet ein reichhaltiges und gutes Angebot an Getränken und Gerichten.

Wir nehmen uns eine komplette Stunde Zeit um gut zu essen, zu trinken und neben der Kemptner Hütte zu chillen. Es ist wunderschön hier, aber ich wunder mich immer wieder wie unverschämt manche Leute sind. Während wir gerade essen, startet ein anderer Wanderer eine Drohne mitten zwischen den Tischen und fängt an uns zu filmen. Nun, ich glaube er hat nicht mit der Direktheit der Hüttenbedienung gerechnet. Auf alle Fälle ist die Drohne eine Minute später wieder unten 🙂 Wir haben unser Ziel noch längst nicht geschafft, aber zumindest das Gröbste. Noch stehen ca. 100 Höhenmeter zum Mädelejoch an, dann geht es nur noch bergab nach Holzgau.

Nachdem wir wieder losmarschiert sind geht es mir erheblich besser. Die rund 100 noch verbliebenen Höhenmeter sind schnell geschafft und wir trinken unseren wohlverdienten Gipfelschnaps aus dem Flachmann 🙂 Das soll ein schönes Ritual auf unserer Reise werden mit dem wir die Eroberung besonderer Gipfel feiern.

Wir haben heute den höchsten Punkt erreicht und beginnen den Abstieg Richtung Holzgau mit guter Laune und der Gewissheit, dass uns unser Weg „nur“ noch bergab führt. Da erblicken wir die wunderschönen Wasserfälle! Aporopos Wasserfälle……. Wir hatten das Glück, dass es viele Wochen vor unserer Tour kräftig geregnet hatte und somit enorm viele große und kleine Wasserfälle zu sehen sind. Wir alle lieben Wasserfälle, so dass dies wie ein Traum für uns ist. Es kann deshalb durchaus sein, dass eine überwiegende Anzahl von Bildern Wasserfälle zeigt.

Aber auch ohne ausgiebigen Regen kannst Du die Wasserfälle auf dem Weg vom Mädelejoch nach Holzgau genießen, denn diese sind so groß, dass sie fast immer da sind.

Der Abstieg geht „wie von selbst“ und schon wenige Stunden später erreichen wir die berühmte Hängebrücke von Holzgau. Sie ist mit 200,5m Länge und einer Breite von 1,20m angeblich die größte Hängebrücke Österreichs, aber das würde ich auch behaupten 😉 Auf alle Fälle ist sie cool um allerhand Quatsch auf ihr zu machen. Die Stahlseile an denen wir hängen haben übrigens einen Durchmesser von dicken 5cm!

Eine halbe Stunde später erreichen wir auf abschüssigem Gelände die Gemeinde Holzgau und bald schon sind wir in unserer Pension und genießen eine Dusche. Das Abendessen ist aufgrund einer extrovertierten jungen Bedienung ein lustiges Highlight und wenig später genießen wir einen tiefen Schlaf.

Fazit der ersten Etappe

Wenn Du diese Etappe in ihrer Gänze machen möchtest, dann lass Dir gesagt sein, dass sie ziemlich lang ist. Wir hatten fast 25 Kilometer auf unserer Uhr und auch die Höhenmeter sind mit über 1300 nicht zu unterschätzen. Wenn dann die Sonne noch scheint, dann kann dieser Weg sehr lang werden. Trotzdem ist er für geübte Wanderer durchaus machbar und wunderschön. Eigentlich ist als Ende der ersten Etappe auf dem E5 die Kemptner Hütte vorgesehen, aber wir haben als erste Übernachtung eine Übernachtung im Tal vorgezogen.

Nimm genug zu Trinken mit, idealerweise ein Getränk mit Elektrolyten oder zumindest Elektrolyt-Tabletten zum Auflösen. Wasser ist toll, aber noch besser wird es (zumindest bei großer Hitze), wenn Du eine Elektrolytetablette darin auflöst und Du dem Körper einen Teil der Mineralien wieder gibst die er verloren hat. Wir haben für diese Strecke (mit einer Stunde Pause) ca. 8 Stunden gebraucht.

Zweite Etappe – E5 Von Holzgau nach Madau

Nach einem guten und langen Frühstück steht für uns heute eine etwas kürzere Etappe an. Wir möchten heute das Gasthaus Hermine in Madau erreichen und dürfen am Lech entlang ca. 13 Kilometer mit ca. 400 Höhenmetern wandern. Aufgrund dieser machbaren Aufgabe haben wir heute überhaupt keinen Stress, denn diese Etappe ist als Erholungstag geplant.

Wieder meint die Sonne es gut mit uns, begleitet uns auf unserem Weg und strahlt in ihrer vollen Pracht und Wärme. Die Stechmücken scheinen dies heute ebenfalls zu lieben und haben uns zum Fressen gern. Wir haben Mückenschutzmittel dabei, aber dies scheint diese Gesellen nicht wirklich zu stören. Ich glaube, wir sind einfach viel zu knackig um nicht zuzubeißen. Peter erwehrt sich als Erster mit „Schlagzweigen“ gegen diese Biester und wir machen es ihm nach.

Ansonsten genießen wir die kurze Wanderung richtig! Die Landschaft ist vielfältig und abwechslungsreich und wir wissen, dass wir heute einen entspannten Tag vor uns haben. Das macht Laune und wir lachen sehr viel. Für mich persönlich ist dies die perfekte Erholung nach dem anstrengenden Tag gestern und ich nutze die Gelegenheit um meine Energiespeicher durch ausgiebige Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme erneut zu füllen.

So erreichen wir ca. vier Stunden später das Berggasthaus Hermine. Dieses privat geführte Gasthaus bietet uns zwei Doppelzimmer und ein Einzelzimmer und empfängt uns mit einem wunderbaren Aperitiv der einen äußerst gemütlichen Nachmittag in den hauseigenen Liegestühlen mit einem atemberaubenden Blick auf die Bergwelt der Lechtaler Alpen einläutet.

