Mit dem Fahrrad um die Welt

Mit dem Fahrrad um die Welt

Ich will mit dem Fahrrad um die Welt reisen, aber auf meine eigene Art und Weise. Und ich wollte nicht irgendwann anfangen, sondern JETZT! Und hier ist der erste Teil meines Reiseberichtes mit vielen Ideen und Hintergrundinformationen.

Im September 2025 haben Simon und ich die erste Etappe meiner Weltreise mit dem Fahrrad, von Kirchheim bei München bis nach Kronstadt (Brasov) in Rumänien gemacht. Und anhand dieses Beispiels kann ich Dir mein Vorhaben kurz erklären:

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Weltreise mit dem Fahrrad mein System

Ich bin tief mit meiner Heimat verwurzelt, habe eine tolle Familie und gute Freunde. Ich arbeite an tollen Projekten und versuche meine Lebensziele zu erfüllen, ständig zu lernen und offen zu bleiben. Auf der anderen Seite möchte ich die Erde mit dem Fahrrad umrunden und sie auf diese Art und Weise mit allen Sinnen erleben.

Mehrere Jahre „am Stück“ unterwegs zu sein ist für mich reizvoll, bedeutet aber auch Vernachlässigen von Projekten, Beziehungen und Menschen. Deshalb will ich das anders machen.

Ich bereise die Welt in Etappen, allerdings mit einer Regel: „Der Start zur nächsten Etappe darf nur an einem Ort erfolgen, den ich bereits mit dem Fahrrad erreicht habe„. Wie Du in der Karte oben siehst, habe ich während meiner ersten Etappe mehrere größere Städte (Wien, Budapest, Klausenburg (Cluj), Hermannstadt (Sibiu) und Kronstadt (Brasov) mit dem Fahrrad erreicht. Diese können also der Ausgangspunkt für meine zweite Etappe sein. Einfach und klar.

Du kennst mich ja. Wenn ich etwas ausprobiert habe und es gut finde, dann stelle ich es auch anderen zur Verfügung. Und so gibt es natürlich auch für Dich (falls Du das auch machen möchtest) mit der „Bikexplore-the-World“-Challenge eine neue Motivation.

Ich will Dich mit diesem (ständig wachsenden) Bericht mitnehmen und Dir auch die dazugehörigen Details ehrlich und anschaulich beschreiben. Wenn Du etwas zusätzlich wissen willst, dann frag bitte in den Kommentaren unten. Ich antworte auf alle Fälle!

Ausrüstung für meine Radreise um die Welt

Wenn Du auch mit dem Gedanken spielst eine lange Radreise zu machen, oder vielleicht sogar die Welt mit dem Fahrrad zu umrunden, dann kann es interessant für Dich sein, meine Erfahrungen mit der von mir gewählten Ausrüstung zu lesen. Diese wird sich sicherlich im Laufe der Jahre verändern, aber natürlich aktualisiere ich immer fleißig. Wenn Du einfach nur lesen möchtest wie es mir (uns) auf der Reise ergangen ist, dann überspring den Bereich „Ausrüstung“ einfach.

Vorüberlegungen

Als Erstes musste ich mir klar machen wohin ich reisen möchte, ob ich eher Straßen oder „offroad“ fahren will und ob ich in Unterkünften oder im Zelt schlafen möchte. Und ich bin zu der klaren Überzeugung gelangt „Keine Ahnung, mal sehen was kommt!. Das wird sich zeigen und von Etappe zu Etappe bestimmt variieren.“ Ich wollte also für den Anfang so flexibel wie möglich bleiben. Nicht aus Prinzip, sondern aus Mangel an Erfahrungen.

Das Fahrrad

Ich habe mir im März 2024 ein gebrauchtes Cube Kathmandu Pro (Version 2022) für ca. 900,- EUR gekauft.

Mein „Apollo13“ (Cube Kathmandu Pro) vor der ersten Etappe

Dieses Treckingbike ist mit Sicherheit nicht besonders leicht, aber mir ist Stabilität wichtig. Hinzu kommt eine leichtgängige Shimano-Schaltung und ein Gepäckträger den Cube direkt mit dem stabilen Rahmen verschweißt hat. Das hat große Vorteile, denn die Stabilität bleibt auch dann gewahrt, wenn Du z.B. beim Downhill über ein Schlagloch oder eine unerwartete Erhebung fährst. Du kannst die technischen Details auf der Seite von Cube nachlesen, ich bin da eher „grob“ veranlagt und vergesse die technischen Details schnell nach der Anschaffung wieder. Ich muss meinem Rad vertrauen, deshalb habe ich mich für dieses Fahrrad entschieden.

Fahrradtaschen

Ich habe auch bei meinen Fahrradtaschen viel Wert auf Qualität gelegt und habe mich deshalb für die Firma Ortlieb entschieden. Natürlich habe ich die Taschen gebraucht gekauft, aber neuwertig (ebay Kleinanzeigen). Dabei war mir auch eine absolute Wasserdichtigkeit wichtig, denn ganz egal ob ich das Rad mit dem Hochdruckreiniger sauber machen muss, oder doch mal durch einen Fluss schieben muss…. ich will mir sicher sein, dass der Inhalt der Taschen trocken bleibt.

Besonders cool fand ich auf der ersten Reise meine Lenkertasche (auch von Ortlieb). Die kannst Du während der Fahrt problemlos aufmachen, etwas herausnehmen (z.B. eine GoPro oder etwas zum Naschen) und wieder hineinstecken. Ermöglicht wird das durch einen Magnet-Mechanismus und das Aufklappen nach vorne. So kannst Du gut in die Tasche schauen und etwas problemlos und bequem entnehmen oder wieder hineinlegen ohne stehen bleiben zu müssen.

Trinkflaschen und Handyhalterung

Ich hatte zwei Trinkflaschenhalterungen samt zwei Trinkflaschen mit 750ml Fassungsvolumen dabei. Das ist zu wenig! Dies musste ich in der heißen und trockenen Puszta in Ungarn feststellen. Die Alternative ist eine dritte Halterung samt Flasche oder eine befüllte Softflask im Gepäck zum Nachfüllen der Trinkflaschen. Mit der zweiten Alternative hat sich Simon erfolgreich beholfen.

Die Navigation habe ich mit dem Smartphone gemacht (Apps: Komoot, Bikemap, Google Maps, je nach Bedarf) und so habe ich eine einfache Handyhalterung am Lenker befestigt. Das hat hervorragend funktioniert.

Mitgenommene Ausrüstung (einschließlich Bekleidung)

Klar, ich kann Dir momentan nur meine Erfahrungen der ersten Etappe (bei der wir nicht im Zelt übernachtet haben) weitergeben, aber immerhin….

  • Kleines Fahrradreparaturset (einschließlich Pumpe und zwei Ersatzschläuche)
  • Kleine, mobile Ersatzbeleuchtung (für vorne und hinten), …haben wir nicht gebraucht
  • Regenhose, Regenjacke
  • Taschenmesser (sinnvoll)
  • Hygieneartikel, vor allem „Rei aus der Tube“ ist wichtig zum Waschen der Klamotten. Und Sonnencreme nicht vergessen!
  • Zwei Funktionsshirts kurz für das Radfahren, ein T-Shirt Baumwolle für den Abend (Funktionsshirt habe ich nach jedem Tag gewaschen)
  • Ein Langarmshirt
  • Zwei Radlerhosen (kurz)
  • Eine leichte Jacke
  • Ein paar Schuhe für den Abend (leicht und klein)
  • Ladekabel für Sportuhr und Smartphone
  • Dünnes Handtuch
  • Fahrradhelm
  • Zwei Paar Ersatzunterhosen und Socken (wurden auch nach jedem Tag gewaschen)
  • EC- und Kreditkarten, Krankenkassenkarte, Ausweis

Meine Weltreise mit dem Fahrrad

Erste Etappe – Mit dem Fahrrad von Kirchheim bei München nach Kronstadt (Rumänien)

28. August 2025 bis 19. September 2025 – ca. 1700 Kilometer und 9000 Höhenmeter

Ich bin in einem deutschen Dorf im rumänischen Siebenbürgen (Transsilvanien) geboren und habe meine Heimat im Jahr 1985 mit meinen Eltern verlassen. In Oberbayern habe ich eine neue Heimat gefunden und lieben gelernt und so war es für mich klar, dass die erste Etappe meiner Weltreise mit dem Fahrrad von Kirchheim bei München (meinem aktuellen Wohnort) bis nach Siebenbürgen (dort liegt mein Geburtsort) führt.

Um an unserem Ziel, dem Marktplatz von Kronstadt (Brasov) anzukommen, liegen ca. 1700 Kilometer vor uns

Simon, ein guter Freund, wollte mich begleiten und wir beschlossen, die für uns bis dahin längste Radreise unseres Lebens zu planen. Schnell stellte sich heraus, dass vor uns ca. 1700 Kilometer und in etwa 9000 Höhenmeter liegen und wir überlegten, dass wir ca. 100 Kilometer pro Tag fahren wollen, zwei Pausentage während der Reise und noch zwei Tage in Kronstadt optimal wären. So kamen wir auf ca. 21 Tage (drei Wochen). Nachdem der zeitliche Umfang geklärt, der Urlaub eingereicht, und die Planung immer genauer wurde, kann die Reise beginnen!

Kirchheim bei München bis Landshut (erster Tag)

Heute ist Donnerstag der 28. August und ich muss noch arbeiten. Zwar habe ich Home Office, aber der Tag gestaltet sich sehr intensiv, denn (gefühlt) sind noch so viele Dinge zu erledigen bis ich um ca. 16:00 Uhr endlich aufbrechen kann. Ab 14:00 Uhr fängt es dann auch noch zu regnen an. Aber es ist noch kein starker Regen und so bin ich guter Dinge. Kurz vor 16:00 Uhr fahre ich mein Notebook herunter, stecke es in meine Fahrradtasche (es wird mich begleiten) und los geht´s! Heute ist mein Tagesziel Landshut, ein Großteil über den Isar Radweg. Simon wird erst in Passau zu mir stoßen, so dass ich die ersten zwei Tage alleine fahre.

Der Isar Radweg ist wunderbar ausgebaut. Teilweise fahre ich (in mittlerweile strömendem Regen) auf Asphalt, teilweise auf Schotter, teilweise auf Waldwegen. Aber alle Wege sind gut fahrbar, auch im Regen. Aufgrund einer gesperrten Brücke muss ich einen kleinen Umweg fahren, aber das ist kein Problem.

