An der Donau von Passau nach Wien

An der Donau von Passau nach Wien

Unvergessliches Erlebnis mit hohem Fitnessfaktor

Geht es euch auch so, dass ihr euch mittlerweile jede Flugreise zweimal überlegt? Bei mir ist das definitiv so. Ich habe (zumindest im Hinterkopf) immer die Frage nach einer möglichst günstigen CO2-Bilanz wenn ich auf Reisen gehe. Beruflich reise ich nun häufiger mit der Bahn und auch privat versuche ich auf unnötige Flugreisen und Autofahrten möglichst zu verzichten. Ich bin ein echter Anhänger des Fahrrades geworden, auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass diese Lösung nur für den Nahverkehrsbereich geeignet ist.

Dieses Jahr konnte ich meine Familie überreden, mit dem Fahrrad in den Urlaub zu fahren. Das Ziel war, mit dem Zug bis Passau zu fahren und von dort bis nach Wien zu radeln. In Wien wollten wir ein paar Tage verbringen und dann mit dem Zug wieder nach Hause fahren.

Dass dieser Vorschlag (altersbedingt) bei meiner 14-jährigen Tochter nicht gerade auf Gegenliebe stoßen würde wussten wir, aber nachdem sie eine gute Freundin (Jette) mitnehmen durfte, willigte sie dann doch ein.

Reise mit wenig Vorbereitung

Bereits als Kind wollte ich mit dem Fahrrad von Passau bis nach Wien fahren, aber dieses Jahr, also viele Jahrzehnte später, sollte es klappen. Google Maps sagte uns sehr schnell, dass wir zwischen 300 und  320 Kilometer zurücklegen müssten und die Anstiege moderat wären.

Auch erfuhren wir, dass Pensionen und Hotels entlang des Donauradweges flexibel und kurzfristig gebucht werden könnten, aber dazu später noch etwas mehr. Wir hatten für die erste Übernachtung eine Unterkunft gebucht, mehr nicht. Alles Weitere wollten wir uns offen halten.

Ausrüstung für den Donauradweg

Unsere Gruppe bestand aus vier Leuten. Darunter waren zwei Mountainbikes und zwei Straßenfahrräder. Es stellt sich immer die Frage nach Hängetaschen für den Gepäckträger oder einem Fahrradanhänger für das Gepäck, denn irgendwie muss man seine Habseligkeiten transportieren. Wir hatten uns für einen HOCOM Transportanhänger mit den Maßen 65x61x39 cm(LxBxH) entschieden.

Dieser Anhänger kann sehr einfach aufgebaut werden und hat ein bequemes Koppelsystem, welches ein Aus- und Einhängen des Anhängers sehr einfach macht. Uns hat dieser Anhänger sehr zuverlässig begleitet und wir hatten (fast) keine Probleme. Das „fast“ war ein kaputtes Kugellager am linken Reifen, welches wir ersetzen mussten und erst einmal einen Fahrradladen finden mussten der das passende Stück hatte. Hier ein Tipp: „Nehmt ein oder zwei Ersatzkugellager mit, denn das Ersetzen ist überhaupt kein Problem und kann auch von handwerklich nicht Begabten Menschen durchgeführt werden. Dazu muss man aber ein Ersatzkugellager dabei haben.“. Dieser Anhänger war für vier Personen ausreichend. Grob gesagt, passen ungefähr vier Handgepäckskoffer (oder Taschen) rein und es können bis zu 70 Kilogramm transportiert werden. Wir sind sehr gut mit dem Platz ausgekommen.

Wenn ihr alleine oder zu zweit fahrt, dann empfehle ich euch eher folgendes Modell:

Der Vorteil dieser Lösung ist, dass ihr weniger Breite habt und somit beim Überholen und bei engen Stellen nicht gesondert aufpassen müsst. Schließlich ist dieser Anhänger samt Tasche nicht breiter als eure Schultern.

Jeder von uns hatte neben einigen funktionalen Klamotten auch eine Regengarnitur dabei, welche wir jedoch erst am letzten Tag kurz gebraucht haben.

Wir empfehlen euch außerdem pro Fahrrad einen Ersatzschlauch und ein Reparaturset mitzunehmen. Wir haben es zum Glück nicht gebraucht, aber ihr könnt damit mental ruhiger fahren und im Pannenfall flexibel reagieren.

Donauradweg von Passau nach Wien – Los geht´s!

Mit der Regionalbahn fährt man vom Münchner Hauptbahnhof bis nach Passau ca. 2 1/2 Stunden. Die Mitnahme von Fahrrädern war für diese Strecke kein Problem.

