Buchvorstellung und Interview mit Ute Auricht
Ute Auricht schreibt seit vielen Jahren in ihrem wunderbaren Blog „objektiv unterwegs“ (https://objektiv-unterwegs.de) über Wandern, Trecking und andere Abenteuer. Dabei garniert sie ihre Texte als leidenschaftliche Hobbyfotografin mit tollen Bildern.
Als Brandenburgerin durfte natürlich die Iron Lake Challenge Brandenburg nicht fehlen, so dass sie diese in 2024 abgeschlossen und auf ihrem Blog darüber berichtet hat.
Und sie erfüllt sich wieder einen kleinen Traum, in dem sie ihr inzwischen schon fünftes Buch veröffentlicht. „Meine Wanderungen um die 30 größten Seen von Brandenburg“.


Dieses möchte ich Dir ans Herz legen. Du kannst es unter https://objektiv-unterwegs.de/produkt/2024-brandenburger-seen erwerben und unter https://objektiv-unterwegs.de/3d-flip-book/2024-wanderung-seen eine Vorschau anschauen.
Für mich war es Grund genug mit Ute ein kurzes Interview zu führen und ich freue mich sehr, dass sie sich die Zeit dafür genommen hat.
Interview mit Ute Auricht
Liebe Ute,
als Erstes möchte ich Dir im Namen des gesamten Teams der Iron Lake Challenge unseren Herzlichen Glückwunsch zum Umrunden der 30 größten Seen Brandenburgs gratulieren. Ganz besonders möchte ich Dir aber meine Glückwünsche zu Deinem nächsten Buch sagen. Ich versuche bereits seit drei Jahren ein Buch zu schreiben und viel mehr als ein ausführlicheres Manuskript habe ich noch nicht 🙂
Wer bist Du und was machst Du so in Deiner Freizeit?
Ich bin Ute, seit 63 Jahren auf der Welt und seit vierzig Jahren Wahlbrandenburgerin. Naja, Wahl? Nicht ganz! Ich bin gebürtige „Sächsin“ und habe meinen Mann beim Studium kennengelernt, bin ihm dann nach Rheinsberg gefolgt. Beruflich war ich immer mit Zahlen unterwegs, als Betriebswirt. Aber noch dieses Jahr werde ich Rentnerin. Wie das klingt! Aber man ist ja so alt, wie man sich fühlt. Und seit ich das Wandern für mich entdeckt habe, fühle ich mich super, keineswegs alt. Wir sind zwar schon immer gewandert, im Urlaub, in den Alpen, in der Sächsischen Schweiz, mit beiden Söhnen – die jetzt schon lange eigene Familien haben und mir auch drei Enkelkinder geschenkt haben – später in Kroatien und auch in der Türkei, aber seit ca. 5 Jahren habe ich es für mich selbst entdeckt. Allein auf Tour, (allein, weil mein Mann kniebedingt eher Fahrrad fährt), habe ich hier die wunderschöne Ruppiner Schweiz erkundet, die vielen Seen vor der Haustür umwandert. Und schließlich bin ich auch ganz allein mit Rucksack und Zelt losgezogen, erst ein paar Etappen in der Nähe und schließlich auch etwas weiter und länger. So habe ich mir beruflichen Stress „abgewandert“, nun ist es inzwischen ein Hobby, ja fast eine „kleine Sucht“ geworden. Und für dieses Hobby nehme ich mir immer mehr Zeit, nun als „Fast-Rentnerin“. Das ich auch noch leidenschaftlich gern fotografiere, so als leidenschaftlicher Laie, passt da ganz gut dazu.



Wie kam es dazu, dass Du die 30 größten Seen umrundet hast?
