Raumstation Orbital Reef

Raumstation Orbital Reef

Der Amazon-Gründer Jeff Bezos ist ein großer Raumfahrtanhänger und hat bereits vor Jahren mit Blue Origin ein Unternehmen gegründet das große Ziele verfolgt. Mit der „New Shepard“ fliegt das Unternehmen bereits seit vielen Jahren erfolgreich Raketen in den Erdorbit (und landet die Antriebsstufe wieder) und hat seit ein paar Monaten sogar Menschen an Bord. Parallel entwickelt Blue Origin mit der „New Glenn“ eine erheblich größere, für weite Weltraumflüge gedachte Last- und Transportrakete die ebenfalls kurz vor ihrem Jungfernflug steht.

Diese Rakete wird bald gebraucht werden, denn das Unternehmen möchte mit „Orbital Reef“ die erste, private Raumstation bauen und diese auf 500 Kilometer Höhe fliegen und dort dauerhaft betreuen. Das ist etwas höher als die derzeit größte Raumstation, die ISS. Das Projekt ist ein Zusammenschluss (Joint Venture) mit dem Raumfahrtunternehmen Sierra Space, Boeing und der Arizona State University.

Die Raumstation soll mit ca. 830 Kubikmetern (vorläufig) etwas kleiner als die ISS (etwas über 900 Kubikmeter) sein und für zehn Personen Platz bieten. Dabei soll der Komfort steigen, so dass das Leben im Weltraum „normaler“ wird.

Nach Angaben von Blue Origin soll Orbital Reef „in der zweiten Hälfte der Dekade“, also zwischen 2025 und 2030 ins All gebracht werden.

Einen Satz in diesem Zusammenhang fand ich sehr schön zu lesen: „Wir wollten, dass jeder die Möglichkeit hat eine dauerhafte Adresse im Weltall zu haben„.

Als großer Fan der Raumfahrt möchte ich Dir in diesem Beitrag wertvolle Hintergrundinformationen rund um ORBITAL REEF geben. Daneben werde ich Dich über einen aktuellen Entwicklungs News-Ticker auf den neuesten Stand bringen.

Das Image-Video für ORBITAL REEF

News Ticker zur Entwicklung der Raumstation ORBITAL REEF

24.08.2022 – Das Konzept der Raumstation Orbital Reef besteht NASA Prüfung

Das Konzept der neuen Raumstation Orbital Reef hat die „System Definition Review (SDR)“ der NASA erfolgreich absolviert. Dabei wäre das Ergebnis, dass die NASA davon überzeugt sei, das Konzept sei „machbar und erreichbar„. Damit könnte nun mit dem Design begonnen werden!

26.07.2022 – Russland will 2024 aus dem ISS Programm aussteigen – Boost für Orbital Reef?

Wie der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Juri Borissow mitteilte, werde Russland nach 2024 definitiv aus der gemeinsamen Raumstation ISS aussteigen und plant eine eigene, russische Raumstation. Damit fallen wichtige Kapazitäten für die ISS weg. Bisher war Russland für Transport von Astronauten sowie für das Anheben der Raumstation zuständig.

Da die NASA keine eigenen Pläne zum Bau einer neuen Raumstation (mit Ausnahme einer Beteiligung an Orbital Reef mit 416 Millionen Dollar) hat, könnte dies die Entwicklung zusätzlich beschleunigen. Auf alle Fälle bleibt es spannend.

20.07.2022 – Sierra Space präsentiert das LIFE (Large Integrated Flexible Environment) Habitat

Das aufblasbare LIFE Habitat von Sierra Space wird, zusammen mit dem Kernmodul (entwickelt von Blue Origin) die Raumstation Orbital Reef bilden. Die aufblasbare Außenhülle von LIFE soll laut Sierra Space aus einem Gewebe, das widerstandsfähiger als Stahl ist bestehen. Damit soll sie einen Schutz vor Mikrometeoriten bieten und einem Innendruck standhalten, der für ein komfortables Leben und Arbeiten der Besatzung über längere Zeiträume erforderlich ist.