Der Isar Radweg ist mit seinen 299 Kilometern vielleicht auch eine schöne Herausforderung für den Frühling. Normalerweise verläuft er in folgenden Etappen:

  • Erste Etappe: Kastenalm (Isarursprung) – Scharnitz – Mittenwald (29 Kilometer):
  • Zweite Etappe: Mittenwald – Bad Tölz (65 Kilometer):
  • Dritte Etappe: Bad Tölz – München (69 Kilometer):
  • Vierte Etappe: München – Landshut (77 Kilometer)
  • Fünfte Etappe: Landshut – Deggendorf oder Thunsdorf bei Osterhofen (82 Kilometer)

Er ist gut ausgeschildert und man braucht eigentlich keine zusätzliche Navigation. Genauere Infos findest Du auf der Website des Isar Radweges.

Aber ich habe ein anderes Ziel, aber die kurze Strecke auf dem Isar Radweg finde ich super! Ich fahre die meiste Zeit direkt am Fluss entlang, der Radweg ist zum Großteil für Autos gesperrt und führt durch tolle Landschaften. Ich fahre ein relativ hohes Tempo, da es in Strömen regnet. Doch nach ca. 77 Kilometer komme ich im Hotel Ibis in Landshut an, checke ein und darf mein Fahrrad in einem eigenen Radzimmer des Hotels verstauen. Es ist übrigens ein tolles Hotel mit netten Angestellten. Ich habe Hunger und genieße meine Pizza mit Thunfisch. Noch beim Italiener mache ich eine Feinplanung des zweiten Tages, von Landshut bis Passau. Ich habe meine nassen Klamotten gewaschen, zum Trocknen aufgehängt, so dass das Tagwerk erfüllt ist. Im Bett realisiere ich, dass meine Reise nun richtig begonnen hat!

Landshut bis Passau (zweiter Tag)

Es ist ein tolles Gefühl aufzuwachen (übrigens noch bevor der Wecker geklingelt hat) und mit solch einem tollen Vorhaben in den Tag zu starten. Wie sich das gehört, genieße ich das Frühstück im Hotel, packe meine (nun wieder trockenen) Klamotten zusammen und los geht´s Richtung Passau!

Ich beginne meine heutige Tour bei bedecktem Himmel. Bis vor 10 Minuten hat es geregnet, aber laut Wettervorhersage soll das Wetter heute besser werden. Ich kann es vorweg nehmen, bis auf einen kleinen Schauer bleibe ich heute trocken. Ich radele erneut den Isar Radweg entlang und werde auf diesem bleiben bis ich Landau an der Isar erreicht habe. Wieder bin ich begeistert vom Isar Radweg, welcher mich an Dingolfging vorbei bis nach Landau an der Isar führt. Dabei begeistern mich die Isarauen bei Goben besonders, denn hier sehe ich unglaublich viele Wasservögel und sogar einen Biberbau.

Tschau Isar, ich verlasse Deine Ufer bei Landau und schon kommt ein richtig knackiger Anstieg der mich zum Radweg bis zum Vilskanal führt. Nachdem ich diesen überquert habe, fahre ich an der Vils zügig bis nach Vilshofen an der Donau. Ich genehmige mir meine erste Pause auf dieser Tour und genieße einen Cappuccino und ein kleines Gebäckstück in einer Bäckerei. Ich bin begeistert von dieser Stadt (größte Stadt im Landkreis Passau), denn hier stimmt der Mix aus historischen Gebäude und Moderne. Hinzu kommt, dass ich das erste Mal auf dieser Reise die Donau sehe, gleich nachdem ich die Marienbrücke in Vilshofen überquert habe. Und ab sofort bin ich auf dem Donau-Radweg.

Ich habe ab diesem Zeitpunkt das Gefühl nach unten zu fahren, was mir Motivation und Geschwindigkeit gibt. Kurze Zeit später sehe ich Passau vor mir. Jetzt wird´s lustig, denn ich suche das „Hotel Rotel Inn„. Mit dem Fahrrad ist es leicht zu erreichen und ich beziehe meine „Kajüte“. Und das Wort passt, denn diese ist genauso breit wie das Bett, ein patentiertes Konzept. Man kann seitlich nicht herausfallen, denn das Bett ist bündig mit den beiden Wänden 🙂 Aber alles ist sauber und der Preis pro Übernachtung ist unschlagbar.

Ich habe noch eine Stunde Zeit bis Simon, Thomas und Moni ankommen (Moni und Thomas bringen Simon mit ihrem Minibus samt Fahrrad nach Passau). Ich kann also in Ruhe duschen und sogar noch etwas ausruhen. Doch dann ist die Freude wirklich riesig als Sigi meine Frau auch dabei ist. Ich hatte mich schon von ihr vor zwei Tagen verabschiedet und aufgrund ihrer beruflichen Belastung nicht geglaubt, sie vor meiner Heimkehr wieder zu sehen. Es wird ein wunderbarer Abend bei einem gemeinsamen Abendessen in der Passauer Innenstadt. Simon und ich bekommen von Sigi jeweils eine Glücks-Gummi-Ente mit Lenkerhalterung geschenkt. Auch wenn diese Ente körperlich etwas gebrechlich ist (…Insider) wird sie uns über die gesamte Reise begleiten. Das waren heute über 120 Kilometer und das Arschbarometer (Grad der Belastung des Gesäßes) ist auf „grün“. Alles gut.

Von Passau nach Linz (dritter Tag)

Nun sind wir zu zweit (Simon ist nun auch am Start) unterwegs und starten gleich nach dem Frühstück. Es bietet sich an, dass wir den Donau Radweg fahren und genau auf diesem verlassen wir Passau. Heute stehen uns bis Linz ca. 100 Kilometer bevor, aber wir sind guter Dinge obwohl die Sonne bereits heiß herunter brennt.

Anfangs müssen wir eine ca. 10 Kilometer lange Strecke auf der Landstraße bewältigen, aber es ist nicht viel Verkehr, also alles kein Problem. Wir scherzen, dass wir uns in Rumänien manchmal nach solch wenig befahrenen Straßen sehnen werden…… 🙂 Sehr lustig! Nachdem wir wieder auf dem gut ausgebauten und schnurgeraden Donau-Radweg angekommen sind, fahren wir mit konstantem Tempo (meist zwischen 23 und 25km/h) geradeaus.

Immer wieder halten wir kurz an, wenn wir etwas Interessantes sehen. So hat uns z.B. dieser kleine Kerl (oder ist es eine Ziegendame?) begeistert. Diese wohlgenährte Ziege hat uns so dermaßen knuffig angeblööööööööökt, dass wir ihr unsere Aufwartung machen mussten. Da war so eine Verbindung zwischen uns …..

Weil ich von diesem Teilstück der Strecke nur wenige Bilder gemacht habe, will ich Dir eine kurze Information zum Donau Radweg geben: Der Donau Radweg feierte im Jahr 2024 sein 40-jähriges Jubiläum und ist sicherlich eine der am häufigsten befahrenen Radstrecken Europas. Er beginnt an der Quelle der Donau (Donaueschingen) und wird in drei große Teile unterteilt:

  • Donaueschingen bis Passau,
  • Passau bis Wien und
  • Wien bis Budapest

Dabei kommst Du durch zahlreiche, interessante Städte und Du solltest Dir Zeit nehmen die vielen Sehenswürdigkeiten anzuschauen und die kulinarischen Spezialitäten der jeweiligen Region zu genießen. Du kannst Dir die Länge Deiner Etappen selbst einteilen und auch kurzfristige Buchungen in Pensionen, Campingplätzen und Hotels sind unserer Erfahrung nach überhaupt kein Problem. Du hast also die volle Flexibilität. Viele Pensionen sind auf Radfahrer eingestellt und auch E-Bike-Fahrer können ihren auf Strom laufenden Drahtesel (darf man E-Bikes überhaupt noch so nennen?) laden.

Ok, zurück zu unserer Tour….. Wir haben uns für eine kleine Besonderheit entschieden. Bei Schlögen (an der Donauschleife) sind wir mit der Fähre über die Donau gefahren und haben dort die beste Leberkässemmel unseres bisherigen Lebens!!! bei einem kleinen Foodtruck gegessen. Anstatt nun an der Schleife entlang den Donauradweg weiter zu fahren, sind wir (auf Kosten von ca. 250 Höhenmetern) die „Abkürzung“ über Haibach gefahren und über die Brücke bei Feldkirchen an der Donau wieder auf den Radweg gefahren. Ob man das unbedingt machen muss? Nein! Aber wir dachten, es wäre eine gute Idee 🙂 ACHTUNG! Google-Maps leitet Dich automatisch über diesen Weg.

Nachdem wir in einem Affentempo die vorher gekletterten Höhenmeter bis Feldkirchen heruntergedonnert sind, vergeht die restliche Zeit bis nach Linz wie im Flug. Wir besichtigen kurz die Innenstadt, kaufen noch schnell etwas ein und beziehen unsere Pension. Bei einer leckeren Pizza lassen wir den Tag ausklingen.

Von Linz nach Emmersdorf (vierter Tag)

Wir genießen ein tolles Frühstück und brechen voller Vorfreude auf. Heute (31. August 2025) ist unser Ziel ein kleiner Campingplatz in Emmersdorf (auf der anderen Donauseite von Melk) und bis dahin stehen uns ca. 100 Kilometer bevor. Dort haben wir zwei „Weinfässer“ zum Übernachten gebucht. Auf diese freuen wir uns schon!

Es dauert etwas, bis wir aus Linz herausgefahren sind, aber dann kommen wir flott voran und erreichen bald Mauthausen (der name ist Programm), wo wir auf eine Radfähre steigen und die Donauseite wechseln. Diese Fähren gibt es öfter an der Donau und Du kannst für kleines Geld (unter 5,- EUR) die Donau bequem überqueren.

Zwischen Mitterkirchen und Domach liefern wir uns ein spannendes Rennen mit einem Kohle-Lastenschiff. Wir sind eigentlich zwei bis drei km/h schneller, aber der Lastkahn hat definitiv die bessere Ausdauer. Vor lauter Adrenalin sehen wir zwar, dass wir die Räder unter einer Schranke (samt großem „Betreten-Verboten-Privatweg“-Schild unten drunter schieben, aber wir realisieren unsere Tat erst viele Kilometer später, als wir in der durch ein Elektrizitätswerk bedingten Sackgasse, unsere Räder, samt Gepäck über einen Graben auf den richtigen Weg schleppen müssen. Naja, Strafe muss sein!