Das ist ganz einfach, natürlich durch Deine Challenge. Und wie kam ich zu der? Auch wenn ich sehr gerne wandere, schlägt hier mein trockener beruflicher Zahlenverstand zu Buche. Ich habe gern Pläne und war auf der Suche. Im Jahr davor bin ich 12 Rundwanderungen hier um Rheinsberg nachgewandert, die der „Verein Stadtgeschichte Rheinsberg“ in einem jährlich erscheinenden Kalender 2023 veröffentlicht hatte. Verbindung von Natur und Geschichte. Da ich dort seit kurzem Mitglied war (natürlich mit der Buchhaltung betraut), nahm ich gern den Auftrag an, diese Touren zu testen, davon zu berichten und mit Fotos zu untersetzen. Das war meine erste Challenge. Nur kannte ich damals das Wort noch gar nicht. Das las ich dann in Komoot, der App, die meine Wanderungen aufzeichnet und in der ich gern blogge. Ich fragte nach – was heißt denn ILC? Und so bin ich bei Dir gelandet und war sofort begeistert. Genau das, was ich brauche. Ein Ziel. Die zehn größten Seen von Brandenburg. Und als ich die fast geschafft hatte, hattest du plötzlich 15 weitere davon im Angebot. Super, das Ziel wurde ausgedehnt. Das es nun nicht 25, sondern 30 wurden, lag daran, dass lt. meiner eigenen Aufstellung einer bei Dir fehlte, zwei weitere einfach so mit einem See gemeinsam zu umrunden waren und zwei von der Liste gestrichen wurden, weil sie wegen Sperrungen oder fehlenden Wegen nicht zu schaffen seien.
Hattest Du von Anfang an vor, darüber ein Buch zu schreiben?
Jein! Diese Idee kam erst später. Seit ein paar Jahren schreibe ich ja auf einer selbstgebastelten Webseite von meinen Touren und von unseren Wanderreisen. Und jedes Jahr berichte ich auch von meiner Trekkingtour – die seit 2021 immer im Juni stattfindet – in einem Buch. Das ist dann so eine Art Wandertagebuch mit vielen Fotos. 4 Bücher sind so schon entstanden. Und als ich im Herbst 2024 den dreißigsten See geschafft hatte, da reifte die Idee, auch diese Touren zu beschreiben. Nun freue ich mich natürlich, dass das Buch im Mai fertig und gedruckt wurde. Ich bezeichne mich nicht als Schriftsteller, es macht mir einfach Spaß, meine Erlebnisse aufzuschreiben, mit ein paar Erinnerungen aus meinem Leben zu vermischen und viele (sehr viele) der unterwegs entstandenen Fotos zu verwenden.



Welche Erfahrungen hast Du bei Deinen Wanderungen um die Seen in Brandenburg gemacht und was wirst Du niemals vergessen?
Seen zu umrunden ist naturbedingt ja bei uns „normal“. Rheinsberg liegt mitten im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, fast dran an der Mecklenburgischen Seenkette. Fontane hat hier seine Wanderungen durch die Mark unternommen. Ein historisches Vorbild. Aber man sucht sich dabei natürlich die schönsten aus. Nicht schwer hier bei uns, mein Lieblingssee, der Große Stechlin liegt gleich um die Ecke. Nun standen aber viele Seen auf der Liste, die im Lausitzer Tagebaugebiet entstanden. Hier wird ein „natürliches“ Gefühl erst in ein paar Jahrzehnten entstehen. Was aber bereits entstanden ist, das ist ein perfektes Radnetz. Wir haben selbst mal 2008 hier einen kleinen Radurlaub gemacht, da waren die Radwege fertig und die Seen standen fast nur auf der Karte, die Flutung begann erst. Und hier habe ich nun völlig neue Erfahrungen gesammelt, denn diese Umrandungen sind meist schnurgerade Asphaltstrecken. Ehrlich gesagt, oft auch noch sehr unattraktiv, dazu überall Verbotsschilder, den Weg zu verlassen. Verständlicherweise, denn viele Ufer sind noch rutschungsgefährdet. Dieses Wandergefühl ist ein gänzlich anderes, das war neu für mich. Hier muss man sich eben andere Highlights schaffen. Nach Blümchen am Wegesrand suchen, die überall noch vorhanden riesigen Baumaschinen bewundern, sich mit der Geschichte der „verschwundenen Dörfer“ beschäftigen, die durch viele Infotafel am Wegesrand und mit kleinen Gedenkorten dokumentiert werden. Hier zu wandern war also total gegensätzlich – „unwahrscheinlich interessant“ kämpfte mit „eintönig“. Ein Fazit: Man sollte hier lieber Radfahren!
Und was werde ich niemals vergessen? Natürlich zwei Sperrungen. Beim Guddelacksee, fast vor meiner Haustür, glaubte ich, doch irgendwie über die gesperrte Brücke zu kommen. Kam ich aber nicht! Und so wurden aus geplanten knapp 12 km plötzlich mehr als 31, und ich war erst mittags los gewandert, mit wenig Wasser im Gepäck. Eine Anwohnerin hat mich dann mit Apfelschorle und Selter gerettet. Und die längste Umrundung, die um den Schwielochsee mit knapp 42 km, da stand ich zwei Kilometer vorm Ziel plötzlich auch vor einer Brückensperrung! Hier hatte ich aber Glück, Fußgänger kamen rüber, der Umweg von 8 km blieb mir erspart.