Madau ist eigentlich der Berggasthof und liegt auf 1.308 m direkt am hochalpinen Teilstück des E5 und bietet echte Ruhe und Erholung. Madau war einst eine stolze Bergsiedlung in den Lechtaler Alpen, und zählte im Achzehnten Jahrhundert ca. 60 Einwohner. Doch heute ist der Wirt des Berggasthaus Hermine als einziger Einwohner gemeldet.

Nachdem wir es uns ein paar Stunden richtig gut gehen haben lassen, zieht ein Gewitter auf und es fängt an intensiv zu regnen. Wir haben die Wettervorhersage für morgen gelesen, und es soll nass werden. Richtig nass! Aber das ist erst morgen. Heute genießen wir ein tolles Abendessen in gemütlicher Atmosphäre und etwas Luxus.

Der Wirt erklärt uns, dass sich die Zeiten stark gewandelt haben. Früher hätte das Gasthaus mehr Langzeitgäste gehabt, heute buchen die Meisten nur noch eine- oder zwei Übernachtungen. Trotzdem sei die Belegung gut und wir können das absolut nachvollziehen. Hier wird mit Liebe gekocht und man hat immer ein offenes Ohr für die Gäste.

Fazit der zweiten Etappe

Der Weg von Holzgau nach Madau ist relativ flach und einfach zu gehen. Ein echtes Highlight ist der Berggasthof Hermine. Die Betreiber sind sehr nett, das Essen ist wunderbar und die Betten sehr gemütlich. Theoretisch könnte man hier nur eine kurze Rast machen und die dreieinhalb Stunden bis zur Memminger Hütte am gleichen Tag gehen. Aber das wäre sehr schade, denn der Aufenthalt hier ist ein Erlebnis und bietet (bei rechtzeitiger Buchung) die Möglichkeit in einem Doppelzimmer zu übernachten.

Ich empfehle auf alle Fälle eine Übernachtung und habe mir diesen Gasthof für die Zukunft gemerkt.

Dritte Etappe – E5 vom Berggasthof Hermine zum Württemberger Haus

Wir sitzen gerade im Berggasthof Hermine beim Frühstück und es regnet in Strömen. Die Wettervorhersage sagt ab Mittag noch schlechteres Wetter voraus, weshalb es auch keinen Sinn macht zu warten. Peter und Domenico müssen heute bis zur Memminger Hütte gehen, Lisa, Sigi und ich haben das Württemberger Haus als Ziel, da die Memminger Hütte bereits ausgebucht war.

Wir haben in etwa eine Stunde mehr Gehzeit vor uns (ca. 10 Kilometer und 1200 Höhenmeter), sparen diese Zeit jedoch morgen auf der Etappe wieder ein. Wir ziehen also unsere Regensachen an und wandern los und der liebe Gott hat ein Einsehen und es regnet nur noch sehr schwach, manchmal gar nicht mehr. So zeigen sich die Berge hier von ihrer schönsten Seite.

Sigi, Lisa und ich müssen zum Württemberger Haus. Dieses befindet sich auf einer Höhe von 2.220 Metern in den Lechtaler Alpen. Der Zustieg dauert ca. fünf Stunden und führt im Bereich des Leiterjöchls über eine Höhe von 2.516m. Doch bevor man diese Höhe erreicht, müssen einige seilversicherte Passagen geklettert werden. Wir haben aufgrund der Nässe und der Gefahr von Gewittern Respekt davor.

Doch bevor wir zu dieser Passage kommen, dürfen wir die volle Schönheit des Lechtals genießen. Es ist unglaublich wie viele Wasserfälle es hier gibt. Es nieselt leicht, aber das merken wir kaum. Die Schönheit dieser Gegend zieht uns vollkommen in ihren Bann. Wenn die Wolken etwas lockerer werden, dann lacht der blaue Himmel sofort hindurch und beschert uns vollkommen andere Lichtverhältnisse.

Die Wege sind trotz der Nässe sicher zu gehen und stellen überhaupt kein Problem dar. Wir genießen, lachen und futtern Erdnüsse. Ein toller Tag! Apropos Erdnüsse: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gesalzene Erdnüsse nicht nur besser schmecken, sondern auch Krämpfe verhindern. Eigentlich logisch, denn Du kannst so den Salzverlust durch Schwitzen ausgleichen. Also ich persönlich würde mir beim nächsten Mal nur noch gesalzene Erdnüsse mitnehmen.

Irgendwann erreichen wir dann die seilversicherte Stelle zum Aufstieg aufs Leiterjöchl. Etwas weiter weg von uns donnert es, aber zum Glück noch ohne Blitze. Wir müssen die Kletterpassage hinauf um dann einen Teilabstieg zum Württemberger Haus angehen zu können. Wir wissen aber, dass die Situation nicht ganz ungefährlich ist, denn das Gewitter ist nicht besonders weit weg und wir werden das Stahlseil immer wieder anfassen müssen. Wir besprechen uns kurz, beschließen dann jedoch flott nach oben zu klettern und zu hoffen, dass kein Blitz in unserer Nähe einschlägt.

Der Beginn der Kletterpassage am Leiterjöchl

Ich schreibe diese Situation ganz nüchtern, auch wenn sie uns doch die Knie etwas zittern lies. Wir klettern Schritt für Schritt nach oben. Der Felsen ist nass, aber nicht besonders rutschig. Mit der Hilfe der Stahlgriffe im Felsen und des Stahlseils können wir uns ausreichend absichern und haben niemals das Gefühl wirklich in Gefahr zu sein. Ich habe das Wetter im Blick, aber das Donnern ist noch weit genug weg und noch immer sind keine Blitze erkennbar.