Nach so viel anstrengendem Sport machen wir in Grein eine kleine Pause und genießen einen Cappuccino.

Nachdem wir in Emmersdorf angekommen sind und unsere Fässer bezogen haben, genießen wir eine Dusche und gehen zu Fuß zum Essen. Wir lassen uns die kulinarischen Highlights dieser wunderschönen Region schmecken. Ich habe noch nie einen Schnitzel auf Marillensauce gegessen bis heute. Aber es schmeckt einfach nur köstlich! Wir kaufen noch eine Flasche Rotwein und genießen diese vor unseren Fässern. In dieser Nacht schlafe ich tief und fest!

Von Emmersdorf nach Wien (Fünfter Tag)

Heute ist der erste September und wir haben erneut eine etwas länger Etappe, diesmal bis nach Wien, vor uns. Laut Planung stehen zwischen uns und Wien ca. 125 Kilometer und über 500 Höhenmeter. Wir haben sehr gut geschlafen und sind guter Dinge. Das Arschbarometer (Zustand des Allerwertesten) zeigt immer noch „grün“, aber trotzdem sind wir froh, dass morgen ein Pausentag zum Sightseeing geplant ist.

Ich freue mich sehr auf diese Etappe, denn heute fahren wir durch die Wachau und ich liebe diese wunderbare Gegend. Sie erstreckt sich (wenn man es genau nimmt) von Melk bis nach Krems. Die Meisten denken im Zusammenhang mit der Wachau nur an den hervorragenden Wein (Grüner Veltliner und Riesling), dabei vergisst man aber gerne den hervorragenden Marillenschnaps 🙂 Nein im Ernst…. ich mag auch die Landschaft die durch Weinterrassen, alte Klöster und Burgen geprägt ist.

Es ist irgendwie suspekt, wie die Höhenmeter sich ansammeln, obwohl man doch den Donau-Radweg fährt und es ja im Prinzip bergab geht. Aber als Radfahrer fahren wir immer wieder durch kleine Ortschaften und diese müssen wir uns oft durch einen kurzen Anstieg erst verdienen.

Eigentlich wollen wir in Krems eine Pause machen und einen Kaffee trinken. Aber heute ist hier eines der zahlreichen Volksfeste und die Cafe´s sind ziemlich voll, weshalb wir das auf eine kleinere Ortschaft (Tulln an der Donau) verschieben. Da wir von hier aus nur noch ca. 30 Kilometer bis nach Wien haben, genießen wir auch einen leckeren Nachtisch (irgendwas mit Marillen).

An Klosterneuburg vorbei erreichen wir Wien. Ich bin immer wieder verwundert wie lange man in einer Großstadt fahren kann, bis man sein Hotel erreicht. So geht es uns auch in Wien. Wir fahren locker noch 12 Kilometer (die uns aber im Stadtverkehr über eine Stunde kosten), bis wir unser Hotel erreichen. Dafür steigt die Vorfreude auf das Sightseeing morgen, denn Wien ist ein einziges großes Museum das es zu entdecken gilt.

Nachdem wir ein üppiges Abendessen lukullisch angemessen zu uns genommen haben und auf den wunderbaren Tag angestoßen haben, genießen wir noch das Nachtleben. Aporopos Bier: Simon hat da so eine App mit der er Biere weltweit bewertet. Wenn wir also mal ein oder zwei Bierchen trinken, dann nur weil wir dieses App-Startup unterstützen möchten. 😉

Wien (sechster Tag, PAUSENTAG)

Eigentlich kommt der erste Pausentag ein oder zwei Tage zu früh. Aber wenn wir schon in einer der europäischen Top-Metropolen sind, dann müssen wir sie auch genießen. So ziehen wir nach dem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein mit der U-Bahn los und schauen uns ein paar Sehenswürdigkeiten an. Anfangs natürlich das Pflichtprogramm (Schloss Schönbrunn, Stephansdom), aber bald schon genießen wir lieber die Natur in den zahlreichen Parks. Unseren Kalorienhaushalt regulieren wir (nachdem wir bisher täglich ca. 4000 Kalorien verbraucht haben) im Café Sacher mit einem Kaffee (Verlängerten) und einem Stück Sacher-Torte.

Wir fühlen uns in unserer Rolle als Touristen sehr wohl!

Also ich habe sicherlich noch nicht alle europäischen Städte gesehen, aber Wien steht bei mir in meiner Gunst sehr, sehr weit oben. Einfach gesagt: ICH LIEBE DIES STADT!

Eine wichtige Info aus dem Bereich „Wissen das die Welt nicht braucht“ für die Damen: Wusstet ihr, dass in Wien im Jahr 1900 die wasserfeste Wimperntusche (Mascara) von der österreichischen Sängerin Helene Winterstein-Kambersky erfunden wurde?

Der Tag geht unheimlich schnell vorüber, aber wir haben ihn wirklich genossen. Wien, wir kommen wieder! Zumindest hoffen wir das.

Von Wien nach Bratislava (siebter Tag)

Heute steht für mich eine kleine Prämiere an, denn ich war noch nie in der Slowakei, und deren Hauptstadt Bratislava ist heute unser Ziel. Unsere Navigation sagt uns eine relativ kurze Strecke mit ca. 75 Kilometern und kaum Höhenmetern voraus und so radeln wir motiviert nach dem Frühstück los.

Auch heute dauert es ein paar Minuten bis wir die Stadt Wien hinter uns lassen können und erneut den gewohnten Donau-Radweg Richtung Südosten einschlagen. Bis kurz vor Bratislava werden wir heute auf der linken Donau-Seite fahren, bevor wir dann über eine Brücke die Seite wechseln und nach Bratislava fahren. Aber noch haben wir viele Kilometer vor uns. Wir sind guter Dinge und scherzen fleißig. Gefühlt hat sich bei uns heute eine Geschwindigkeit von ca. 25km/h eingespielt, solange keine Anstiege kommen.

Die Wegführung ist eigentlich ziemlich eintönig, da wir immer geradeaus fahren ohne irgendwelche Besonderheiten. Allerdings befinden wir uns in dem „Nationalpark Donauauen“ und der ist wunderschön. Während der Hauptsaison werden hier zahlreiche Führungen angeboten, aber wir sind schon außerhalb der Saison unterwegs und so sehen wir nur sehr wenige Menschen. Immer wieder erfasst unser Geäug seltene Vögel und riesige Bäume die hier noch alt werden durften und zahlreiche Altarme der Donau. Die scheinen voller Leben zu sein, denn immer wieder platscht es dort. Super schön!

Die Zeit vergeht wie im Flug und schon fahren wir über die Brücke bei Hainburg über die Donau und lesen, dass wir nur nur noch wenige Kilometer bis Bratislava vor uns haben. Ungefähr einen halben Kilometer vor unserem Hotel (ein Schiff, auf dem wir zwei Kajüten gemietet haben) finden wir einen Calistenics-Park und trainieren noch 30 Minuten mit den Sling-Trainer unseren Oberkörper. Das tut richtig gut, denn gerade der Rücken bleibt beim Radfahren in einer dauernd gebeugten Haltung. Da macht es Sinn, diesen von Zeit zu Zeit etwas zu kräftigen.

Wir beziehen unsere Kajüten mit Klappbett, duschen und gehen zum Sightseeing. Bereits nach wenigen Metern Fußweg sind wir von Bratislava begeistert. Wir erreichen die St. Elisabeth Kirche (blaue Kirche) und sind beeindruckt von deren Mosaik (komplett in blau gehalten) und dem ovalen Grundriss. Wir gehen weiter in Richtung Innenstadt und sind begeistert von einer wunderbaren Fußgängerzone mit zahlreichen schönen Gebäuden und tollen Ladengeschäften.

Anstatt Dich mit Beschreibungen zu langweilen rate ich Dir diese Stadt unbedingt mal zu besuchen und Dir etwas Zeit dafür zu nehmen. Es lohnt sich. Ich will noch unbedingt den „Man at Work“ (Mann im Gulli) anschauen. Und das lohnt sich, denn wir können wunderbare Bilder machen.

Uns ist bewusst, dass wir eigentlich noch viel anschauen müssten, denn diese wunderbare Stadt hat viel zu bieten. Aber wir haben Hunger und gönnen uns zu einem günstigen Preis ein deftiges Abendessen. Natürlich darf das lokale Bier nicht fehlen. Es ist schön, dass wir noch ca. 30 Minuten Fußweg haben, denn so sehen wir das beleuchtete „Ufo von Bratislava“, die Burg und hören aus den Bars und Clubs die Menschen bei guter Musik feiern. Wir müssen morgen früh raus, weshalb wir uns in unsere Kajüten begeben, aber ich habe mir fest vorgenommen, Bratislava im Sommer für ein verlängertes Wochenende zu besuchen. Und dann wird mit meiner Frau und meiner Tochter gefeiert!

Von Bratislava nach Komarno (achter Tag)

Heute ist der 04.09.2025 und wir haben gut geschlafen und dürfen in dem schiffseigenen Café frühstücken. Mit Blick auf die Donau (auf der wir schwimmen, wenn auch am Ufer festgemacht) genießen wir zwei Cappuccino und ein deftiges Frühstück. Heute warten etwas mehr als 100 Kilometer auf uns. Unser Ziel ist die kleine Stadt Komarno, direkt an der Mündung der Waag in die Donau gelegen. Wir haben gelesen, dass die Stadt zwar zur Slowakei gehört, aber die Mehrheit der Einwohner haben ungarische Wurzeln.

