Bautzener See - Infos und Berichte
Citation de Uwe le 11. décembre 2025, 9:31Die Talsperre Bautzen (Bautzener See) befindet sich in der sächsischen Oberlausitz und staut die Spree, damit die Wasserversorgung in der Region sichergestellt- und der Hochwasserschutz gewähreistet bleibt.
Im Laufe der Jahre wurde das Gewässer jedoch ein beliebter Naherholungsort für Freizeit, Sport und Freude. Bei Anglern ist der Fischreichtum beliebt und Jogger und Wanderer schätzen die Zeit an den Ufern des Bautzener Sees. Mit Adventure Minigolf, einem Hochseilgarten und Tretbootfahren wird Spaß für die ganze Familie geboten.
Der See ist Teil der Iron Lake Challenge Sachsen und bietet eine Umrundung auf ca. 13 Kilometern.
Tourenvorschläge zur Umrundung des Bautzener Sees:
Auf der Seite der Stadt Bautzen https://bautzen.info/bautzen-umgebung/stausee-bautzen findest Du weitere Informationen, aber wir freuen uns über Deine Erfahrungen, Bilder und Empfehlungen. Dieser Thread ist genau der richtige Ort dafür.
Hau rein in die Tasten!
Die Talsperre Bautzen (Bautzener See) befindet sich in der sächsischen Oberlausitz und staut die Spree, damit die Wasserversorgung in der Region sichergestellt- und der Hochwasserschutz gewähreistet bleibt.
Im Laufe der Jahre wurde das Gewässer jedoch ein beliebter Naherholungsort für Freizeit, Sport und Freude. Bei Anglern ist der Fischreichtum beliebt und Jogger und Wanderer schätzen die Zeit an den Ufern des Bautzener Sees. Mit Adventure Minigolf, einem Hochseilgarten und Tretbootfahren wird Spaß für die ganze Familie geboten.
Der See ist Teil der Iron Lake Challenge Sachsen und bietet eine Umrundung auf ca. 13 Kilometern.
Tourenvorschläge zur Umrundung des Bautzener Sees:
Auf der Seite der Stadt Bautzen https://bautzen.info/bautzen-umgebung/stausee-bautzen findest Du weitere Informationen, aber wir freuen uns über Deine Erfahrungen, Bilder und Empfehlungen. Dieser Thread ist genau der richtige Ort dafür.
Hau rein in die Tasten!
Citation de Uwe le 11. décembre 2025, 9:48Senf und Türme
Was haben denn Senf und Türme gemeinsam? Wer den Bericht zu Ende liest, wird es erfahren.
Anmerkung Redaktion: Regina und ihr Partner Roland sind beide blind. Dies hindert sie jedoch nicht mit einer unglaublichen Leidenschaft Seen zu Fuß zu umrunden. Regina schreibt für andere blinde Menschen Berichte, und so ist auch der Bericht "Senf und Türme", zur Umrundung des Bautzener Sees entstanden. Ich bin dankbar, diesen Bericht auch hier veröffentlichen zu dürfen, denn er nimmt uns mit auf dieses besondere Abenteuer. Wir dürfen diesen Ausflug aus einer "Sicht" lesen, die wir uns als Menschen die das Tageslicht sehen können nicht vorstellen können.
Freitag, 28.11.2025
Der Ausflug an diesem Wochenende führt uns in die Oberlausitz.
Nach der Arbeit im Home-Office geht es mit dem Bus und S-Bahn zum Gesundbrunnen. Bei der Bahn geht es schon einmal gut los. Niemand von der MSZ begleitet uns zum Zug. Dieser trifft schon früher ein, wir haben genug Zeit zum Einsteigen. Doch schon am Ostkreuz gerät die Fahrt ins Stocken. Im Moment fahren die Züge nicht über Südkreuz, die Dresdner Bahn wird ans Schienennetz angebunden. Der IC ist völlig überfüllt und so werden alle Fahrgäste mit dem deutschlandticket gebeten, auszusteigen. Ein Teilstück ist nämlich für dieses Ticket freigegeben. Dann noch eine Weichenstörung, sodass wir unseren Anschluss in Dresden Neustadt nicht schaffen. Wenigstens ist hier Kontinuität gegeben, denn auch dort erwartet uns niemand von der MSZ. Wir haben Glück und die Zugbegleiterin hilft uns, den richtigen Wagen zu finden. Der Zug besteht nämlich aus drei Teilen und wir brauchen den Richtigen nach Bautzen. Dort kommen wir mit einer Stunde Verspätung an. Nette Passanten helfen bei der Suche des Busses, diese halten nämlich nicht direkt vorm Bahnhof. Von der Haltestelle Lauengraben sind es nur wenige einhundert Meter bis zu unserem Domizil in der Große Brüdergasse 10.