Ca. 20 Minuten später sind wir am Leiterjöchl oben und genießen einen kurzen „Gipfelschnaps“ aus dem Flachmann. Von hier aus müssen wir jetzt noch ca. eine Stunde über schroffes Gelände absteigen, bis wir das Württemberger Haus erreichen. Ein kleiner Tipp: Haltet euch beim Abstieg vor dem Schneefeld rechts! Der Weg ist hier undeutlich beschildert und so sind wir ca. 20 Minuten falsch gegangen und mussten einen kleinen Umweg in Kauf nehmen.

Wir sind glücklich und freuen uns auf eine Dusche. Ok, diesmal umsonst, denn das Württemberger Haus hat keine Duschen. Das ist aber auch kein Problem, denn wir reinigen uns mit Katzenwäsche und genießen zusammen den Abend bei einem Zirbenschnaps und einem tollen Abendessen. Wir sind froh, auf der Hütte zu sein, denn heute weht ein starker Sturm und dieser hat Schnee mitgebracht. Dass das Wetter nicht ungefährlich ist wird uns klar als eine vollkommen entkräftete und halb erfrorene Dame von der Hüttenwirtin aufgenommen wird und erst einmal in der Küche nah am Ofen mit heißer Suppe wieder fit gemacht wird.

Fazit zur dritten Etappe

Es war ein wunderschöner Tag mit der Kletterpassage als Salz in der Suppe. Die hat echt Spaß gemacht, auch wenn uns das Wetter etwas Sorgen bereitet hatte. Wenn Du jedoch trittfest und schwindelfrei bist, dann ist diese Kletterpassage überhaupt kein Problem. Selbst mit Rucksack haben wir uns niemals unsicher gefühlt. Die Lage des Württemberger Hauses ist einfach wundervoll. Es ist mittig in einem Tal auf 2.200m Höhe gelegen und bei schönem Wetter kann man draußen am See duschen. Da dieser jedoch mehrere hundert Meter von der Hütte weg liegt, kam das für uns bei strömendem Regen/Schnee nicht in Frage.

Vierte Etappe – E5 Vom Württemberger Haus bis zur Skihütte Zams

Nach dem aufregenden Tag gestern wissen wir, dass wir heute einen richtig langen Abstieg bis in die Gemeinde Zams haben werden. Viele E5 Wanderer haben Angst vor dem berüchtigten Abstieg ins Zamer Loch. Das ist auch kein Wunder, denn immerhin müssen die Knie der Wanderer über 1800 Meter Abstieg bewältigen, und das geht an die Substanz. Oft haben wir im Vorfeld gelesen, dass dieser Abstieg so manches „Knie-Opfer“ fordern würde. Wir dagegen freuen uns drauf, denn es geht bergab und das ist einfacher als bergauf 🙂

Wir haben sogar noch Glück, denn Domenico und Peter haben ca. zwei Stunden Wegstrecke mehr vor sich, denn sie starten an der Memminger Hütte und müssen die Seescharte erst besteigen um dann wieder hinuntersteigen in die Richtung Zamer Loch. Sie haben über 2000 Meter Abstieg vor sich. Aber die Jungs sind längst unterwegs, während wir noch beim Frühstück sitzen und natürlich haben sie die eine Stunde längst aufgeholt. Die Jungs sind einfach konsequenter als wir und stehen früher auf. Wir sind eher so die gerne langschlafenden Murmelbiere.

Wir starten und genießen den Blick auf das Zamer Loch. Wir gehen eine sehr lange Zeit immer leicht bergab und bewundern die wunderbare Bergwelt Tirols. So schön diese auch ist, wir kommen „gefühlt“ nicht wirklich weiter nach unten und von Zams sehen wir noch gar nichts.

Anfangs ist (aufgrund der Höhe) unser Weg noch sehr steinig und wir befinden uns im Hochgebirge mit nur niedriger Vegetation. An einer Stelle gab es die letzte Zeit anscheinend einen Geröllrutsch, so dass wir durch eine Senke über dicke Felsbrocken klettern müssen und nur mit Mühe eine optimale Stelle zum Überqueren finden. Mir fällt auf, dass recht häufig neues Geröll entweder auf dem E5-Weg oder direkt daneben liegt. Man wandert über toll angelegte Wege, aber es muss einem ständig bewusst sein, dass man sich in einer schroffen und unvorhersehbaren Natur bewegt.

Wir wissen, dass wir in etwa 10,8 Kilometer vom Württemberger Haus bis nach Zams haben. Dabei folgen wir der gut ausgeschilderten Via Alpina und dem E5. Wir befinden uns hier immer noch in den Lechtaler Alpen und sie zeigen sich von ihrer besten Seite. Bilder können die Größe und die Dynamik der Wolken niemals wiedergeben, aber trotzdem fotografieren wir sehr viel.

Nachdem wir ca. drei Stunden auf einem engen Pfad immer weiter nach unten unterwegs sind, wird es erheblich waldiger und bald schon erblicken wir Zams. Doch trotz konsequentem und dauerhaftem Abstieg kommt die Ortschaft scheinbar nur langsam näher. Aber irgendwann sind wir dann doch am ersten Zwischenziel für heute.

In Zams angekommen, gönnen wir uns ein herzhaftes Mittagessen und trinken eine echte Coca Cola.. so richtig mit Zucker und allem drum und dran. Nach dem vielen, konsumierten Wasser tut das gut. Wir wissen, dass wir nun noch den Aufstieg zur Zamser Schihütte (Schreibweise ist bewusst so) vor uns haben, aber es gibt einen Lichtblick. Man kann hier seinen Rucksack mit dem Shuttleservice hochfahren lassen, was wir gerne in Anspruch nehmen. Das ist auch gut so, denn wir entscheiden uns für den kürzeren, aber steileren Aufstieg quer durch den Wald und der ist viel schöner ohne Rucksack. 🙂 Dabei kreuzen wir mehrmals die Forststraße, welche die „langweilige“ Alternative für den Aufstieg zur Zamser Schihütte wäre.