Fahrräder sind in der Regionalbahn von München nach Passau kein Problem

Wir konnten (da wir am Sonntag losgefahren sind) das Bayernticket nutzen und haben keine 50,- EUR bezahlen müssen. Um die Mittagszeit sind wir am Passauer Hauptbahnhof angekommen und direkt beim Ausgang „Innenstadt“ befindet sich schon das erste Wegweiser auf den Donauradweg und wenige Minuten später befindet man sich schon an der Donau und die Reise beginnt.

Noch eine kurze Stärkung bevor die Reise von Passau nach Wien beginnt

Unser erstes Ziel ist Aschach an der Donau, also ca. 56 Kilometer von Passau entfernt. Bei wundervollem Sonnenschein fahren wir in gemütlichem Tempo (ca. 17km mit Anhänger) auf einem schönen, breiten Fahrradweg entlang der Donau.

Kurz nach Passau

Ab und zu muss eine Brücke überquert werden, aber bis ca. 10 Kilometer vor unserem Ziel ist es eine gemütliche Radfahrt ohne Höhenmeter.

Die schöne Donau

Und dann spielt uns Google-Maps einen Streich! Wir haben „die kürzeste Strecke“ eingestellt, und verpassen eine Abbiegung die uns auf dem Fahrradweg an der Donau hält und fahren über einen Berg. Es ist wirklich steil und wir legen über 300 Höhenmeter mit Anhänger zurück, bevor wir einen (eigentlich gesperrten) Weg hinunter auf unseren eigentlichen Weg finden wenige Kilometer später am Campingplatz „Kaiserhof“ ankommen. Die Fahrt war bisher so schön, aber diesen Berg hat es nicht gebraucht! Deshalb mein Tipp: Schaut lieber auf die Hinweisschilder und verlasst euch nicht auf eure elektronische Routenplanung. Der kürzeste ist nicht immer der einfachste Weg!

Abendstimmung

Im Kaiserhof haben wir zwei große Fässer zum Übernachten gebucht und das ist eine wundervolle Idee gewesen. Die Fässer sind sehr gemütlich eingerichtet und unsere Teenies haben sich bis spät in der Nacht an der Donau sehr wohl gefühlt. Der Campingplatz liegt wunderschön, direkt an der Donau und die Betreiber sind überaus freundlich und familiär. Man fühlt sich von der ersten Minute an sehr, sehr wohl! Absolut empfehlenswert!

Übernachten im Fass

Nach einem tollen Frühstück radeln wir gemütlich und in guter Stimmung bei wunderschönem Sonnenschein weiter. Unser Ziel am zweiten Tag ist Linz! Der Plan sagt, dass heute nur ca. 27 Kilometer zur Radeln sind und unser Gesäß ist dafür dankbar. Die Strecke ist allerdings sehr gemütlich.

An den Feldkirchener Badeseen machen wir eine längere Pause und gehen ausgiebig baden. Hier ist auch ein kleiner Outdoor-Fitness-Park aufgebaut, welchen wir selbstverständlich gerne nutzen.

Baden im Badesee von Feldkirchen

Aufgrund eines Events (Europameisterschaft im Rudern) müssen wir einen kleinen Umweg fahren, so dass es doch knapp über 30 Kilometer werden. Trotzdem……. der Fahrradeweg ist wunderschön und die Gegend sehr schön! Wir genießen jede Minute und lassen es uns während der Rastzeiten gut gehen.

Boot an der Donau

Linz ist nach Wien und Graz die drittgrößte Stadt Österreichs und die Hauptstadt Oberösterreichs. Wir haben über eine der großen Plattformen eine Wohnung in der Stadtmitte gemietet und lassen es uns kulinarisch gut gehen. Linz wäre es wert, noch einen Tag länger zu bleiben, aber uns zieht es weiter. Jeden Abend sehen wir nach wie viele Restkilometer noch bleiben. Aber bisher sind wir ja erst am Anfang unserer Reise.

On Tour

Am dritten Tag ist unser Ziel Mitterkirchen im Machland. Dies sind ca. 40 Kilometer, also etwa 2 1/2 Stunden Fahrt mit dem Fahrrad. Wir machen regelmäßig Pausen und genießen kulinarisch die vielen Fahrradraststationen. Die Stimmung ist super und die Gegend wird immer schöner!

Die Donau ist wunderbar

Wir kommen an vielen Schlössern vorbei, besuchen ein Freibad und genießen die Reise. Gegen Abend erreichen wir Mitterkirchen, ein bereits vor vielen Jahrhunderten erwähntes Keltendorf und erleben hier eine fußballerische Überraschung. Der kleine Verein Mitterkirchen schlägt im Landescup den höherklassigen ASK St. Valentin und die Freude ist durch den ganzen Ort zu hören.  

Unsere Pension ist sehr sauber und die Inhaberfamilie sehr freundlich. Wir fühlen uns wohl und sind froh, hier unser Lager aufgeschlagen zu haben.