Wir machen gleich halt beim japanischen Restaurant, was sich direkt im Erdgeschoss unserer Unterkunft befindet; für jeden gibt’s ein Getränk und ein Ramen - eine Nudelsuppe mit nur 2-3 Fleischstückchen – insgesamt für 32 € doch recht teuer. Dafür hilft uns das Personal den Schlüssel aus dem Keyboy per Code-Eingabe zu holen. Sie begleiten uns auch zum Apartment drei in den dritten Stock -
eine große Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern, einem Wohn-Ess-Bereich und einem geräumigen Bad mit Wanne.
Da wir noch etwas Essbares vertragen können, schlendern wir noch zum nahe gelegenen Weihnachtsmarkt. Auf dem Weg dorthin treffen wir drei junge Mädels, die uns mit „Können wir Ihnen helfen?“ ansprechen.
Roland war versehentlich in eine Gasse nach rechts abgebogen, während ich im Begriff war weiter geradeaus zu gehen.
Gemeinsam bummeln wir über den Markt und sie erzählen, was es so gibt. Wir machen Halt an einem Stand bei großer Rostbratwurst (05,00 €) und Glühwein. Danach gehen wir wieder zurück in die Unterkunft.
Sonnabend, 29.12.
In der Ferienwohnung ist Selbstversorgung angesagt und natürlich sind wir darauf gut vorbereitet.
Nach dem Frühstück, gestärkt mit Kaffee und Zuhause vorbereiteten Salami-Käse-Vollkornbroten und Weintrauben starten wir zu 08:30 Uhr und gehen die 1,5 Kilometer zum Busbahnhof. Im ersten Bus (502) in Richtung Schützenhaus/Weißenberg sagt uns die Fahrerin bereitwillig die Stationen an, denn es gibt keine automatischen Ansagen. Nach 20 Stationen steigen wir in den Bus 31 zum Bahnhof Niesky. Fünf halte später stehen wir um 10:45 Uhr am Kollm Gemeindeverwaltung, dem Startpunkt der Tour um den Quitzdorfer See.
Nach 1,9 Kilometern meistern wir die erste Herausforderung. Ein Tor versperrt den Weg. Wir laufen ziemlich hin und her, aber immer wieder landen wir dort. Irgendwann halten wir auf der wenig befahrenen Straße ein Auto an und fragen, was los ist. Wir erfahren, dass der Radweg über die Staumauer von November bis April gesperrt ist. So müssen wir eben einen Umweg laufen. Aber Komoot sei Dank und so schlägt die App eine neue Tour vor. Im Wald wird es anstrengend. Schneereste, sehr viele Pfützen und schlammige Waldwege Machen das Vorankommen schwierig. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht ausrutschen und ein Schlammbad nehmen oder gar den Weg verlieren. Auch das wäre heute ungünstig, denn wir treffen keinen einzigen Spaziergänger.
Wir hatten gehofft, wenn alles super läuft, um 15:23 Uhr den Bus zurück Richtung Bautzen zu bekommen. Aber so schaffen wir 2 Stunden später die letzte Verbindung, und stehen nach 21 Kilometern an der Haltestelle. Das waren fünf Kilometer mehr als ursprünglich geplant, eine tolle Leistung bei der Kälte und ohne Pausen.
Der erste Fahrer spricht kaum Deutsch, doch andere Passanten helfen beim Ausstieg in Weißenberg Markt. Na, wir erfreuen uns an den Geräuschen des dortigen Weihnachtsmarktes.
In Bautzen am Bahnhof angekommen, nehmen wir den nächsten Bus zu unserer Station Kornmarkt. Da wir auf der Busfahrt weder in der Bautzener Senfstube noch im sorbischen Restaurant einen Tisch bekommen konnten, schlendern wir erneut über den Weihnachtsmarkt.