Während wir uns noch mit dem Aufstieg mühen, sind Peter und Domenico längst angekommen und schicken uns unverschämt schöne Bilder von einer auch für uns bald erreichten Gemütlichkeit auf der Zamser Schihütte und den dazu passenden Aperitifen.

Doch bald sind wir dort angekommen und genießen zusammen mit den Jungs die kulinarischen Freuden sowie die wunderbare Aussicht. Die Schihütte Zams (so schreiben sie sich, wie groß auf der Hütte zu lesen ist) liegt auf 1.750 Metern Höhe und wird von einem sehr freundlichen Hüttenwirt bewirtschaftet. Die Hütte bietet einen äußerst willkommenen Service an, denn man hat dort einen Wäscheservice. Das heißt, dass man seine Tageswäsche abgeben kann und sie um 22:00 Uhr gewaschen und getrocknet wieder bekommt. Das war nach den regnerischen Tagen für uns sehr wertvoll und wir danken dem Team der Zamser Schihütte vielmals dafür.

Wir haben das große Glück, zu fünft als Gruppe alleine in einem Zimmer schlafen zu können. Das Abendessen ist einfach, aber sehr schmackhaft und die Stimmung ist mega gut. Und ja, auch hier gibt es den guten Zirbenschnaps.

Fazit zur vierten Etappe

Für uns hat sich der Abstieg von dem Württemberger Haus bis nach Zams als unproblematisch und kurzweilig dargestellt. Unseren Knien geht´s gut und wir konnten die wunderschöne Aussicht genießen. Ich hätte Lust gehabt (hätte ich keinen Rucksack dabei) den Weg nach unten mit den Trailschuhen mit Tempo zu laufen. Aber als Wanderer kann man die Aussicht viel besser genießen. Die Zamser Skihütte (auf dem Haus steht „Schihütte Sportverein Zams“) hat mich begeistert. Dort herrscht Service und Vertrauen gleichermaßen. So muss sich jeder seine Getränke eigenständig auf einen Zettel schreiben. Alles auf Vertrauen. Das ist selten, aber umso mehr möchte ich es an dieser Stelle betonen. Ein tolles Team!

Fünfte Etappe – E5 Von der Skihütte Zams bis zur Braunschweiger Hütte

Heute haben wir eigentlich zwei Touren vor uns. Zuerst möchten wir nach Wenns, denn dort wartet der Bus der uns bis nach Mittelberg im Pitztal bringt. Dort können wir dann den Aufstieg zur Braunschweiger Hütte beginnen. Um bis nach Wenns zu kommen haben wir uns dank Peter für die Gratwanderung entschieden, eine meiner Meinung nach sehr gute Entscheidung, auch wenn wir heute etwas Pech mit der Sicht haben. Bei gutem Wetter hat man über diese Route eine gigantische Aussicht nach beiden Seiten und es ist ein echtes Erlebnis. Das wären dann knapp 13 Kilometer mit ca. 800, zurückzulegenden Höhenmetern bis Wenns. In Wenns angekommen, steht uns eine kurze Busfahrt bis Mittelberg bevor, von wo aus noch etwas mehr als 6 Kilometer und ca. 1000 Höhenmeter bis zur Braunschweiger Hütte auf uns warten. Soviel zu unserem Plan. Es wird ein intensiver Tag! Sehr gut!

Wir frühstücken auf der Skihütte Zams und sehen, dass es heute sehr neblig ist. Trotzdem möchten wir die Wanderung über den Grat machen, denn die Alternative wäre ein Panoramaweg, welcher jedoch bei unseren Recherchen nicht besonders gut weggekommen ist 🙂 Also beginnen wir den Aufstieg von der Zamser Hütte hinauf auf den Krahberg (2.200m ü.n.). Theoretisch könnte man auch mit der Bahn bis hierhin fahren und sich die 500 Höhenmeter sparen, aber am heutigen Tag ist die Bahn kaputt und für uns wäre das sowieso nicht in Frage gekommen 😉

Vom Krahberg beginnt der eigentliche Grat in Richtung der Glanderspitze (2512m ü.n.), welche den höchsten Punkt auf der Gratwanderung darstellt. Leider haben wir etwas Pech, denn der Nebel wird eher stärker als dass er sich lichtet, so dass wir die Aussicht leider nicht genießen können. Trotzdem hat das Wandern im Nebel einen ganz eigenen Reiz und die Sonne wirkt irgendwie mystisch.

Unser Weg führt uns weiter über den Piller (2.480m ü.n.), das Wannejöchl (2.497m ü.n.) auf das Kreuzjoch (2.464m ü.n.) bevor es in einem relativ steilen Abstieg in Richtung Wenns geht. Auf unsere Gipfelbilder und den obligatorischen Gipfelschnaps verzichten wir natürlich nicht!

Der Abstieg nach Wenns ist fordernd, denn dieser ist enorm steil und die Knie müssen Höchstarbeit leisten. Dabei kreuzen wir zwei Hütten (unter anderem die Larcher Alm, welche für ihre Käsespätzle berühmt ist) in denen man eine Pause machen könnte, aber wir haben heute noch viel vor, so dass wir darauf verzichten.