Es ist schon lustig, wie man nach sieben Tagen die letzten Vorbereitungen vor der Abfahrt in eine neue Etappe automatisiert hat. Zum Schluss noch der Routinecheck der Fahrränder (genug Luft?, Scheibenbremsen in Ordnung? etc.), dann sind wir wieder im Sattel und fahren los. Natürlich fahren wir immer noch auf dem Donau-Radweg und müssen gleich am Anfang ziemlich lachen als wir ein „Sport-Verbot“-Schild entdecken. Für uns, als begeisterte Sportler ein (Insider)Witz. 🙂

Nach wenigen Kilometern wechseln wir über eine Brücke die Uferseite und fahren nun links an der Donau entlang. Auch hier ist der Donau-Radweg wunderbar ausgebaut und wir können mit einem guten Tempo fahren, aber es gibt auch immer wieder Streckenabschnitte an denen wir über Schotter oder auf Feldwegen fahren. Aber das macht uns nichts aus und unseren Fahrrädern auch nicht. Auf solch einer Reise verbringt man viel Zeit miteinander und redet viel, aber die meiste Zeit hängt man auf dem Fahrrad seinen eigenen Gedanken nach. Oft ist es einem gar nicht bewusst wann und wo man wichtige Ideen gewinnt und Entscheidungen trifft. Bei mir ist dies heute der Fall. Ich habe das ganz starke Gefühl, dass ich mit meiner Weltreise auf dem Rad nicht erst in fünf Jahren (wie geplant) beginnen darf, sondern mich eigentlich bereits dabei befinde. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass man eine Weltreise auch in Etappen machen kann, aber genau so ist es. Heute reift die Idee in meinem Kopf heran, dass ich eigentlich für die nächste Etappe auf meiner Weltreise in einer der Ortschaften starten kann, die ich mit dem Rad bereits erreicht habe. Die Anreise zu dieser Ortschaft kann auch mit dem Zug erfolgen. Das würde perfekt in meine Lebensplanung passen und hätte den Vorteil, dass ich flexibel „Abstecher“ zu Orten machen könnte, die ich sonst zeitlich nicht erreichen würde. Wie immer wenn ein Plan konkret wird, falle ich in eine kribblige, positive Aufregung.

Ich kann Dir das an dieser Stelle mit gutem Gewissen schreiben, denn unser Radweg bietet wenig Abwechslung. Stop! Eine Sache hat uns schon sehr beeindruckt. Die ersten 40 Kilometer ist die Donau sehr breit und es gibt zahlreiche Auen. Hier sehen wir tausende Wasservögel. Das ändert sich mit einem Schlag nach einem Wasserkraftwerk. Nach diesem ist die Donau reguliert und wir sehen kaum noch Vögel. Der Kontrast den wir erleben ist unglaublich.

Wir erreichen Komarno, duschen und schauen uns die kleine Stadt an. Und auch Komarno überrascht uns positiv. Die Menschen sind sehr freundlich und die Innenstadt hat wunderbare Fassaden die an die glorreiche Vergangenheit der Stadt erinnern. Angeblich wurde Komarno mehrmals von den Osmanen angegriffen, aber sie konnten sie niemals einnehmen.

Wir fühlen uns wohl in Komarno und sind begeistert von dieser kleinen Stadt. Wir genießen ein tolles Abendessen und freuen uns über den tollen Tag und eine weitere, geschaffte Etappe.

Von Komarno nach Budapest (neunter Tag)

Nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück schauen wir noch einmal auf unsere Planstrecke und los geht´s! Heute haben wir knapp 110 Kilometer und ca. 600 Höhenmeter vor uns. Es wird also eine anspruchsvolle Etappe, aber als Belohnung winkt die Weltstadt Budapest.

Etwas melancholisch sind wir schon, denn wir wissen, dass wir heute das letzte Mal auf dem Donau-Radweg unterwegs sind und die Slowakei verlassen werden. Ab morgen verlassen wir die Donau, aber heute fahren wir noch an dem lieb gewonnenen Europa-Strom auf unserer rechten Seite. Das ist diesmal wichtig, denn wenn wir auf der rechten Seite der Donau fahren würden (immer in Fließrichtung gesehen), dann wären wir in Ungarn. Die Donau ist die natürliche Grenze zwischen der Slowakei und Ungarn.

Zwischendrin machen wir eine kleine Rast und ich habe Heißhunger auf einen fettigen Braten. Diesen finde ich in einer kleinen Ortschaft in einem günstigen Lokal in dem (außer uns) nur slowakische Bauarbeiter essen. Aber das Essen ist sehr gut und ich trinke das erste Mal eine Kiwi-Limonade. Fantastisch!

Wir fahren die restliche Strecke (links von der Donau) in der Slowakei und überqueren die Donau erst bei Esztergom und sind damit in Ungarn. Und das war eigentlich gar nicht unser Plan. Eigentlich wollten wir die Radfähre bereits etwas früher nehmen und uns übersetzen lassen, aber diese fährt leider nicht mehr, denn es ist keine Saison mehr. Das kostet uns etwas Umweg, aber das ist kein Problem. Während wir realisieren, dass die Fähre nicht fährt (kann man den Satz irgendwie anders bauen? Hört sich komisch an), unterhalten wir uns mit einem Landsmann der mit seinem alten Drahtesel über Serbien und das eiserne Tor bis ins Donaudelta möchte. Er ist etwas eingeschüchtert und ist sich seiner Sache nicht sicher. Wir motivieren ihn so gut wir können. Es würde uns sehr interessieren zu erfahren wie es ihm ergangen ist.

Nachdem wir die Donau überquert haben, beginnen die Höhenmeter. Auf einer vielbefahrenen Straße kämpfen wir uns nach oben bis die Beine brennen. Es ist richtig heiß heute und ich trinke so viel ich kann und trotzdem wird mein Durst immer größer. Ich muss bei starken Steigungen immer wieder schieben, aber selbst das Schieben ist anstrengend. Simon ist tapferer. Er fährt länger im Sattel und wartet am Scheitelpunkt der Steigung auf mich. Aber jetzt kommt meine Zeit! Ich lasse das Rad nach unten einfach rollen und erreiche ziemlich hohe Geschwindigkeiten. Ab und zu bremse ich, aber mehr aus Respekt vor potentiellen Schlaglöchern, welche es hier durchaus zahlreich gibt. Auf alle Fälle macht mir Downhill-Ballern auch mit dem Rad Spaß 🙂

Zehn Kilometer weiter erreichen wir Budapest! Wow, wir sind mit dem Fahrrad nach Budapest gefahren. Ich bin so stolz auf uns und unsere Leistung. Das Coole ist, dass Budapest nun ein möglicher Startpunkt für die nächste Etappe sein kann bei meiner Weltreise, da wir Budapest mit dem Rad erreicht haben. Das „Siegerbier“ bei einem unglaublich schmackhaften Abendessen schmeckt heute Abend fantastisch! Natürlich haben wir davor noch etwas sightseeing gemacht und ein paar wunderbare Bilder verewigt.

Wenn alles gut läuft, dann werden wir in wenigen Wochen wieder in Budapest übernachten, dann jedoch auf der Rückreise mit dem Flix-Bus. 🙂 Bis dahin stehen uns aber noch ca. 1000 Kilometer auf dem Fahrrad bevor.

Von Budapest nach Kecskemét (zehnter Tag)

Budapest ist eigentlich eine Stadt in der man viel länger bleiben müsste. Ich finde, dass man dieser Stadt die glorreiche Geschichte ansieht und an vielen Ecken deutlich spürt. Aber wir müssen weiter und wir sind froh, dass wir beide bereits in der Vergangenheit Budapest besuchen durften und die Stadt zumidnest ansatzweise kennen. Heute liegen wieder ca. 100 Kilometer vor uns und unser Ziel ist die Stadt Kecskemét, die achtgrößte Stadt Ungarns.

Die Sonne brennt herunter und wir merken, dass wir uns in der Puszta (ungarische Tiefebene) befinden. Die ersten 50 Kilometer kommen wir an sehr viel Wasser vorbei. Das wird erst ab der Ortschaft Öcsa weniger, bis wir nur noch ab und zu einen Fluss sehen und sonst nur noch sandiges Ackerland. Würden wir nicht mit dem Fahrrad fahren, so würden die Felder aussehen als bestünden sie aus fruchtbarer Erde. Doch auf unseren Fahrradwegen liegt sehr viel Sand, so dass ich davon ausgehe, dass es mit der Fruchtbarkeit nicht weit her sein kann. Teilweise ist es so viel Sand, dass wir das Fahrrad schieben müssen. Sand hätte ich hier nun wirklich nicht vermutet. Wir googeln (leider erst beim Essen nach unserer Ankunft in Kecskemét) und lernen, dass es wenige Kilometer westlich der Stadt sogar die Fülöpházi Sanddünen, eine echtes Naturwunder gibt. Gut, aber nun zurück zu unserer Radreise… wir sind ja noch nicht angekommen.

Trotz des vielen Sandes sind die meisten Wege einigermaßen gut zu fahren und auch die Straßen sind wenig befahren, so dass es uns Spaß macht hier zu radeln. Wir kommen gut voran und können ein flottes Tempo fahren. Heute fällt es mir auf, dass wir durch relativ wenige Ortschaften fahren. Die Felder sind (zumindest die nicht künstlich gegossenen) zu einem großen Teil verdorrt. Auch wenn wir heute Temperaturen um die 30 Grad haben, so scheint das nichts zu sein im Vergleich zu der Sommerhitze dieses Jahr. Eine erste Pause machen wir nach ca. 40 Kilometern im Schatten, aber heute ist es auch im Schatten warm.

Wir haben auch die ersten Begegnungen mit Hunden, aber bisher noch nichts Schlimmes. Nach der Hälfte unserer Strecke finden wir in einer kleinen Ortschaft ein süßes, kleines „Café“ mit einem hervorragenden Cappucino und leckerem Gebäck. Wir lassen es uns schmecken und setzen unseren Radltag fort.

Ca. 40 Kilometer vor Kecskemét wird es dann doch noch etwas hügelig, sofern man die paar Steigungen überhaupt als „Hügel“ bezeichnen kann. Wir erreichen die Stadt und begeben uns in unserer Pension. Heute übernachten wir in einer privaten Pension. Es war ein sehr warmer Tag und die Dusche tut (wie jeden Tag) gut. Man fühlt sich wie ein neuer Mensch und bekommt wieder Energie um die Stadt zu erkunden. Es ist aber bisher auch jeden Tag so, dass wir ziemlich nach dem Radfahren sehr hungrig sind und das Sightseeing deshalb oft kürzer ausfällt als wir uns eigentlich vorgenommen haben.