Überall treffen wir sehr nette Leute. Wir bleiben bei einem polnischen Stand mit Piroggen stehen. Der Verkäufer reicht Borschtsch, eine Rote-Bete-Suppe zum Verkosten. Perfekt, genau dass was wir jetzt brauchen. Heiß, würzig und wohltuend! Wir bestellen für jeden einen Becher der schmackhaften Suppe.
Die Passanten am Tisch begleiten uns zum Stand der Quarkinis (kleine Quarkbällchen). Gleich gegenüber gibt es bei einem ungarischen Stand noch einen Glühwein.
Gut gestärkt und müde begeben wir uns dann wieder in unsere Ferienwohnung.
Sonntag, 30.11.2025
Am Sonntagmorgen legen wir unsere abgepackten Nougat-Croissants, natürlich wird die Folie vorher noch entfernt, auf den Toaster. Leicht angewärmt schmecken sie einfach besser.
Von der Ferienwohnung spazieren wir in den ruhigen Gassen nur wenige 100 Meter bis zur Tourismusinformation. Unsere Unterkunft war wirklich toll gelegen und sollten wir noch einmal nach Bautzen reisen, so werden wir sie wieder buchen. Allein schon der Zugang über die Predigergasse, ein wirklich enges Gässchen, war interessant.
Empfangen werden wir von Frau Marion Petrasch. In der Tourismus Info zahlen wir erst einmal die 85 € für die Gruppenstadtführung, die wir für uns beide gebucht haben. Frau Petrasch erklärt, was wir alles erwerben könnten. Wir freuen uns, unter anderem Senf. Leider reichte ja für die Verkostung gestern die Zeit nicht mehr. So entscheiden wir uns für Weihnachts-, Kräuter- und Bockbiersenf. Insgesamt sieben kleinere Gläschen, schließlich ist ja bald Weihnachten.
An diesem Morgen sind es wieder 2° und es weht ein wirklich eisiger Wind. Ich frage mich, ob wir noch den Bautzener See umrunden wollen?
Zuerst zeigt sie uns das Blinden-Stadtmodell, was der Künstler Prof. Broerken 2017 in Bronze gegossen hat. Toll können wir ertasten, wie die Gebäude sich eng in die kleinen Gassen schmiegen. Immer wieder tauchen Türme ganz unterschiedlicher Größe und Formen auf. Mal spitz, rund oder gar viereckig. Wir erfahren, dass Bautzen laut Chronik den ältesten Weihnachtsmarkt bietet.
Weiter geht unsere Führung über Hauptmarkt und Fleischmarkt zum Dom St. Petri, er beherbergt sowohl den evangelischen und katholischen Glauben. Wir können sogar den Zaun zwischen den beiden Abteilungen ertasten.
Dann geht es weiter durch die Schlossstraße zur alten Wasserkunst. Dort steigen wir erst unzählige Stufen nach oben. Auf der Plattform angekommen, andere Gäste hatten schon gewarnt, ist es wegen der Hinterlassenschaften der Tauben sehr rutschig. Dann steigen wir hinab in den Keller, wo die Gerätschaften stehen, welche früher das Wasser nach oben gefördert haben. An manchen Stellen ist es sehr niedrig und sogar ich mit 1,60 M muss den Kopf einziehen.
Beim Turmwärter gibt es Tee, Kaffee oder Glühwein. Wir entscheiden uns alle drei für das weihnachtliche Getränk, leider ist es nur leicht gewärmt.
Wer noch mehr zu den einzelnen Türmen wissen will, schaut gern unter:
https://bautzen.info/sehenswuerdigkeiten-in-bautzen/tuerme-in-bautzen/ nach.
Da zeitnah kein Bus fährt, das wussten wir ja, ruft die Stadtführerin ein Taxi. Das lässt auf sich warten, weil der Fahrer den angegebenen Treffpunkt nicht findet. Dann klappt doch alles und wir stehen circa 11:30 Uhr am Start der Tour Bautzen Ferienpark. Inzwischen ist die Sonne rausgekommen und spendet Wärme.
In knapp 14 Kilometern wollen wir entgegen des Uhrzeigersinn den Bautzener See umrunden. Es ist eine künstliche Staustufe der Spree.
Auf Radwegen kommen wir gut voran, denn diese sind asphaltiert. In der Strandstraße ist noch einiges los, aber dann treffen wir kaum Spaziergänger. Es ist 15:00 Uhr und noch circa zwei Kilometer liegen vor uns. