Karwendelmarsch 2022

Karwendelmarsch 2022

Durch einen glücklichen Zufall starte ich dieses Jahr beim berühmten Karwendelmarsch. Lucas hat über die App der Firma Salewa einen Startplatz gewonnen den er aufgrund einer Urlaubsabwesenheit nicht antreten kann. Also hat er mich kurzerhand gefragt ob ich starten möchte und so wurde ich zum eigentlichen Sieger des Salewa Gewinnspiels! Vielen Dank Lucas, und vielen Dank Salewa für die Möglichkeit bei dieser Legende unter den Trailläufen starten zu dürfen.

Dabei ist die Herausforderung groß, denn auf mich warten 52 Kilometer und über 2000 Höhenmeter! Mein erster Lauf der länger als die Marathondistanz ist.

Noch hat er gut lachen 🙂

Der Karwendelmarsch kurz und knapp

  • Website des Karwendelmarsch
  • Distanz: Du kannst über die 34 Kilometer (bis Eng) oder über die 52 Kilometer starten
  • Höhenmeter: Ca 1500 bis Eng, ca. 2.200 über die Gesamtdistanz
  • Start: Scharnitz
  • Ende: Pertisau am Achensee
  • Streckenverlauf: Schafstallboden (1.173 m), 9,58 km, Karwendelhaus (1.771 m), 18,19 km, kleiner Ahornboden (1.399 m), 24,23 km, Falkenhütte (1.848 m), 30,23 km, Eng (1.227 m) – 35 km ZIEL, Binsalm (1.502 m), 38,37 km, Gramai Hochleger (1.756 m), 41,52 km, Gramaialm (1.263 m), 44, 50 km, Falzturn Alm (1.098 m), 48,18 km, Pertisau am Achensee (932 m) – 52 km Ziel

Karwendelmarsch – Meine Erfahrungen

Ich bin heute um 02:45 Uhr von München nach Scharnitz gefahren und habe neben der örtlichen Tankstelle geparkt (5,- EUR für die Teilnehmer des Karwendelmarsches). Die Abholung der Startunterlagen wäre bereits gestern möglich gewesen (und empfohlen), allerdings war dies bei mir zeitlich nicht machbar. Mit dem Bestätigungsmail des Veranstalters auf dem Handy und dem Ausweis dauert die Abholung jedoch keine fünf Minuten. Top organisiert.

Ich habe noch eine Stunde bis zum Start Zeit und frühstücke noch eine Kleinigkeit. Dann stehe ich im Startbereich. Beim Karwendelmarsch kannst Du als Läufer oder als Wanderer starten. Ich habe mich als Wanderer angemeldet, da ich nicht einschätzen kann ob ich die gesamte Strecke laufen kann. Wie sich jedoch zeigen wird, laufen selbst die Wanderer einen Großteil der Strecke.

Der Karwendelmarsch war bereits nach 24 Stunden ausverkauft und so stehe ich hier im Startbereich mit 2500 anderen Sportlern und freue mich, als der Startschuss durch den örtlichen Schützenverein erfolgt.

Noch ist es dunkel, aber die Dämmerung hat eingesetzt. Ich gehe in langsamem Tempo im Pulk, bis sich das Feld etwas auseinander zieht und der Tag anbricht. Nun kann auch ich anfangen langsam zu laufen. So wie viele andere um mich herum.

Bereits nach wenigen Kilometern reißt mich die Landschaft in ihren Bann und ich bin glücklich hier zu sein. Die erste Verpflegungsstation (Schafstallboden) kommt nach ca. 10 Kilometern, ich habe ca. 90 Minuten für die Strecke gebraucht, genau richtig. Das wird mein Ziel heute. 10 Kilometer in ca. 90 Minuten. Ich labe mich an Bananen, Äpfeln und Keksen und trinke einen ersten Holundersaft. Das tut so gut und mich zieht es weiter, denn ich bin gespannt auf das was vor mir liegt.