Kecskemét macht es uns aber leicht mit Sightseeing, denn alleine auf dem Weg bis zu unserem Essenslokal kommen wir an zahlreichen, sehenswerten Gebäuden vorbei. Und mein heutiges Highlight ist die Hühnerbrust auf Marillen und Backpflaumen. Oh mein Gott schmeckt die gut! Ach ja, das Bier übrigens auch. Mit Träumen von riesigen Sandwürmern vergeht die Nacht wie im Schlaf.

Von Kecskémet nach Gyomaendröd (elfter Tag)

Da unsere Pension leider kein Frühstück anbietet, gehen wir bereits zeitig Einkaufen und frühstücken auf der Terrasse der Pension. Gut gestärkt brechen wir auf zu unserer heutigen Tour nach Gyomaendröd. Eine Anmerkung zu den Menschen die ungarisch sprechen können: „RESPEKT!“. Ich finde diese Sprache unheimlich schwer. Vor uns liegen über 100 Kilometer bevor und es ist bereits in der Früh sehr heiß!

Die ersten zwanzig Kilometer laufen unsere Räder problemlos. Wir fahren auf befestigten Straßen und die Hitze stört uns aufgrund des stetigen Fahrtwindes kaum. Doch dann beginnt das Elend. Immer häufiger müssen wir unbefestigte Wege nehmen und diese sind sehr schwer zu befahren. Tiefe, mit Sand gefüllte Fahrrinnen machen ein Fahren oft unmöglich, so dass wir schieben müssen. Glücklicherweise sind solche extrem schlechten Streckenabschnitte nicht besonders lang, so dass wir meist nach ca. einem Kilometer wieder aufsteigen können und zumindest eine Zeit lang wieder langsam fahren können. Trotzdem kostet das sehr viel Zeit und das gerade an einem Tag an dem sowieso viele Kilometer zurückzulegen sind.

Das Gute ist aber unsere stets gute Stimmung. Wir lassen uns in solchen Situationen nicht runterziehen sondern lachen drüber und dann kommen so Sprüche wie „Gut, dass wir uns diese Tour ausgewählt haben, alles andere wäre doch langweilig“ oder „hey, wenn´s einfach wäre, würde es Fußball heißen„. Aber bei aller staubiger Hitze, die Puszta hat auch sehr viel Schönes zu bieten. So kommen wir z.B. an einem Sonnenblumenfeld vorbei das scheinbar bis zum Horizont reicht. Aufgrund riesiger Gießmaschinen sind diese Sonnenblumen nicht vertrocknet, so dass sich uns eine wunderbare Aussicht bietet.

In einem kleinen Dorf bemerken wir, dass hier ein(e) Künstler(in) tätig ist. In unterschiedlicher Weise verziert, wurden alte Fahrräder aufgestellt und werten das Bild des Ortes extrem auf. Wir wissen leider nicht mehr wie das Dorf hieß und kennen leider auch den Künstler nicht, aber uns hat diese Idee wunderbare Momente beschert! Unbekannterweise… DANKE dafür!

Heute haben wir zahlreiche Begegnungen mit Hütehunden. Gerade in kleineren Dörfern sprinten sie hinter Häusern hervor, kleffen uns an und fletschen die Zähne. Das ist nicht schön, aber wir merken, dass es eher als „Warnung“ und nicht als Angriff zu sehen ist. Wir hoffen, dass unsere Einschätzung fundiert ist 🙂 Am Ende eines Dorfes kommen gleich vier große Hunde laut bellend, Zähne fletschend und uns warnend auf uns zu und zwingen uns, die Wegeplanung anzupassen, denn ein Weiterfahren erscheint hier sehr risikoreich. Auch wenn wir unseren eigentlichen Weg nicht kennenlernen durften, so ist die Alternative gar nicht schlecht. Wir fahren kilometerweit auf einem Damm mit bester Aussicht. Der Genuss wäre bei zehn Grad Außentemperatur weniger sicherlich größer, aber wir sind zufrieden und machen wieder Kilometer.

Zwischen den beiden Ortschaften Öcsöd und Szarvas müssen wir wieder häufiger schieben, aber dafür nicht mehr so lange. Wir kommen an einer Farm vorbei die scheinbar kilometerweit keine Nachbarn hat. Sie ist bewohnt und wir sehen die wunderschönen, berühmten Pferde aus der Puszta. Aber wir sehen keine Menschen. Eigentlich warten wir schon auf den Hütehund, aber diesmal haben wir Glück. 🙂 Auch diese Farm ist umgeben von riesigen Sonnenblumenfeldern, aber hier ist alles vertrocknet.

Noch eine kleine Anmerkung zu den Radwegen…. 🙂 Ca. 30 Kilometer vor Gyomaendröd beginnt der Radweg und anfangs freuen wir uns. Dieser verläuft im Schatten von großen Bäumen, welche uns vor der prallen Sonne schützen. Doch der Nachteil ist, dass die Wurzeln der Bäume unter dem uralten Asphalt große Beulen geschaffen haben, die nur ein langsames Fahren möglich machen. Wir versuchen das Beste draus zu machen, aber zügiges Fahren ist hier nicht möglich. Wir scherzen und denken, dass diese Radwege sicherlich noch zu Zeiten russischer Besatzung gebaut wurden. Wahrscheinlich haben wir damit sogar Recht. 🙂

Schließlich erreichen wir Gyomaendröd und checken in unserem Hotel ein. Die Dusche ist eine Wohltat. Da wir heute mangels großer Sehenswürdigkeiten mehr Zeit mit unserem Abendessen verbringen können, genießen wir ausgiebig. Heute haben wir uns das Essen nach über sieben Stunden auf dem Rad wirklich verdient.

Von Gyomaendröd nach Oradea (zwölfter Tag)

Heute ist unser letzter Tag in Ungarn. Nach dem Frühstück packen wir unsere Fahrradtaschen und fahren los in Richtung Oradea, unserem ersten, rumänischen Ziel. Vor uns liegen wieder ca. 100 Kilometer und die Gesamtzahl an bereits gefahrenen Kilometern wird langsam vierstellig.

Es gilt immer die Balance zwischen Straßen und Wegen mit dem Prädikat „wenig Verkehr“ und „gut befahrbar“ zu finden. Heute navigiert Simon und hat über Komoot eine Tourplanung vorgenommen. Wir planen meist am Vorabend die Tour für den kommenden Tag und nutzen dafür Komoot, Bikemap und ab und zu auch Google Maps. Leider funktioniert die Radplanung in Google Maps über Ländergrenzen nicht, so dass diesmal nur Komoot und Bikemap bleiben.

Unser erster Meilenstein ist heute Szeghalom, eine kleinere Stadt die ich noch von früher kenne. Diese erreichen wir über einen Radweg auf einem Damm relativ flott und so glauben wir in unserem jugendlichen Leichtsinn, dass es heute so richtig gut läuft. Unser Tempo ist gut, das Wetter ist gut, die Beine sind frisch und der Kopf ist motiviert. Ca. 10 Kilometer nach Szeghalom machen wir eine kurze Pause (ca. 15 Minuten) und nun ändert sich alles auf einen Schlag.

Regen zieht auf und wenige Kilometer hinter uns donnert und blitzt es. Ein Wind von der Seite bläst so stark, dass wir uns konzentrieren müssen um uns auf dem Rad zu halten. Immer wieder dreht der Wind und bläst uns von vorne entgegen, so dass wir nur langsam unter Aufbietung von reichlichen menschlichen Wattzahlen vorwärts kommen. Eine halbe Stunde später beruhigt sich die Situation wieder komplett, so dass es nur noch wenig regnet und wir in nahezu windstillem Wetter weiterfahren können. So ähnliche Erfahrungen werden wir noch häufiger machen auf unserer Reise. Die Dinge ändern sich sehr schnell und als Radfahrer bist Du den Elementen ausgeliefert.

In Biharkeresztes machen wir eine kurze Trinkpause und überprüfen wie viele Kilometer noch vor uns liegen bis zur rumänischen Grenze. Es sind nicht mehr viele. Wenige Minuten Später fahren wir (etwas verplant da es keinen optimalen Weg für Fahrräder gibt) über eine dreispurige Straße über die rumänische Grenze.

Wie krass ist das denn? Wir sind mit dem Fahrrad bis nach Rumänien gefahren. Das können wir bereits jetzt wahrheitsgemäß erzählen. Ich platze fast vor Stolz! Wir machen ein Foto an einem alten Monument das so alt aussieht, dass es Ceaucescu bestimmt noch kennen würde.

In Bors, einem Vorort von Oradea machen wir eine kleine Rast und machen unsere erste Erfahrung mit einem Bettler und einem Lastwagenfahrer der seinen Kumpel zwar rauslassen, dafür aber nicht extra anhalten will. Nun, das kann man so machen, der Kumpel ist unverletzt geblieben. 🙂

Es ist für uns schwer erkennbar, wann genau Oradea beginnt, da wir durch ein riesiges Industriegebiet radeln. Anfangs sehen wir wenig was uns gefällt, aber je weiter wir in die Innenstadt kommen, desto schöner wird es. Wir beziehen unser Hotel und gönnen uns erst einmal eine kleine Schwimmeinheit in dem Hotelpool sowie ein Bierchen um auf das Erreichen von Rumänien anzustoßen.

Nach der Dusche erkunden wir Oradea und sehen einige wirklich schöne Plätze und Gebäude, auch wenn ein großer Teil der Fußgängerzone eine Baustelle ist. Das ist heute aber sowas von egal, denn wir freuen uns einfach hier zu sein.

Von Oradea nach Crasna (dreizehnter Tag)

Wir frühstücken heute etwas früher, denn uns stehen nicht nur 105 Kilometer, sondern auch über 900 Höhenmeter bevor. Unseren heutigen Zielort (Crasna) haben wir gestern Abend erst nach intensiver Suche gefunden, nachdem wir in unserem ursprünglich geplanten Zielort keine Unterkunft finden konnten. Naja, mit dem Rad musst Du flexibel sein 🙂

Wir fahren bei leichtem Regen los, aber im Laufe des Tages soll das Wetter besser werden. Es hat die ganze Nacht hindurch geregnet, aber wir scheinen Glück zu haben, denn der Regen hört nach ca. 20 Minuten auf. Die ersten zehn Kilometer kommen wir gut voran, doch dann beginnt ein harter Teil des Tages.