Das Life Habitat von Sierra Space (Bild und Quelle Sierra Space)

LIFE wird nicht nur das Überleben der Astronauten und Experimente in der erdnahen Umlaufbahn (LEO) unterstützen, einen Astro Garten beherbergen, sondern auch mit Technologien ausgestattet sein, die als medizinisches Zentrum dienen.

Durch seine Größe sollen darin ca. 12 Astronauten Platz haben. Da es sich erst im Weltraum ausdehnt, kann es auch mit konventionellen Raketen (z.B: SLS) ins All transportiert werden.

20.06.2022 – Sierra Space bildet die Astronauten für die Raumstation Orbital Reef aus

Auch wenn der Bau der Raumstation „Orbital Reef“ nicht ganz so öffentlichkeitswirksam erfolgt wie wir das gerne hätten, gibt es jedoch immer wieder Neuigkeiten der an diesem Projekt Beteiligten die durchaus interessant sind. Diesmal von Sierra Space.

Unter der Leitung der erfahrenen Astronautin Dr. Kavandi wird Sierra Space die „Astronaut Training Academy“ einrichten die zusammen mit dem Human Spaceflight Center Astronauten rekrutieren und ausbilden soll. Dabei sind die folgenden Kategorien an Astronauten geplant:

  • Professionelle Berufsastronauten, die Monate im Weltraum verbringen werden, um die erste kommerzielle Raumstation, Orbital Reef, zu betreiben und zu warten.
  • Fachastronauten, die darin geschult werden, wissenschaftliche Forschung, Produktion und andere kommerzielle Aktivitäten auf Orbital Reef durchzuführen.
  • Erfahrene Astronauten, die das Orbital Reef besuchen wollen, um zu erleben, wie es ist, im Weltraum zu leben und zu arbeiten.

Nur der Übersichtlichkeit halber hier die weiteren Projekte von Sierra Space die für die Orbital Reef Raumstation relevant sind:

  • Bau des Dream Chaser® Transporters: Geplant ist es, dass dieses Raumschiff seinen ersten Flug vom Kennedy Space Center der NASA im Jahr 2023 absolvieren wird. Eine bemannte Variante wird derzeit entwickelt und soll bis 2026 einsatzbereit sein um die Astronauten zur Raumstation Orbital Reef bringen zu können.

06.04.2022 – Amazon beteiligt sich nun auch an der Entwicklung von Orbital Reef

Fast zeitgleich mit dem Großauftrag für das Sattelitennetzwerk „Kuiper“ teilte Amazon mit, dass es den Aufbau der geplanten Raumstation Orbital Reef mit seinen Erfahrungen im Bereich Logistik unterstützen wird. Darüber hinaus wird AWS (Amazon Web Service) bei dem Aufbau der Kommunikationsinfrastruktur helfen. Nachdem die Jeff Bezos Firma „Blue Origin“ bereits an diesem Vorhaben beteiligt war, steigt nun auch Amazon selbst ein.

05.04.2022 – Erster Meilenstein erreicht

Blue Origin und Sierra Space gaben heute bekannt, dass Orbital Reef eine Überprüfung der Systemanforderungen abgeschlossen hat. Damit konnte der erste Meilenstein erreicht werden. Die Überprüfung war einer der ersten Meilensteine in dem mit 130 Millionen Dollar finanzierten Space Act Agreement, das die NASA den Unternehmen im Rahmen ihres Programms Commercial Low Earth Orbit Destinations (CLD) zugesprochen hat.

19.01.2022 – Uplift Aerospace unterzeichnet einen Vertrag mit Sierra Aerospace und Blue Origin

Die Firma Uplift Aerospace ist ein Anbieter von physischer und digitaler Infrastruktur für den Betrieb in Raumstationen. So konnte die Firma bereits wertvolle Erfahrungen auf der ISS gewinnen. Nun wurde eine Vereinbarung mit den genannten Unternehmen zur Unterstützung kommerzieller Dienste an Bord der Orbital Reef Space Station unterzeichnet.

Die Zuständigkeiten werden also klar vergeben. Ich bin gespannt, wann das Projekt endlich etwas mehr Fahrt aufnimmt.