In Wenns angekommen, holen wir die Pause nach und genehmigen uns im Pitztaler Hof ein sehr schmackhaftes Mittagessen, bevor wir den Bus nach Mittelberg (5,- EUR) nehmen. Der Bus fährt direkt vor dem Pitztaler Hof stündlich ab. Nach einer kurzen Busfahrt steigen wir in Mittelberg am Ende des Pitztals aus und wandern zu unserem ersten Zwischenziel, der Gletscherstube (1.891m ü.n). Hier gönnen wir uns den Service des Rucksacktransports zur Braunschweiger Hütte (3,50 EUR). Nun haben wir die Möglichkeit über den normalen Aufstieg, entlang des Wasserfalls oder über den Jägersteig zur Braunschweiger Hütte aufzusteigen. Domenico und Peter entscheiden sich für den Jägersteig, Die Mädels und ich nehmen den Weg über den Wasserfall.

Der Weg bis zum Wasserfall beginnt mit einer sanften Steigung, aber das wird sich bald ändern. Es ist allerdings sehr angenehm ohne das Gewicht des Rucksacks zu steigen, auch wenn sich die schweren Beine bereits deutlich bemerkbar machen.

Der weitere Anstieg zur Braunschweiger Hütte wird ein Fest für unsere Sinne. Je höher wir kommen, desto schöner sehen wir das gesamte Pitztal vor uns. Doch als wir glauben es kann nicht mehr besser werden, bekommen wir einen unglaublich schönen Blick auf den Pitztaler Gletscher!

Wir lassen uns Zeit, aber nicht nur wegen der wunderbaren Aussicht, sondern auch weil unsere Muskeln langsam müde sind. Wir haben nun alleine heute weit über 1800 Höhenmeter in den Beinen und fast 20 Kilometer Wegstrecke (ohne Busfahrt). Deshalb würde ich lügen wenn ich die Freude über das Erreichen der Braunschweiger Hütte bestreiten würde 🙂

Endlich erreicht! Die Braunschweiger Hütte

Die Braunschweiger Hütte ist auf 2.758m ü.n wunderschön gelegen und bietet einen super schönen Ausblick auf die Pitztaler Alpen, samt Gletscher. Aber hier ist alles straff organisiert und es sind viele Menschen hier. Das Abendessen genießen wir mit einer netten Gruppe aus Köln, die wir im weiteren Verlauf noch ein paarmal sehen werden. Natürlich darf auch heute der obligatorische Zirbenschnaps nicht fehlen.

Fazit zur fünften Etappe

Perfekt! Ganz ehrlich, man könnte von der Zamser Hütte die Bahn bis zum Krahberg nehmen und sich damit 500 Höhenmeter sparen. Das kann absolut sinnvoll sein wenn man Kraft sparen möchte, eine Blase hat oder der eigene Fitnesszustand nicht so dolle ist. Wir haben uns dagegen entschieden und sind zu Fuß aufgestiegen. Ok, aufgrund der defekten Bahn hätten wir auch keine Alternative gehabt 😉 Der Aufstieg zum Krahberg an sich hat bis auf ein paar Kühe und Pferde nichts Besonderes zu bieten, denn man steigt über eine Skipiste und Weide nach oben. Doch wenn man erst oben ist, beginnt der Reiz dieser Etappe. Ja, wir haben Nebel gehabt, aber selbst im Nebel war der Grat wundervoll.

Und wenn man mal in Mittelberg ist und den Aufstieg zur Braunschweiger Hütte beginnt, dann wird man von tollen Eindrücken nahezu erschlagen. Unvergesslich!

Sechste Etappe – E5 Von der Braunschweiger Hütte zur Martin Busch Hütte

Die fünfte Etappe hatte es von der Länge und den Höhenmetern her richtig in sich, aber sie hat uns richtig Spaß gemacht. Die sechste Etappe wird heute mit dem Erreichen der Martin-Busch-Hütte auf einer Höhe von 2.501m ü.n. enden. Dabei besagt der Plan, dass wir von der Braunschweiger Hütte erst zum Pitztaler Jochl (3.005m ü.n.) aufsteigen und dann bis zur Mittelstation der Gletscherbahn absteigen. Von dort wollten wir den Bus nehmen um ca. 2km durch den Rosi Mittermaier Tunnel fahren und dann von Tiefenbach nach Vent zu gehen und dann den Aufstieg zur Martin Busch Hütte in Angriff nehmen.

Aber es soll anders kommen…… 🙂

Frisch vom Frühstück gestärkt marschierten Lisa, Sigi und ich von der Braunschweiger Hütte in Richtung des gut beschilderten Pitztaler Jochl. Domenico geht es nicht so gut, so wollen Peter und er langsamer und etwas später starten und ggf. flexibel bezüglich des Abstieges mit der Seilbahn sein, je nach gesundheitlichem Zustand von Domenico. Wir machen uns alle Sorgen um Domenico, starten aber wie geplant in Richtung des Pitztaler Jochl und gewinnen schnell an Höhenmetern. Uns folgte eine zweiköpfige Wandergruppe mit dem gleichen Ziel.

Bis auf das Pitztaler Jochl sind es normalerweise keine 300 Höhenmeter, so dass wir in flottem Tempo ansteigen und schnell Höhenmeter gewinnen. Etwa fünfzig Höhenmeter unterhalb des Gipfels dann die Überraschung die wir uns so sehr gewünscht haben. Vor uns sehen wir im Abstand von ca. 50 Metern eine Herde aus ca. 20 Steinböcken. Da springt einem das Herz, vor allem wenn es dann auch noch so viele dieser wunderschönen Tiere sind.