Der Asphalt der Straße weicht einer Schotterpiste, dann einer reinen Schlammpiste. Unser Weg führt uns durch ein Gebiet in dem Kies abgebaut wird. Durch den intensiven Regen sind heute Nacht die Wege zu Schlammbahnen geworden und nach wenigen Metern sind unsere Fahrräder und unsere unteren Körperpartien komplett mit dem hellbraunen Schlamm bedeckt. Wir fahren durch teilweise 30cm tiefe Pfützen und werden von uns entgegenkommenden LKW-Fahrern (Kiestransporte) etwas mitleidig angeschaut.

Die sollen nicht so schauen, wir haben uns das selbst ausgesucht! Urlaub am Strand auf Mallorca ist einfach zu langweilig, denke ich mir 🙂 Das Ganze ist so suspekt, dass Simon und ich anfangen zu lachen und Witze machen. Das Schicksal liebt uns heute. Nach der „anspruchsvollen“ Strecke kommen wir auf eine Teerstraße und freuen uns, können aber kaum glauben, dass wir nach etwa 100 Meter wieder links auf eine solche Schlammstraße sollen. Wir glauben dem Navi nicht und fahren ca. 800 Meter bis zur Hauptstraße um zu sehen wie schlimm der Verkehr dort tatsächlich ist und ob wir die Hauptstraße wirklich meiden müssen. Was wir dort sehen ist eine riesige Blechlawine aus LKW´s und kein Seitenstreifen. Ok, zurück in den Schlamm!

Wir kommen (langsam) voran und brauchen für die nächsten 10 Kilometer fast eine Stunde. Ein Schäfer sagt uns, wir sollen dem Weg nicht mehr folgen, sondern zurück und links auf eine große Straße abbiegen. Diese Empfehlung ist wertvoll, denn nun sind wir auf einer gut geteerten Straße auf der kaum Autos fahren und kommen gut voran. Trotzdem haben wir viel Zeit verloren so dass wir für die ersten 70 Kilometer fast fünf Stunden brauchen. Und jetzt beginnt die Steigung in die Karpaten.

Wir haben über 600 Höhenmeter vor uns, aber der Weg ist super, es hat aufgehört zu regnen und wir fahren mitten durch den Wald. Richtig schön. Wir lesen ein Schild, dass dort oben eine Sackgasse wegen „Luftkurort“ sein soll, aber dem schenken wir keinen Glauben. So kämpfen wir uns den befestigten Weg hinauf. Auf ca. zwei Kilometer Länge ist der Anstieg so steil, dass selbst das Schieben viel Kraft kostet. Belohnt werden wir nach den Strapazen mit einem mit einer Kette verschlossenen Tor. Ja Mist!

Wir schauen uns um und schnell fasse ich den Entschluss „Wir müssen durch das Tor oder über das Tor oder dran vorbei„. Und wie das Leben so spielt, haben wir Glück, denn an der Kette ist kein Schloss, so dass wir diese relativ leicht lösen können. Auf der anderen Seite steht ein Haus und wir machen uns schon wegen eines zwei Meter großen Wachhundes (so unsere Vorstellung) Sorgen. Aber da ist keiner! Ich kann mir das nur so erklären, dass hier oben die Luft schon zu dünn ist für solch ein Ungetüm (wir sind auf ca. 1500m Höhe) 😉

Noch ein kleiner Anstieg, dann geht´s wieder nach unten. Wir stellen uns eine asphaltierte Bergstraße vor auf der wir einfach nur laufen lassen können. Was wir bekommen ist eine aufgeweichte Schotter- und Schlammstraße bei der wir so richtig aufpassen müssen um unter ständigem Bremsen bei 10km/h nicht zu fallen. Hinzu kommen noch zahlreiche Bergdörfer in denen Wachhunde scheinbar das Lieblingshobby der Bewohner sind. Diese rennen hinter uns, und zeigen uns deutlich, dass wir nicht erwünscht sind. Aber auch hier werden uns lediglich die ungeputzten Eckzähne gezeigt, etwas gedroht, aber nicht gebissen.

Ca. zehn Kilometer vor Crasna sehe ich eine Tankstelle mit kleinem Café und dieser Ort strahlt auf mich nach der mentalen Anstrengung so eine Anziehungskraft aus, dass ich Simon und mir kurzentschlossen ein Bierchen kaufe und wir uns zu den drei Einheimischen auf Plastikstühle setzen. Zwei davon hatten sich im Vorfeld offensichtlich nicht nur ein Bier in die Rüstung gerömert, wie die schiefen Blicke zeigen. Der ältere von Beiden fängt an, irgend etwas Wirres zu erzählen. Anfangs habe ich es auf meine sicherlich unperfekten Rumänisch-Kenntnisse geschoben, aber nachdem der Jüngere mit einer intensiven Wischbewegung seiner Hand über die Augen das international gebräuchliche Zeichen für „Der spinnt der Alte“ gegeben hat, verstehen auch wir woher die Uhr schlägt. Ein Junge von etwa zehn Jahren wohnt dieser unwürdigen Vorstellung bei und müsste eigentlich spätestens jetzt intensiv nachdenken, wohin er später mal abhauen soll.

Wir tanken wieder Kraft und fahren die letzten Kilometer bis in unsere Unterkunft, eine schöne Pension in der (erstaunlich großen) Ortschaft Crasna. Hier gibt es nicht nur ein Lokal zum Essen sondern sogar einen Supermarkt und Simon findet sogar einen Geocash. Wir waren heute 8:30 Stunden unterwegs. Unser bisher härtester Tag!

Aber nach einer Dusche und einem guten Abendessen ist die Welt einfach nur schön!

Von Crasna nach Cluj (vierzehnter Tag)

Wir verspeisen gerade unser im Laden eingekauftes Frühstück (in der Pension gab es keines) und planen unsere heutige Strecke. Unser Ziel ist die zweitgrößte Stadt Rumäniens Klausenburg (Cluj Napoca). Uns trennen ca. 90 Kilometer und 1100 Höhenmeter von unserem Ziel. Auch heute erwarten wir (nach Sichtung der Plan-Strecke) einige Bergdörfer mit spannenden Wuffeln.

Die ersten zehn Kilometer fahren wir immer wieder an der „Crasna“, einem kleinen Flüsschen das heute aufgrund des Regens von vorgestern reichlich Wasser führt. Es ist wunderschön hier und heute sehen wir unser erstes Pferdegespann auf dem Feld.

Wir merken, dass die erste Steigung begonnen hat, aber sie ist nicht besonders steil, so dass wir die ersten 300 Höhenmeter bald geschafft haben. Klar, wir schwitzen, wir schimpfen, aber es muss ja eh gemacht werden, also fahren wir einfach weiter. Das ist ja nach zwei Wochen auf dem Rad Alltag geworden.

Es ist erstaunlich wie schnell sich eine feste Routine eingestellt hat. Dazu gehört für uns eine erste Pause nach ca. 40 Kilometern (ca. zwei Stunden). Das hat sich bewährt, denn da essen wir eine Kleinigkeit, trinken etwas mit Zucker (dafür haben wir meistens ein zuckerhaltiges Getränk in unserem Gepäck, während in unseren Trinkflaschen am Rad nur Wasser ist). Das pusht und gibt Kraft. Die nächste Pause ist dann in einem etwas kürzeren Abstand, also nach ca. 30 Kilometern, dann nochmal eine nach ca. 20 Kilometern, aber diese letzten beiden Pausen sind meist erheblich kürzer und dienen mehr der Flüssigkeitsaufnahme.

Die erste Hundemeute (drei Hunde) läuft am Ende der Ortschaft Buciumi hinter uns, aber das ist kein Problem, denn wir fahren bergab und können sie schnell hinter uns lassen. Problematisch sind eher die Anstiege, denn da kommt man nur schwer von den Hunden weg. Auch die nächsten beiden Ortschaften haben zahlreiche Hunde zu bieten, aber auch diese sind eher lustlos in ihren Bemühungen uns zu fressen.

Auch heute fahren wir wieder zahlreiche Feldwege die ab und zu so viel Schotter liegen haben, dass wir sporadisch schieben müssen. Ein paar Kilometer vor der Ortschaft Topa Mica beginnt der zweite, größere Anstieg. Lustigerweise sind wir gerade in ein so gutes Gespräch verwickelt, dass wir diesen kaum bemerken. Anstiege haben so viel mit mentaler Stärke zu tun.

Laut Planung liegen nur noch kleinere Anstiege vor uns und das ist auch gut so, denn langsam werden die Beine müde. Für mich werden die letzten acht Kilometer vor Klausenburg fantastisch, denn nach einem kurzen Foto am Ortsschild sehe ich, dass es nun fast nur noch nach unten geht. Und das genieße ich! Einfach nur laufen lassen auf ruhigen, gut ausgebauten Teerstraßen.

Wir haben ein nettes Hotel gebucht (diesmal für zwei Nächte), denn morgen ist unser zweiter Pausentag geplant.

Wir duschen und machen uns auf die Suche nach einem Lokal zum essen. Die Empfehlung von Tripadvisor ist diesmal etwas komisch, denn unser Lokal hat zwar gutes Essen, aber kaum Auswahl an Getränken. Aber wir sind nicht anspruchsvoll, so dass das alles kein Problem ist.

Den Abend lassen wir bei einer Shisha direkt vor der Klausenburger Michaelskirche ausklingen. Es ist ein schönes Gefühl, morgen mal ausruhen zu können.

Pausentag in Klausenburg rum. Cluj Napoca (fünfzehnter Tag)

Klausenburg ist (nach Bukarest) die zweitgrößte Stadt Rumäniens und liegt am Fluß „kleiner Somes“ (Someșul Mic). Der ömische Kaisers Trajan errichtete ein Heerlager mit dem Namen „Napoca“ auf dem Gebiet der heutigen Stadt. Die Stadt Klausenburg wurde von deutschen Siedlern erbaut. So entstand der Name „Klausenburg“. Von 1790 bis 1848 und von 1861 bis 1867 war Klausenburg Hauptstadt des Großfürstentums Siebenbürgen innerhalb der Habsburgermonarchie.

Wir haben uns die Stadt intensiv angeschaut und konnten viele wunderschöne Ecken finden. Gerade die vielen Cafe´s und ruhigen Ecken versprühen einen eigenen Charm. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, falls man die Stadt noch nicht besucht hat. Ich persönlich finde jedoch Kronstadt und Hermannstadt schöner, aber das liegt hauptsächlich daran, dass die Innenstädte in den Letztgenannten komprimierter und besser ausgebaut sind.