Was ist Dir besonders schwergefallen?
Die Mücken auszuhalten! Oder zu verjagen. Die meisten Wanderungen habe ich ja im Sommer unternommen, bei schönem Wetter. Und meist führen die Wege durch herrliche Wälder. Und die waren voller Mücken. Hunderte, Tausende, in Geschwadern. Man durfte nicht stehen bleiben. Ich hatte mir angewöhnt, einen Buff als „Mückenwedeltuch“ zu benutzen. Auf dem Rücken der Rucksack, in der linken Hand mein Wanderstock und mit der anderen Hand wedelt der Buff rund um mich rum. Ich wurde damit in der Komoot-Community sogar schon identifiziert, „die Frau mit dem roten Tuch“. Übrigens hatten hier die Lausitzer Tagebauseen einen Vorteil. Wenig Wald, weniger Mücken.
Was würdest Du beim nächsten Mal anders machen?
Da ich ja zu vielen Seen hinfahren musste, würde ich mir mehr Zeit nehmen. Eine Übernachtung dazu buchen, und am nächsten Tag noch ein paar Sehenswürdigkeiten besuchen, für die man sonst keine Zeit hat. Die jeweilige Gegend noch ein bisschen besser kennenlernen, was bei der Tageswanderung so nur an mir vorbei gehuscht ist. Deshalb habe ich im Buch auch an jedes Kapitelende einen Link, einen QR-Code mit einer Empfehlung gesetzt. Was sollte man sehen, besuchen, nachlesen. Auch als Erinnerung für mich selbst, das mal nachzuholen. In der Stadt Brandenburg haben wir es zum Beispiel richtig gemacht, hier waren mein Mann und ich gleich drei Tage. Ich habe drei Seen umrundet und die beiden anderen Tage haben wir die Stadt kennengelernt und waren auf Mops-Jagd. Loriot wurde hier geboren und (fast) jeder kennt ja seinen Spruch „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“. Und ihm zu Ehren wurden hier 27 Waldmöpse (Stand 08/2024) „ausgewildert“. Lebensgroße Bronzefiguren, mit Hörnern und Ringelschwänzen. Es gibt keinen Plan, wo welche stehen, nur Areale, man muss sie suchen. Und ganz nebenbei „erläuft“ man sich eine interessante Stadt. Und diese Zeit sollte man sich überall nehmen, wenn man zu den Seen der Challenge unterwegs ist. Es lohnt sich.
Welche Ziele hast Du Dir für 2025 und für Dein Leben gesetzt?
Die 2025‘er Ziele sind ja schon in der Umsetzung. Natürlich wieder eine Deiner Iron-Challenges. Dieses Mal sind die sächsischen Seen an der Reihe. Ein paar habe ich schon geschafft, es waren wieder Tagebauseen, die Lausitz zieht sich ja durch Brandenburg und Sachsen. Auf die Leipziger Seen freue ich mich schon, die sind im Herbst dran. Und während wir dieses Interview führen, bin ich auf meiner diesjährigen Trekkingtour. Es ist ja Juni, die schönste Zeit für mich zum mehrtägigen Wandern. Ich laufe gerade den 66-Seen-Wanderweg in Brandenburg, der einmal rund um Berlin führt. Ich habe ihn mir in 19 Etappen eingeteilt, etwas gemäßigter als die offiziellen 17 Etappen, bin ja schließlich „Fast-Rentnerin“. Im Herbst werde ich noch versuchen, den Oberlausitzer Bergweg zu wandern mit dem Ziel Zittau. Dort findet dann gleich ein Studententreffen statt, was wir gerade organisieren.
Ja, und welche Ziele habe ich fürs Leben? Ich hoffe natürlich auf ein weiterhin gesundes Leben und darauf, dass ich noch recht lange meiner „kleinen Sucht“, dem Wandern nachgehen kann. Der Goldsteig in Bayern steht zum Beispiel noch auf meiner Liste, ich würde gern mal in Schottland eine Trekkingtour machen, etwas Norwegen und Kanada kennen lernen und und und. Die Liste ist lang. Ich bleib dran.
Vielen, vielen Dank für das interessante Interview liebe Ute. Ich wünsche Dir, dass Du gesund bleibst, weiterhin so viel Freude am Wandern hast und Deine Ziele erreichst.
1 comment