Interessantes zu dem Alpensteinbock: Anfang des neunzehnten Jahrhunderts gab es nur noch ca. 100 Steinböcke. Diese lebten im italienischen Gran Paradiso und waren somit fast ausgerottet. Ab 1821 wurden Steinböcke im gesamten Gebiet unter Schutz gestellt. 1856 machte König Viktor Emanuel II. von Sardinien-Piemont die Region zu einem seiner Jagdreviere und stellte eine große Zahl Wildhüter ein. Der Bestand wuchs bis Ende des 19. Jahrhunderts auf 3000 Tiere. Dank erfolgreicher Wiederansiedlungsprogramme ist aus dem einstigen Restbestand von unter 100 Tieren der Steinbock inzwischen wieder in weiten Teilen seines ursprünglichen Lebensraums verbreitet. Alle heute in den Alpen lebenden Steinböcke stammen von diesen 100 Tieren ab. Es war kanpp, würde ich sagen!

Wir beobachten sie über eine halbe Stunde und genießen die wunderbare Überraschung. Dann steigen wir weiter und begrüßen einen in kurzer Hose und dickem Fotoobjektiv bewaffneten Bergsteiger der uns an einer Kletterpassage fröhlich entgegen kommt. Wir klettern weiter in Richtung des Pitztaler Jochl und müssen mit Entsetzen feststellen, dass unser Weg durch einen Geröllrutsch komplett versperrt ist. Das Geröll ist locker und ein Überqueren wäre lebensgefährlich, da es seitlich viele hundert Meter in die Tiefe rutschen kann. Pech, wenn man da mitrutschen würde. Wir beschließen also umzukehren, als der Fotograf zurück kommt und uns vollmundig erklärt, er führt uns über das Geröllfeld, schließlich sei er ja von der Seite aus hergekommen und wüsste den Weg.

So nett das auch gemeint ist, aber weder kennen wir den Mann und dessen Kompetenz noch kennt er uns und unsere Fähigkeiten. Hinzu kommt, dass wir mit schweren Rucksäcken unterwegs sind, während er bis auf die Kamera nichts dabei hat. So lassen wir ihn ziehen und müssen den Weg zur Braunschweiger Hütte wieder absteigen. Diese Aktion kostet uns (samt Aufstieg) ca. 90 Minuten und das ist in Anbetracht des langen Weges bis zu unserem Tagesziel viel, sehr viel Zeit. So fragen wir in der Hütte nach der schnellsten Alternative und müssen feststellen, dass ein großer Zettel vor dem Aufstieg zum Jochl warnt und auf die Lebensgefahr hinweist. Schade, dass wir diesen nicht vorher gesehen haben 😉 Ganz klar unser Fehler! Aber wir haben Steinböcke gesehen!

Nun heißt es, die Zeit wieder aufzuholen. So steigen wir auf bis zur Gletscherbahn und fahren mit dem Lift bis zur Mittelstation. Dort entschließen wir uns, mit dem Bus direkt nach Vent zu fahren um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Sonst würden wir es nicht vor 18:00 Uhr (letzte Chance zum Einchecken in der Martin Busch Hütte) schaffen.

Diese Entscheidung sollte sich als richtig erweisen, denn wir kommen mit Domenico und Peter (welche den Weg zu Fuß zurückgelegt haben) ziemlich zeitgleich in Vent an und essen zusammen ein spätes Mittagessen, bevor wir uns auf den Weg zur Martin Busch Hütte machen. Uns stehen noch ca. 8 Kilometer bis zur Martin Busch Hütte bevor, welche wir dann auch in Angriff nehmen und in etwa zwei Stunden bewältigen.

Dabei machen wir einen kurzen Abstecher zum „Hohlen Stein von Vent“. Der Hohle Stein bei Vent liegt auf einer Höhe von 2.050m ü.n. und war in der Steinzeit (achtes bis viertes Jahrtausend vor Christus) eine Jäger- und Hirtenstation die zum Schutz und für Übernachtungen diente. Archäologische Ausgrabungen bei Vent machen klar, dass schon ab 8.000 v.Chr. die Region zu den Jagdrevieren der mittelsteinzeitlichen Wildbeuter gehörte. Der hohle Stein ist übrigens nur ca. 10 Kilometer Luftlinie von der Fundstelle des Mannes im Eis (Ötzi) entfernt.

Als wir abends bei einem Zirbenschnaps zusammensitzen sind wir froh, dass es Domenico besser geht und wir uns richtig, also gegen das Risiko entschieden haben. Ein spannender und schöner Tag! Und wir haben Steinböcke gesehen 🙂

Fazit zur sechsten Etappe

Wir haben diesmal zwei Dinge gelernt. Erstens: Man sollte in den Hütten aufmerksam alle Informationen lesen und sich mit den fachkundigen Wirten und Einheimischen unterhalten. Das kann einem unerwünschte Risiken ersparen. Zweitens ist es in den Bergen richtig, unkalkulierbare Risiken nicht einzugehen. An unserem Beispiel hätte ein Übersteigen des lockeren Gerölls lebensgefährlich sein können. Ein Unfall von einem von uns hätte nicht nur unsere Tour sondern viel mehr zerstört. Das ist es nicht wert!

Siebte Etappe – E5 Von der Martin Busch Hütte zur Similaun Hütte

Wir haben heute Nacht nicht besonders gut geschlafen, aber das macht nichts. Wir frühstücken und sind voller Tatendrang, denn heute ist eigentlich die letzte richtige Etappe bevor es morgen bergab nach Meran geht. Heute ist unser Ziel die wunderschön gelegene Similaunhütte und davor steht noch ein echtes Highlight an, die Besichtigung der Fundstelle vom „Ötzi“.

Aber mal alles der Reihe nach….. Die Similaunhütte liegt im Niederjoch auf 3.019m Höhe und gehört damit bereits zu Italien (Südtirol). Am Hauslabjoch, in etwa 230 Höhenmeter oberhalb der Similaunhütte wurde 1991 der Eismann (Ötzi), gefunden. Der Fund wurde von dem Finderehepaar als Erstes bei dem Hüttenwirt der Similaunhütte gemeldet.