Wir haben unsere geschundenen Muskeln erholt aber schließlich wird das Kribbeln und der Wusch, endlich weiterzufahren immer größer.

Von Klausenburg (Cluj) nach Blasendorf (Blaj) – sechzehnter Tag

Wir frühstücken heute wieder etwas früher, denn uns stehen wieder über hundert Kilometer und 1300 Höhenmeter bevor. Heute ist unser Ziel die Stadt Blaj (Blasendorf), welche übrigens meine Geburtsstadt ist. Während des Frühstücks regnet es noch, aber das soll sich im Laufe des Tages ändern.

Die ersten zehn Kilometer sind hart. Bei leichtem Regen fängt der erste (und größte) Anstieg der heutigen Etappe bereits einen Kilometer nach dem Start an. Auf 12 Kilometer müssen wir ca. 600 Höhenmeter bewältigen. Hinzu kommt, dass wir dies auf einer Straße fahren die um diese Uhrzeit (Berufsverkehr) stark befahren ist. Gerade LKW´s spritzen uns mit ihren Reifen immer wieder große Wasserfontänen entgegen.

In Serpentinen fahren wir im Faget Wald nach oben. Trotz der Steigung kommen wir gut voran, so dass wir nach einer knappen Stunde den höchsten Punkt erreichen. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir können unsere Regensachen einpacken. Es fährt sich einfach schöner ohne, vor allem bergab. Wir haben nun fast 30 Kilometer „Downhill (mit wenigen, kleinen Anstiegen zwischendurch) bis in die Stadt Turda, vor uns. Es ist fantastisch! Wäre die Straße nicht so nass, könnten wir noch schneller fahren, aber auch so haben wir Spaß.

Im Hinterhof einer alten Industrieanlage machen wir in Turda Rast und essen eine Kleinigkeit. Wir wissen, dass uns noch viele Höhenmeter (und Kilometer) bevorstehen, aber eher in Form von vielen, vielen kleinen Hügeln. Es sind die Hügel meiner Jugend und langsam realisiere ich, dass wir mit dem Fahrrad meiner Geburtsstadt immer näher kommen.

Diese Landschaft ist so wunderschön! Hinter jeder Kurve, über jedem Hügel und nach jeder kleinen Ortschaft ändert sich die Landschaft. Simon meint „Hier sieht es aus wie in Hobbingen“ (aus Tolkiens „Herr Der Ringe“) und recht hat er. Die Straße ist kaum befahren, aber toll asphaltiert und wir kommen sehr gut voran. Wir sind in einem Flow und genießen die Reise in vollen Zügen. Wir passieren Ocna Mures, machen eine Pause und müssen einem kreuzenden Wildschwein ausweichen. Die sind ganz schön groß die Viecher, wow! Als ich Simon einen Brunnen auf einer Weide zeigen will sprintet ein Schäferhund auf uns zu, aber wir sind zum Glück schnell genug um einen tapferen Rückzug anzutreten ohne unserem Schicksal als Hundefutter folgen zu müssen.

Wir erreichen Blaj (Blasendorf) und beziehen unsere zwei wunderschönen Zimmer. Nach einer Dusche gehen wir noch etwas im Ort herum, ich zeige Simon das Krankenhaus in dem ich geboren bin und wir kaufen ein paar Sachen ein, dann ruft das Abendessen samt eines guten Glases siebenbürgischen Weines.

Es ist schon komisch, wenn man nur noch sechs Kilometer von seinem Elternhaus entfernt ist und es nicht gleich besucht. Aber das haben wir uns für morgen Früh vorgenommen.

Von Blasendorf (Blaj) nach Hermannstadt (Sibiu) – siebzehnter Tag

Oh ich habe gut geschlafen! Nach einem ausgiebigen Frühstück holen wir unsere Fahrräder aus der hoteleigenen Garage und los geht´s! Ungefähr sechs Kilometer von Blaj entfernt liegt mein Heimatdorf in dem ich die ersten neun Jahre meines Lebens verbracht habe, Donnersmarkt (Manarade). Zu der Zeit bestand die Mehrheit der Dorfbewohner aus deutschsprachigen Siebenbürgern, aber das hat sich mittlerweile geändert. Nach der Auswanderungswelle zwischen 1985 und 1990 (nach der Revolution) befinden sich in Donnersmarkt keine Siebenbürgen Deutschen mehr und die Ortschaft wird von Rumänen bewohnt.

Wir fahren also nach 1500 Kilometern mit dem Fahrrad nach Donnersmarkt ein und sofort sind die alten Erinnerungen wieder da. Am Friedhof vorbei und ich sehe viele Häuser in denen Verwandte und Freunde gewohnt haben, und ich sehe die Kirche in der ich getauft wurde, in der wir Weihnachten gefeiert haben und in der wir jeden Sonntag zum Gottesdienst gegangen sind. Es ist total surreal mein Fahrrad vor dem Kirchturm abzustellen. Als Kind hatte ich hier in Donnersmarkt kein eigenes Fahrrad und nun bin ich mit dem Drahtesel über 1500 Kilometer bis hierher gefahren. Im Vergleich zu dem klapprigen Fahrrad auf dem ich hier das Radfahren gelernt habe, wirkt mein jetziges Fahrrad wie ein Ritterpferd zu einem Pony. Vor allem mit den beiden Gepäcktaschen beladen und mit Lenkertasche.

Ich zeige Simon die Schule in die ich die ersten drei Klassen gegangen bin und wir machen uns auf die Suche nach meinem Elternhaus. Hier hat sich viel verändert, aber Vieles ist auch so geblieben wie es vor über 40 Jahren war. Die Suche nach meinem Elternhaus bleibt jedoch erfolglos, denn dieses gibt es nicht mehr. Es wurde abgerissen und dort wo es stand wird nun ein Kindergarten gebaut. Irgendwie traurig, aber auch wunderbar. Die Welt in der wir leben verändert sich laufend, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist und manchmal auch nicht gefällt.

Ich zeige Simon den Fluß (kleine Kockel) und die Stelle an der ich als Kind am liebsten gebadet habe. Wir unterhalten uns mit einem alten Mann und seinem kleinen Sohn, aber leider sind die Sprachbarrieren ziemlich hoch. Ich konnte nie gut rumänisch, da wir im Dorf deutsch gesprochen haben, aber das Wenige ist nun (nach über 40 Jahren) auch noch eingerostet. Trotzdem erfahre ich ein paar Details und wir beschließen das Grab meiner Oma zu besuchen.

Dieses finden wir sehr schnell und ich bewundere eine Eiche, die direkt am Kopfende des Grabes wächst. Für mich ist ein Baum immer ein Zeichen für Leben und die Unendlichkeit in der Natur und ich nehme ein paar Eicheln dieses Baumes mit um sie in Deutschland zu pflanzen.

Unsere heutige Tour bis Hermannstadt (Sibiu) ist nur ca. 80 Kilometer lang und ich finde, dass die ersten 60 Kilometer wunderbar sind. Bei wunderschönem Wetter fahren wir in einem zügigen aber angenehmen Tempo über die zahlreichen Hügel Siebenbürgens und genießen die Geschwindigkeit bei der Abfahrt von diesen. Aber auch die Anstiege sind moderat, auch wenn sich die Höhenmeter am Ende des Tages auf über 1000 sammeln werden. Die Landschaften durch die wir fahren und die Ortschaften die wir sehen sind wie im Märchen. Hier ist die Zeit stehen geblieben, wenn auch die berühmten Pferdefuhrwerke sehr selten geworden sind. Die gutmütigen Gäule werden auch hier immer mehr durch moderne, landwirtschaftliche Maschinen ersetzt.

Ich erzähle Simon ein paar Erinnerungen und so fliegt die Zeit förmlich. Ungefähr 15 Kilometer vor Hermannstadt bekommen wir einen anstrengenden Gegenwind und es ziehen Wolken auf die auch ein paar Tropfen Regen bringen. Gefühlt ist das alles von einem auf den anderen Moment passiert. So wird das Finale der heutigen Tour doch noch hart. Aber das ist halb so wild.

Wir beziehen unsere Pension und diese hat ganz besondere Zimmer zu bieten. Der Inhaber hat tolle Dinge gesammelt und diese kunstvoll in seinem Innenhof drapiert. Es hängen aufgespannte Regenschirme an der hohen Decke und alte Werkzeuge und Gegenstände von früher wurden als Deko nett hergerichtet. Die Zimmer sind mit riesigen Kronleuchtern ausgestattet, was einen Hauch von „Saal“ mit sich bringt. Das Bad ist wie eine Art „Grotte“ aufgebaut. Wirklich nett gemacht.

Nach der Dusche kaufen wir in Hermannstadt ein Ladekabel für die Garmin-Uhren. Irgendwie hat das Alte beschlossen keinen Kontakt mehr herzustellen. Und tracken müssen wir unsere Touren, denn „nicht getrackt ist nicht gemacht“ 😉

Nachdem wir gegessen haben, schlendern wir durch die wunderschöne Innenstadt in Hermannstadt. Diese Stadt ist eine absolute Empfehlung für alle die noch nie hier waren. Meiner Meinung nach gehört sie zu den absoluten Sehenswürdigkeiten Europas. In den Kirchen kann der Besucher in deutscher Sprache die Geschichte dieser Region lesen. Die vielen kleinen Cafe´s und verwinkelten Gassen bringen eine wunderschöne und gemütliche Atmosphäre und der riesige Platz in der Innenstadt kann gut mit anderen Hauptplätzen in Europa mithalten. Ach ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen. Eigentlich müsste man hier zwei oder mehr Tage verbringen, aber wir sind noch nicht am Ende unserer Reise und wer weiß…. vielleicht wird Hermannstadt mal wieder der Ausgangspunkt einer Folgereise.

Von Hermannstadt (Sibiu) nach Fagaras (achzehnter Tag)

Heute frühstücken wir in einem Café am Hauptplatz und dann geht´s auch schon wieder los in Richtung Fagaras. Wir können es kaum glauben, dass die ca. 75 Kilometer heute schon die vorletzte Etappe unserer Reise sein soll. Es stecken tausende Gedanken und Bilder in unserem Kopf und irgendwie können wir noch gar nicht fassen wie weit wir bereits gekommen sind.

