Eine Gewohnheit zu ändern ist nicht schwer und man braucht auch kein Disziplinmonster zu sein. Eine alte Gewohnheit kann jeder ändern und ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen wie!
Deine Gewohnheiten und Werte haben Dich zu dem gemacht der Du bist. Es ist wichtig, dass Du dies verstehst. Denn genau darum geht es, wenn Du eine Gewohnheit ändern möchtest.
Du musst wirklich wollen, dass sich etwas bei Dir verändert! Sobald Du eine feste Gewohnheit änderst, wird Sich Dein Leben in einigen Bereichen verändern und anders sein als heute. Und diese Veränderung muss Dir bewusst sein, und zu Deinen Werten und Lebenszielen passen. Der dahinter stehende Sinn wird der Treibstoff für Deine Veränderungsrakete sein.
Erlaube mir ein kleines Beispiel zu schildern: Bis Ende 2017 habe ich es sehr genossen nach einem intensiven Tag den Abend mit meiner Frau bei einer guten Serie oder einem guten Film ausklingen zu lassen. Diese gemeinsame Zeit haben wir immer geliebt und im Laufe der Jahre habe ich es mir angewohnt nebenher Chips zu knabbern. Am Anfang waren das nur ein paar, dann habe ich die kleine Schale leer gefuttert, irgendwann verzichtete ich auf die Schale und aß eine ganze Packung am Abend.
Die Auswirkungen in Form von steigendem Gewicht und schlechten Blutwerten ließen nicht lange auf sich warten und ich wusste, dass ich etwas ändern musste.
Ein halbes Jahr lang versuchte ich auf Chips zu verzichten, aber es wollte mir nicht wirklich gelingen. Für mich waren die Chips zu einem Synonym für Gemütlichkeit geworden. Sobald der Fernseher angeschaltet wurde, kam die in meinem Gehirn aufgebaute Konditionierung zum Vorschein und ich bekam Heißhunger auf Chips. Ich fühlte mich wie der Pawlowsche Hund dessen Speichelfluß schon beim Leuten der Glocke anfängt.
Das war also die Gewohnheit die ich ändern wollte. Ich wollte keine Chips mehr während der gemeinsamen Fernsehzeit mit meiner Frau essen. Eines meiner Lebensziele ist es, mit 50+ Agegroup-Weltmeister zu werden und aus diesem Grund wusste ich, dass ich sowohl mein Gewicht reduzieren, als auch meine Blutwerte verbessern musste. Das war also mein Antrieb um mein Vorhaben umzusetzen. Und trotzdem bekam ich das anfangs nicht in den Griff.
Nimm Deinem Gehirn nichts ersatzlos weg!
Unser Gehirn muss täglich Millionen Entscheidungen und Denkvorgänge durchführen. Damit dies überhaupt möglicht ist, hat es Muster und Strukturen entwickelt die immer gleich sind. Das ermöglicht ihm in Rekordzeit Verarbeitungsvorgänge durchzuführen. Stell Dir das so vor, dass Dein Gehirn eine Art „Gewohnheitsautobahn“ geschaffen hat, damit der Verkehrsfluss (Gedankenfluss) staufrei funktioniert. Es hat also in meinem Fall eine Autobahnspur mit dem Ziel „Gemütlicher Abend“ angelegt, welche durch die Gemeinden „Gemeinsame Zeit mit Ehefrau“ – „Fernsehen“ – „Kartoffelchips“ führte.
Wenn ich nun durch alle diese Gemeinden brav durchgefahren bin, dann habe ich mein Ziel erreicht und hatte einen schönen Abend. Wenn eine „Gemeinde“ fehlte, dann konnte ich mein Ziel nicht erreichen und mein Gehirn war unzufrieden, da eine Lücke entstand. Das Gehirn verlangte also so sehr nach dem Ziel (Gemütlicher Abend), dass es mich förmlich dazu zwang die Chips zu öffnen und damit die entstandene Lücke schloss.
Ja ok, und nun?
Mach mit Deinem Gehirn einen Deal! Gib ihm etwas Anderes zum Ausgleich!
Nun kommt es stark darauf an, dass die Gegenwehr Deines Gehirns (andere sagen auch „Schweinehund“ dazu) abnimmt. Das schaffst Du nur, wenn Du ihm einen Ersatz bietest. Dieser Ersatz muss auf einer ähnlichen Ebene wie die alte Gewohnheit sein.
Ich entschloss mich also, mir eine Schale mit aufgeschnittenem Obst und Gemüse in Form kleiner Sticks vorzubereiten. Bei mir war es dabei wichtig, dass ich etwas Salz bekam (ähnlich wie bei den Chips). Das schaffte ich, indem ich die Gurkensticks mit einer Gewürzsalzmischung bestreute.
Ich gebe es zu! Die ersten drei Tage war der Kampf trotz allem noch ziemlich groß, aber ich schaffte es durchzuhalten. Doch dann passierte etwas Seltsames. Mein Gehirn akzeptierte den Ersatz, nach ca. zwei Wochen freute ich mich sogar darauf und die Chips waren vergessen. Mein Gewicht sank wieder um ca. 4 Kilo und ich bin nun seit ca. zwei Jahren „Chips-clean“.
Der Trick dabei ist jedoch, dass die Gewohnheit sich mit der angebotenen Alternative ähnelt. Bei mir funktionierte es z.B. nicht, die Chips durch das Trinken von einem Glas Wasser oder Tee zu ersetzen. Dagegen konnte ich Softdrinks durch Leitungswasser mit Zitrone durchaus ersetzen.
Überforder Dein Gehirn nicht! Ein Change nach dem anderen, nicht gleichzeitig!
Vielleicht seid ihr viel stärker als ich, aber ich konnte nur einen Change nach dem anderen realisieren. Zwei gleichzeitig war zu viel für mich. Ich habe jeder Gewohnheitsveränderung mindestens sechs Wochen Zeit zum Etablieren gegeben, bevor ich die Nächste angefangen habe.
Vielleicht hätte das auf unterschiedlichen Ebenen (z.B. Bewegungsgewohnheit zeitgleich mit Ernährungsgewohnheit) funktioniert, aber das habe ich bisher noch nicht in der Praxis probiert. Ich kann nur vermuten, dass das eventuell möglich ist. Dagegen würde ich zwei Gewohnheiten auf einer Ebene (z.B. zwei Ernährungsgewohnheiten) nicht gleichzeitig ändern.
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