02.12.2021 – Geldsegen von der NASA für Orbital Reef

Die NASA hat umfangreiche Geldmittel an private Unternehmen zur Entwicklung und Umsetzung privat betriebener Raumstationen zugesagt. Mit diesen Mitteln soll eine menschliche Präsenz im Weltall auch nach der ISS sichergestellt werden.

So erhält die Raumfahrtfirma Blue Origin von Jeff Bezos 150 Millionen Dollar für die Raumstation Orbital Reef. Neben Orbital Reef erhielten noch die Firmen Nanoracks aus Texas (160 Millionen Dollar) und Northrop Grumman aus Virginia (125,6 Millionen Dollar) als Unterstützung für den Bau ihrer Raumstationen.

Bereits vorher hatte die Firma Axxiom Space 140 Millionen Dollar erhalten.

Nanoracks entwickelt derzeit mit Voyager Space und Lokheed Martin eine Raumstation mit dem Namen „Starlab“. Der Start ist für das Jahr 2027 angepeilt.

Northrop Grumman plant eine modulare Station für Wissenschaft, Tourismus und Experimente aller Art.

22.11.2021 – Sierra Space sichert sich weitere 1,3 Milliarden Dollar

In einer Finanzierungsrunde konnte Sierra Space weitere 1,4 Milliarden Dollar für die Anpassung des „Dream chaser space vehicle“ gewinnen. Mit dem Geld möchte das Unternehmen den Dream chaser für den Transport von Menschen umbauen. Derzeit ist dieser nur für den Transport von Ausrüstung geeignet.

Der Dream Chaser soll Menschen und Fracht zur neuen Raumstation Orbital Reef bringen

Der Dream Chaser soll in dem Gesamtkonzept Menschen zur Raumstation Orbital Reef bringen.

Interessant ist, dass Sierra Space den Dream Chaser auch für größere Aufgaben wie z.B. die Landung auf dem Mars ertüchtigen möchte.

16.11.2021 – Die Vorstellungen von Jeff Bezos sind viel größer als Orbital Reef

Bei seinem Überraschungsauftritt beim Ignatius Forum 2021 sagte er, dass er glaube, die Zukunft der Menschheit würde in dem Weltall liegen. Die Erde biete nur für ca. 10 Milliarden Menschen Platz, und auch dafür müssten wir noch weitere Fortschritte in Effizienz machen. Das Weltall dagegen sei unendlich. Er sprach von riesigen, kilometerlangen Röhren in denen eine durch eine Drehung hervorgerufene, künstliche Gravitation herrsche. Dort könnten dann Mensch und Tier wohnen und die Erde als eine Art „Nationalpark“ besuchen.

Er machte darauf aufmerksam, dass diese heute realitätsfern wäre, aber wir sind gerade dabei die Grundlagen zu schaffen. Dazu gehören bezahlbare und wiederverwendbare Raumschiffe……

Orbital Reef scheint in seinem Kopf also lediglich ein logischer, kleiner Meilenstein zu sein.

05.11.2021 – Neben der Orbital Reef gibt es noch zahlreiche andere Konzepte. Ich kann Dir dazu das folgende Video empfehlen. Nur soviel….. es gibt unglaublich spannende Ansätze dazu.

29.10.2021 – ORBITAL REEF eine Revolution in der Raumfahrt?

Der SPIEGEL beschäftigt sich mit einer interessanten Frage am Beispiel der Ankündigung, ORBITAL REEF zu bauen. Es geht um die Frage wie Weltraumforschung und die Raumfahrt in Zukunft aussehen wird. Bisher haben nur Staaten und deren Organisationen (NASA, ESA etc.) Raumstationen betrieben. ORBITAL REEF ist jedoch ein weiteres Zeichen, dass die Raumfahrt und Weltraumforschung immer weiter in den privaten Sektor rückt.

Es wird sich also zukünftig die Frage stellen, ob die Staaten sich bei solchen Vorhaben beteiligen und Dienstleistungen nur noch einkaufen um gezielt Forschung zu betreiben oder ob sie eigene Module an ORBITAL REEF andocken.