Unser nächstes Ziel ist das Karwendelhaus. Auf dem Weg bis dorthin steigert sich der Genuss immer weiter, denn das Karwendel ist überwältigend. Ich schreibe es nur einmal, auch wenn sich dieses Gefühl den gesamten Tag durchziehen wird. Ich fühle mich neben diesen Riesen einfach klein. So erreiche ich das Karwendelhaus wo es die erste Suppe (Kartoffelsuppe) gibt. Ich nehme zwei Becher, denn sie schmeckt hervorragend. Meine Zeit ist mir heute nicht so wichtig, denn ich habe keine Erfahrungen mit dieser Distanz und ich möchte meinem Körper die Energie geben die er voraussichtlich brauchen wird. Also genieße ich!

Aporopos Genuss…. Egal mit wem man sich hier unterhält auf der Strecke. Die Menschen sind üeraus freundlich und hilfsbereit. Sobald jemand müde aussieht wird gefragt ob er Hilfe braucht und die Bergwacht ist (vor allem auf der zweiten Hälfte) sehr präsent um bei Bedarf zu helfen.

Nachdem ich vom Karwendelhaus weiter gelaufen bin und beim Downhill zum Kleinen Ahornboden so richtig in den Flow gekommen bin, erreiche ich diesen bereits wenige Minuten später. Das Laufen nach unten hat gut getan, aber jetzt steigen wir wieder nach oben mit dem Ziel „Falkenhütte“. Diese liegt ca. 500 Höhenmeter höher und mittlerweile merke ich die Kilometer und vielen, bereits zurückgelegten Höhenmeter in den Beinen.

Nachdem wir bis zur Falkenhüte kräftig Höhenmeter gesammelt haben, geht´s nun nach unten. Downhill nach Eng ist angesagt. Ja, die Beine sind mittlerweile schwer und selbst das Downhill-Laufen (sonst eine Stärke von mir) fällt mir immer schwerer. Und ich weiß im Hinterkopf, dass ich in Eng aufhören könnte. Dort ist das erste Ziel für die 34-K-Starter. So erreiche ich das Gelände, werde gut verpflegt und ….. laufe weiter!

Von er Streckenkarte weiß ich, dass es nun noch einmal ca. 800 Höhenmeter zu bewältigen gibt, denn wir müssen auf den Binssattel hoch. Also gehe (an Laufen ist gerade nicht zu denken) in vernünftigem Tempo (flotter Rhythmus den ich möglichst lange halte) nach oben. Die Beine brennen aber von Weitem höre ich mein heutiges Highlight, die Buam vor der Binsalm. Die feuern jeden, wirklich jeden lautstark an und das tut gut. Die sind klasse! Danke vielmals dafür! Auch auf der Binsalm ist die Verpflegung hervorragend!

Obwohl viele Höhenmeter bereits geschafft sind, folgen nun Diejenigen, die richtig weh tun. Es sind „nur“ noch ca. 300hm von der Binsalm bis auf den Binssattel, aber die sind zäh. Viele Läufer machen Zwangspausen und auch ich nehme Tempo raus. Doch dann bin ich irgendwann oben und feiere innerlich. Ich weiß, dass es ab jetzt nur noch bergab geht.

Kurz unterhalb des Sattels wartet schon die Gramai Hochleger Verpflegungsstation und dann geht es weiter runter. Wenn ich jedoch gedacht habe, dass es nun einfach wird, dann habe ich mich getäuscht. Ca. 400 Höhenmeter ist der Downhill sehr rutschig und technisch. Ich komme voran, aber langsam.

Dafür ist die Landschaft wieder eine Wucht und ich freue mich über einen schönen Wasserfall am Wegrand.

Die Gramaialm wartet wieder mit Verpflegung und auch die Falzturm Alm. Nun laufen wir fast auf ebenem Gelände die letzten fünf Kilometer. Und diese sind für mich die Schwersten. Ich gehe 100m und laufe 200m. Mehr geht nicht mehr. Aber mit diesem Rhythmus komme ich nach Pertisau und höre bereits den Jubel im Zielbereich. Ich nehme nochmal alle Kräfte zusammen und laufe die letzten 400 Meter, angepeitscht durch die Menge. Foto, ein kurzes Piepen, ich bin angekommen!

Geschafft! Ich habe den Karwendelmarsch gefinished!

Ich bin überglücklich und genieße das alkoholfreie Weißbier. Das ist diesmal mehr als verdient.

Fazit

Ich restlos begeistert! Wunderbare Landschaft, tolle Organisation, hervorragende Verpflegung und eine tolle Stimmung. Ich bin müde aber glücklich.

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