Unser Weg ist heute so geplant, dass wir Richtung Similaunhütte gehen, aber ca. drei Kilometer vorher abbiegen und zur Fundstelle vom Ötzi (Hauslabjoch) aufsteigen. Über einen (teils mit Stahlseilen gesicherten) Kletterpfad werden wir dann im Anschluss zur Hütte absteigen und dort übernachten. Wir denken, dass wir eine Wegstrecke von ca. 10 Kilometern mit ca. 1000 Höhenmetern zu bewältigen haben.

Wir wandern also von der Martin-Busch-Hütte los und sind sofort gefangen von der Schönheit des Naturpark Ötztal. Die Berge sind alle über 3000 Meter hoch, an den Gipfeln liegt (trotz August) Schnee und der Similaun Gletscher ist bereits von Weitem zu sehen. Auch hier gibt es überall Wasserfälle und der Niedertalbach schlängelt sich durch die wilde Landschaft. Ich bin total begeistert von einer Schäferhütte aus Stein. Leider habe ich kein Foto davon gemacht, aber diese alte Steinhütte bot Platz für den Schäfer und seine Schafe.

Wir wandern ca. sechs Kilometer mit sanfter Steigung, dann führt ein unübersehbares Schild uns auf den Weg zur Ötzi Fundstelle. Von der Wegmarkierung bis zur tatsächlichen Fundstelle gehen wir locker noch drei Kilometer und mit Sicherheit über fünfhundert Höhenmeter (bis auf 3.200 Meter Höhe). Aber dieser Weg ist spannend und führt über so manches Schneefeld.

Wir erkunden die Gegend rund um die Fundstelle des Ötzi und versuchen die genaue Stelle zu finden an der er gefunden wurde. Das ist aber gar nicht so einfach und eigentlich auch nicht wirklich wichtig. Sigi besteigt mit Peter und Domenico den Hauslabkogel (ca. 3.400m) während Lisa und ich einfach nur die Bergwelt genießen. Die Stille ist unwirklich! Kein Vogelzwitschern, nur der Wind. Und wenn der nicht weht, dann ist es still. So still wie ich es noch nie gehört habe. Es sind unvergessliche Augenblicke dort oben. Irgendwie mystisch.

Also Sigi, Domenico und Peter zurück kommen, beginnen wir den Abstieg zur Similaunhütte. Dieser ist nicht ganz ohne….. aber dank der Absicherungen durch Stahlseile an den schwierigen Stellen durchaus machbar. Aber Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollte man schon haben. Doch schließlich sind wir da, an der Similaunhütte angekommen!

Heute Abend genießen wir etwas länger, denn morgen steht nur noch der Abstieg und die Fahrt nach Meran an.

Fazit zur siebten Etappe

Für mich persönlich war dies die schönste Etappe. Ich liebe Geschichten und die Geschichte dieses Ötzi begeistert mich. Wenn man dann selbst dort ist und alles auf sich wirken lässt, dann hat man irgendwie das Gefühl, dass man der Vergangenheit, der Geschichte dieses Menschen und dieser einmaligen Bergwelt viel näher gekommen ist. Ganz ehrlich…. ohne diese Etappe hätte mir irgendwie etwas gefehlt. Ich bin sehr froh, dass wir den kleinen Umweg gemacht haben und uns die Fundstelle angesehen haben.

Peter wollte eventuell noch auf die Finailspitze gehen. Aber es zogen dichte Wolken auf, so dass er sich dagegen entschied. Ich denke, dass die Aussicht von der Finailspitze nochmal ein Highlight gewesen wäre.

Ach…. Sigi hat zufällig den Grenzstein zwischen Italien und Österreich entdeckt 🙂

Achte Etappe – E5 Von der Similaun Hütte bis nach Meran

Heute ist der große Tag. Wir müssen nur noch von der Similaun Hütte bis nach Vernagt absteigen, den Bus besteigen und bis Meran fahren. Dort werden wir dann zwei Tage entspannen und im Anschluss wieder mit dem Zug nach Hause fahren.

Gute gelaunt frühstücken wir und die Sonne ist heute auf unserer Seite. Wir beginnen den Abstieg in kurzen Ärmeln, denn das Wetter ist wunderschön. Es sind viele Höhenmeter die wir absteigen müssen, aber wir kommen gut voran. Wir nehmen uns über eine Stunde Zeit um Murmeltiere zu beobachten. Diese kleinen Gesellen haben Späher die lustig fiepsen wenn „Gefahr“ droht. Naja, wir sind zwar keine echte Gefahr, aber woher sollen sie das wissen? Auf alle Fälle ist es so lustig wenn sie mit ihren dicken Hinterteilen rennen 🙂 Hat irgendwie Ähnlichkeit mit Twerken, finde ich.

Mit guten Gesprächen vergeht die Zeit wie im Flug und wenige Stunden später erreichen wir um die Mittagszeit die Tisenhof Hütte wo wir auf eine deftige, Südtiroler Brotzeit einkehren. Es ist einfach herrlich hier! Vor uns der Ausblick auf den Stausee, ein schönes Weißbier und die schmackhafte Brotzeit!!!

Und dann kommt unsere gute Seele der Peter und verteilt noch an jeden die „E5-Aufnäher“, ein sichtbares Zeichen, dass wir diese Herausforderung geschafft haben. Das passt einfach so gut zu der ganzen Tour. Peter hat geplant, Peter hat sich vorbereitet und Peter hat an alles gedacht, sogar an die Aufnäher. Wir sind einfach nur dankbar!