Es wirkt, als wäre ORBITAL REEF ein weiteres Bauteil was sehr nach einer „Revolution der Raumfahrt“ aussieht. SpaceX hat diesen Trend mit seinen ausgereiften Raketen begonnen und es scheint so, also ob der private Sektor das Heft auch im Weltraum in die Hand nimmt.

27.10.2021 – Weitere wichtige Details zur Entwicklung

Aus der Pressemitteilung der Sierra Nevada Corporation gehen noch ein paar interessante Details bezüglich der geplanten Raumstation ORBITAL REEF hervor:

  • Die Raumstation soll das Wachstum eines dynamischen Geschäftsmodells und Ökosystem im Weltraum fördern.
  • Das Projekt wird von Blue Origin (Versorgungssysteme, Kernmodule mit großem Durchmesser, wiederverwendbares New Glenn Startsystem für schwere Lasten), der Sierra Nevada Corporation (Large Integrated Flexible Environment (LIFE) Modul, Verbindungsmodule, Dream Chaser für den Frachttransport), Boeing (Wissenschaftsmodul, Stationsbetrieb, Wartungstechnik und Straliner Crew Modul), Redwire Space (Mikrogravitations Forschung- Entwicklung und Herstellung, Nutzlastprojekte), Genesis Engenieering Solution (Ein-Personen-Raumschiff für Routineeinsätze und touristische Ausflüge) sowie der Arizona State University (Forschungsberatung und Öffentlichkeitsarbeit) unterstützt.
  • Die Raumstation wird im zweiten Halbjahr dieses Jahrzehntes ihren Betrieb aufnehmen
  • Die Raumstation soll als „Mixed Used Business Park“ betrieben werden. Das heißt, dass die Raumstation die Bedürfnisse unterschiedlicher „Mieter und Besucher“ unterstützen wird.
  • Das wichtigste Ziel der Raumstation soll „Bereitstellen der wesentlichen Infrastruktur um die Wirtschaftstätigkeit zu skalieren und neue Märkte im Weltraum zu erschließen„.
  • Die Raumstation wird so offen gebaut, dass eine Skalierung durch neue Module und die Beteiligung von weiteren Partnern jederzeit möglich ist.

26.10.2021 – Ankündigung der Entwicklung der ersten, privaten Raumstation mit dem Namen „ORBITAL REEF“ durch das Joint Venture Blue Origin, Sierra Space und Boeing.

Diese Unternehmen bauen „Orbital Reef“

Teams aus den folgenden Unternehmen vereinen das gesamte Know-how, um die Transport- und Zielsysteme und -dienste von Orbital Reef zu entwickeln, zu integrieren und zu betreiben:

Blue Origin

Leitet die Entwicklung der Stationsinfrastruktur, der Metallmodule mit großem Durchmesser, des Weltraumschleppers der letzten Meile und des wiederverwendbaren New Glenn-Startsystems für schwere Lasten.

Sierra Space

Leitet die Entwicklung von LIFE (Large Integrated Flexible Environment) und Metallknotenmodulen mit kleinem Durchmesser und Dream Chaser-Raumflugzeug für den Besatzungs- und Frachttransport mit Landebahnlandungen überall auf der Welt.

Boeing

Leitet die Entwicklung des Betriebs- und Wartungs- und Wissenschaftsmoduls der Station sowie der Starliner-Crew-Kapsel.

Redwire Space

Leitet die Entwicklung und den Betrieb von Mikrogravitationsforschungsnutzlasten, großen einsetzbaren Strukturen und dem digitalen Zwilling Orbital Reef.

Genesis Engineering Solutions

Entwickelt das „Single Person Spacecraft“ für Routineeinsätze und touristische Exkursionen.

Die Arizona State University

Leitet die „University Advisory Group“, ein globales Konsortium von Universitäten für Forschungsberatung und Öffentlichkeitsarbeit.

Weitere interessante Projekte rund um die Raumfahrt

Artemis – Rückkehr zum Mond: Die Menschheit möchte zurück zum Mond, dort landen und eine Mondstation bauen.

Starship Entwicklung: Wann ist das Starship von SpaceX endlich einsatzbereit?

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