Also wir haben heute eine lange Fahrt auf einer Hauptstraße vor uns in Richtung Fagaras vor uns. Wir waren gestern schon begeistert von der hügeligen Landschaft, der Aussicht, der Tier- und Pflanzenwelt sowie von der Vielfalt Siebenbürgens. Und heute ist es ganz genau so. Wir fühlen uns wohl und so fressen unsere Fahrräder die Kilometer nur so. Einmal halten wir an und machen eine längere Pause, denn von Wolken umhüllt sehen wir den höchsten Berg Rumäniens, den Moldoveanu, für uns eine beeindruckende Aussicht.

Und so erreichen wir Fagaras nach ca. 4 1/2 Stunden. Bevor wir uns die kleine Stadt erkunden, beziehen wir unser Hotel und genießen eine Dusche. Da es heute noch nicht so spät ist, schauen wir uns die Ortschaft zuerst an.

Durch die Stadt fließt der Olt, einer der größeren Flüsse Rumäniens. Fagaras wird durch die riesige Burg dominiert. Diese war einst der Sitz des Herzogs von Siebenbürgen und existiert bereits seit dem 12. Jahrhundert. Wir dürfen leider nicht in die Burg hinein, da die Öffnungszeiten bereits vorbei sind, aber wir wandern um die Burg herum und das lohnt sich ebenfalls.

Direkt vor der Burg steht eine unglaublich schöne Kirche „Sfântul Ioan Botezătorul“. Im Inneren der Kirche begeistert mich ein Mosaik mit einem Baum das genau mittig angeordnet wurde. Ich rätsele bezüglich der Früchte des Baumes und glaube Eicheln zu erkennen, aber da ist noch etwas anderes, was ich nicht erkennen kann.

Nach so viel Kultur haben wir unser Abendessen verdient und genießen die lokale Küche (ich habe wieder einmal Mici bestellt) samt einem guten Glas siebenbürgischen Wein. Morgen heißt es „Endspurt“ nach Kronstadt (Brasov).

Von Fagaras nach Kronstadt (Brasov) – neunzehnter Tag

Heute herrscht eine ausgelassene Stimmung beim Frühstück, denn die Vorfreude ist groß. Die letzte Etappe steht uns bevor und uns trennen von unserem Ziel (Kronstadt) nur noch ca. 70 Kilometer und ein größerer Anstieg (ca. 300 Höhenmeter) bevor. In der Nacht hat es geregnet, aber jetzt sind die Straßen wieder trocken und wir fahren los, Kronstadt entgegen.

Zwar fahren wir auf der Hauptverkehrsstraße, aber der Verkehr hält sich in Grenzen. Oder anders gesagt, wir haben uns dran gewöhnt 🙂 Zwischen Mandra und Sercaia sehen wir eine tolle Seenlandschaft. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Auwald der Olt. Nun führt unser Weg uns nach Süden, direkt auf die Karpaten zu. Vor uns erhebt sich gewaltig ein großes Bergmassiv und unser Bergfreunde-Herz springt vor Freude.

In Sinca Noua beginnt die Straße leicht anzusteigen, aber nicht wild. Erst zehn Kilometer vor Vulcan beginnt der Hauptanstieg, aber bei unserem Adrenalin ist das auch kein Hindernis. Und das Schöne ist, dass wir mit 40 km/h den Downhill bis Vulcan hinunterrasen können.

Brasov (Kronstadt) ist nun überall beschildert und wenige Kilometer später befinden wir uns in Cristian, einem Vorort von Brasov. Diese Ortschaft werden wir noch zwei weitere Male durchqueren, wie die Geschichte noch zeigen wird. Von hier aus beginnt eine Gerade auf einer vierspurigen Straße die direkt nach Brasov führt. Die letzten sieben Kilometer sind dabei eine Herausforderung, denn große Teil der Straße sind eine Baustelle und damit verengt. Aber wir haben Hilfe! Ein Rückenwind scheint und förmlich unserem Ziel entgegenzudrücken. Wir fahren mit 30 km/h und es ist kaum anstrengend. Wir suchen ein Ortsschild, aber bis auf eine Bierwerbung wo „Brasov“ draufsteht sehen wir keines. Egal, dann muss halt die Bierwerbung für ein Foto herhalten 🙂

Unsere Geschwindigkeit wird langsamer, die verbleibenden Kilometer immer weniger, der Puls höher und die Augen immer feuchter. Nun sind wir auf der Straße die ich bereits aus der Vergangenheit kenne, da ich schon zweimal hier war, auch wenn das schon lange her ist. Aber ich weiß auch, dass wir nur noch ca. 100 Meter fahren müssen, dann rechts abbiegen und dann sind wir da!

Wir rollen langsam auf den Marktplatz, halten an und ich….. weiß gar nicht was ich fühlen soll. Ich bin glücklich es geschafft zu haben und gleichzeitig traurig weil es nun vorbei ist. Ich bin stolz auf uns und gleichzeitig wünsche ich mir, dass dies nicht das Ende ist. Gut, dass Simon schon mit der Bild- und Videodokumentation begonnen hat und mir keine Zeit zum Denken bleibt. Wir machen Bilder, filmen was das Zeug hält und stärken uns mit einer Suppe und einem Siegerbierchen in einem Café mit dem Namen (wie sollte es anders sein) „Dracula“. Dort verbringen wir übrigens über eine Stunde, denn nun erfahren unsere Liebsten über die verschiedenen Social Media Kanäle das wir es geschafft haben.

Dass wir zu unserer Pension nochmal ca. 100 Höhenmeter steigen müssen (sie liegt am Berg oben) sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Wir duschen, waschen unsere Klamotten und gehen zu Fuß in die Innenstadt Kronstadts und stärken uns mit einem tollen Abendessen nach Siebenbürger Art. Wir reden den ganzen Abend über die Reise als ob sie schon viele Tage her ist. Wir sortieren die Erinnerungen und müssen über viele Dinge lachen. Auf alle Fälle ist es ein wunderbarer Abend den wir um ca. 22:00 Uhr etwas vorzeitig beenden müssen, denn wir merken, dass der Herbst gekommen ist. Es ist richtig kühl am Abend. Wir haben unsere Reise im deutschen Sommer begonnen und im transilvanischen Herbst beendet.

Vor uns liegen zwei Ruhetage, bevor es dann mit dem Flixbus bis Budapest, und von dort dann nach Hause geht.

Von Kronstadt zum Schloss Bran

Wir können es nicht lassen, wir müssen wieder auf das Fahrrad 🙂 Heute wollen wir uns das Schloss Bran („Dracula Schloss“) besichtigen. Also steigen wir auf unsere Drahtesel und düsen los.

Ohne unsere Fahrradtaschen scheinen wir zu fliegen, so dass wir unsere Durchschnittsgeschwindigkeit um einige km/h steigern. So erreichen wir das Schloss nach ca. einer Stunde (30km).

Ich finde es manchmal etwas komisch, dass dieses wunderschöne, kleine Schmuckstück mit Dracula in Verbindung gebracht wird, denn eigentlich ist das nur Marketing. Trotzdem kann es ein Vorteil sein, denn durch die hohen Touristik-Einnahmen kann dieses schöne Schloss so wunderbar erhalten werden. Wir haben sehr viel Glück, denn es sind sehr wenige Besucher hier. So leer habe ich dieses Schloss noch nie erlebt, obwohl ich bereits zweimal hier war. So können wir dieses kleine Schmuckstückchen in Ruhe anschauen.

Aber wie immer sagen Bilder mehr als Worte….

Nach diesem wunderbaren Ausflug radeln wir wieder zurück nach Kronstadt und genießen den Rest des Tages. Morgen ist noch ein Ruhetag, dann geht´s zurück mit dem Flix-Bus.

Erfahrungen zur Rückreise mit dem Flixbus

Für einen Gesamtpreis von ca. 60 EUR pro Person und Fahrrad, haben wir für die Rückreise den Flixbus von Brasov nach Budapest gebucht. Die Fahrt dauert ca. elf Stunden und die Fahrräder werden auf Fahrradständern hinter dem Bus sicher angebracht. Die Fahrradtaschen werden als normales Gepäck im Laderaum des Busses verstaut. Elf Stunden sind lang, aber ich persönlich habe die Fahrt als sehr bequem empfunden. Unser Bus war jedoch auch nur halb voll, so dass jeder zwei Sitze zur Verfügung hatte. In Budapest haben wir uns ein Hotel gebucht und einen Tag Später verlassen wir (wieder mit dem Flixbus) Budapest in Richtung München.

Ab Wien ist es bei Weitem nicht mehr so bequem, denn der Bus ist nun wegen des morgen beginnenden Oktoberfestes bis auf den letzten Platz ausgebucht. So zieht sich die Rückreise seeeeehr lange hin. Aber schließlich erreichen wir München und radeln nach Hause.

Fazit und „Wie geht es weiter“?

Simon und ich sind mit sehr wenig Erfahrung einfach mal losgefahren und haben uns gleich eine äußerst fordernde Tour vorgenommen. Wir haben viel gelernt und haben wunderbare und unvergessliche Augenblicke erlebt. Nicht jeder unvergessliche Augenblick war schön, aber wir möchten keinen davon missen. Bis Budapest ist diese Reise für jeden geeignet, denn die Radwege sind wunderbar ausgebaut und auch Unterkünfte, Fahrradläden und Einkaufsmöglichkeiten sind reichlich vorhanden. Auch danach ist man immer noch in Europa und auch in Rumänien braucht man sich um nichts Sorgen zu machen, allerdings sind die Entfernungen bis zur nächsten Reparaturwerkstatt, Laden oder auch Ortschaft etwas weiter. Ab der Puszta werden die Wege erheblich anspruchsvoller und Du musst mit Hunden rechnen die Dir laute Warnungen bellen. Aber im Großen und Ganzen ist alles mit gutem Willen, etwas Ausdauer und guter Laune machbar.

Für mich ist mein nächstes Ziel Istanbul um das erste Mal den Radreifen nach Überqueren des Bosphorus auf Asien setzen zu können. Gemäß den oben definierten Regeln würde sich eine Abfahrt in Brasov anbieten. Aber auch eine Abfahrt aus Budapest wäre möglich. Es kommt eben ganz auf die gewählte Tour drauf an. Und genau das macht selbst die Vorbereitung so spannend. Ich freu mich drauf und hoffe, Simon kommt mit!

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