Wir warten auf unseren Bus, jeder ist still denn wir wissen, dass die E5 Alpenüberquerung zu Ende ist. Natürlich sind wir sehr glücklich, aber auch etwas wehmütig, denn die Zeit war sehr intensiv, interessant und wunderschön. Bis nach Meran sind es mit dem Bus ca. 80 Minuten, Zeit um gedanklich wieder in der Hektik anzukommen.

Meran ist eine traumhafte Stadt mit ca. 40.000 Einwohnern, tollen Gebäuden, viel Geschichte und einer traumhaften Landschaft. Aber lasst euch einfach von ein paar Bildern inspirieren diese Stadt mal zu besuchen.

An der Stelle möchte ich Peter auch nochmal für die tollen Bilder danken. Der Mann hat´s echt drauf, auch mit dem Fotografieren.

Fazit zur achten Etappe

Zum Abstieg von der Similaun Hütte gibt es wenig zu sagen, just do it! Aber die Tisenhof Hütte ist ein Geheimtipp. Die solltest Du auf alle Fälle besuchen. Theoretisch könnte man noch zwei Tage über den Höhenweg bis nach Meran wandern, aber wir sind aus Zeitgründen mit dem Bus gefahren. Und Meran an sich….. ein Traum!

Mein persönliches Fazit zum E5

Also ich dementiere, dass Untrainierte den E5 (so wie wir ihn gemacht haben) schaffen! Ganz ehrlich…. Du wirst mehr als eine Woche jeden Tag viele Kilometer und noch mehr Höhenmeter unterwegs sein und Wind und Wetter ausgesetzt sein. Du wirst mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit Blasen bekommen und andere Wehwehchen werden sich einschleichen.

Aber ich will Dir nicht abraten vom E5 sondern ganz im Gegenteil! Aber stell in Deinem eigenen Interesse sicher, dass Du körperlich gesund und fit bist, lauf Deine Bergschuhe ein, stell Deine Ausrüstung akribisch zusammen und sichere Dir Deinen Schlafplatz in den Hütten viele Monate im Voraus. Leg lieber eine Zwischenetappe mehr ein und kürz dadurch die eine oder andere Etappe, denn Dein Körper wird es Dir danken und Du kannst besser genießen. Hier geht es nicht um eine sportliche Herausforderung (naja, zumindest nicht vorrangig) sondern um das Erleben vieler Qualitymoments in einer der schönsten Gegenden der Welt.

Ich bin sehr glücklich, dass ich das mitmachen durfte und ja, es war für mich eine echte Herausforderung. Nach dem ersten Tag wusste ich nicht ob ich das durchziehen werde, aber umso schöner waren die Tage danach!

Wir haben auf der Tour viele Menschen kennen gelernt die alle sehr nett waren. Es lohnt sich anderen einfach nur zuzuhören. Man hat mehr davon als wenn man selbst erzählt….

Ach ja….. wenn ich sagen müsste welcher „Mein Moment“ der Tour war, dann war es die Stille bei dem Fundort des Ötzis

Hier habe ich „meinen Moment“ der Tour erlebt

Was mir noch sehr wichtig ist

Bei unserer Tour habe ich es erlebt wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen kann. Da kann es dann von jetzt auf gleich extrem nass, windig oder kalt werden. Eine extrem packende Geschichte dazu erzählt der Hüttenwirt des Matrashaus (Hochkönig) und er empfiehlt ein Biwak als Standardausrüstung für jede Bergtour. Dieses kleine Add-On kann Dein Leben retten.

Dieses Video sollte sich jeder Bergsteiger mal anschauen

Ich habe das Internet durchforstet und das vorgestellte Biwak auf Amazon gefunden.

Danke vielmals für´s Lesen,

Dein Uwe

2 comments

Hallo lieber Uwe,

hier liege ich nun auf dem Sofa, am Ende des Winters und sehne mich wieder zurück in die Berge und zu unserem fantastischen Abenteuer des E5. Vielen lieben Dank für deinen fantastischen Bericht. Beim Lesen sind wieder alle Erinnerungen, fantastische Momente, Blasenschmerzen vom Marschieren, Bauchweh vom Lachen und die großen Augen vom Staunen wach geworden.

Es war eine unbeschreibliche Erfahrung mit euch vieren zusammen diese Leistung zu erreichen. Vieles lief geplant, manchen provisiert und manches abgewandelt dennoch möchte ich nichts davon missen.

Wir hatten von sengender Hitze, bei der sonst niemand freiwillig wandern würde, über Regen, Nebel, Schnee, Gewitter und Wind alle Arten von Wetter in einer Woche erlebt. Steinböcke und Murmeltiere gesehen, an unzähligen Wasserfällen vorbei marschiert, über Bergrücken und Täler. Mit vielen wertvollen Gesprächen und auch schweigend.

Das tolle an einer Gruppe liegt ja immer darin, dass alle Stärken der einzelnen zum Gelingen beitragen. Das habe ich bei unserer Tour auch wieder erlebt. Jeder von uns hat durch seine ganz eigenen „Superkräften“ dieses tolle Erlebnis ermöglicht. An dieser Stelle auch vielen lieben Dank an Dich und dafür, dass du das Erlebte hier für mich so lebendig hältst. Am liebsten würde ich jetzt wieder die Wanderschuhe schnüren und aufbrechen 😅

Die nächsten Gipfel warten auf uns !

Hallo Peter,
vielen Dank für die lieben Worte!
Es war mir eine Ehre mit Dir und der restlichen Gruppe unterwegs zu sein. Mit euch würde ich jederzeit wieder zu neuen Touren aufbrechen.
Und beim nächsten Mal unterstütze ich Dich besser bei der Planung. Und hey, ich bin jetzt wieder fitter, so dass Du Dir nicht schon nach dem ersten Tag Sorgen um mich machen musst 😉
Danke nochmal und liebe Grüße,
Uwe

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