Das Ziel des vierten Tages ist die berühmt gewordene Gemeinde Ybbs, etwa 40 Kilometer von Mitterkirchen entfernt.

Zusammen Reisen macht Spaß

Die Landschaft ist unglaublich schön und wir haben uns als Zwischenziel die Gemeinde Grein gesetzt. Grein ist für seine Grein berühmt geworden, aber auch die Innenstadt ist wirklich sehenswert und wir genießen eine Rast in einem Cafe mitten am Marktplatz.

Grein

Als wir Ybbs erreichen wissen wir, dass wir hier zwei Tage bleiben wollen. Deshalb buchen wir zwei Übernachtungen. Dieser Ort ist wunderschön gelegen, bietet viele Sehenswürdigkeiten und wir haben ein wirklich schönes Hotel gebucht. Wir setzen uns mit einer Pizza in den Sonnenuntergang der Donau und genießen die Stimmung.

Einfach gemütlich

Einfach wunderbar.

Den kommenden Tag verbringen wir in einem nahen Freibad und erholen unsere Muskeln und unser Gesäß.

Den fünften Fahrradtag beginnen wir nach dem Frühstück und fahren Richtung Wösendorf, unserem nächsten Ziel. Knapp 45 Kilometer trennen uns von unserem Ziel, aber die Gegend wird immer schöner.

Seitenarm der Donau

Wir erreichen die Wachau und damit die vielen Weinberge und sanften Erhebungen. Es ist einfach traumhaft hier!

Kurz vor der Weinlese in der Wachau

In Wösendorf erleben wir in einem Lokal den ersten Tag des Heurigen und können den leckeren, neuen Wein kosten. Einfach super! Langsam kommen wir Wien immer näher.

Am sechsten Tag haben wir uns Tulln als Ziel gesetzt. Eigentlich wollten wir nach Zwentendorf, da diese Ortschaft nicht so weit weg ist, aber die Mädels haben ein ungutes Gefühl in der Nähe des Atomkraftwerkes, also fahren wir etwas weiter. Tulln ist knapp 60 Kilometer von Wösendorf entfernt. Kurz nach Krems, also etwa 30 Kilometer vor Tulln verabschiedet sich ein Kugellager unseres Anhängers und wir googeln die nächste Fahrradwerkstatt. Leider ist es bereits Samstag Nachmittag und so finden wir lediglich eine kleine Werkstatt die jedoch nicht sicher ist, ob sie ein solches Kugellager vorrätig haben. Wir fahren trotzdem hin und stellen fest, dass trotz viel gutem Willen nichts zu machen ist. Wir müssen mit einer notfallmäßigen Umgehungslösung bis Tulln weiter fahren. Auf dem Weg dorthin gehen wir erst einmal ausgiebig in ein Naturbad schwimmen. So eine Abkühlung tut sehr gut und hebt die Laune.

Langsam wird es dunkel und in Tulln ist ein großes Fest. Wir müssen zu Fuß durch die Menschenmenge hindurch, aber bald schon haben wir unser Hotel erreicht. Die Mädels sehen sich noch das Feuerwerk an, ich gehe früh schlafen.

Nun trennen uns nur noch 40 Kilometer von Wien! Am 7. Tag fahren wir früh los und haben einen Besuch im Freibad Kloster Neuburg eingeplant. Dort ist heute die Hölle lost, denn es ist Sonntag und sämtliche Wochenendausflügler sind heute unterwegs. Das Freibad ist schön, aber wir empfehlen dort nicht essen zu gehen. Wir warten auf unseren Snack über eine Stunde. Hinzu kommt, dass es angefangen hat zu regnen. Nun kommen unsere Regenklamotten kurz zum Einsatz. Kurz deshalb, weil es nach ca. 30 Minuten Regen wieder aufhört und wir die Regensachen ausziehen können.

Es ist ein so wundervolle Gefühl als wir Wien erreichen! Wien hat tolle Fahrradwege und erreichen unsere Unterkunft sicher, obwohl diese in der Wiener Innenstadt liegt.

Ankunft in Wien

Unsere Fahrradreise ist zu Ende, aber vor uns liegen vier wundervolle Tage in Wien, dieser wunderbaren Stadt!

Fazit:

Jederzeit wieder! Uns hat die Fahrradtour von Passau bis nach Wien überaus gut gefallen. Die Strecke ist unglaublich schön, für Fahrräder gut ausgebaut und die Menschen sehr nett. In vielen Ortschaften gibt es Ladestationen für E-Bikes und Werkzeug zum Flicken von Reifen. Die Menschen sind hier auf die Radfahrer eingestellt und diese sind willkommen. Das war Europa pur!

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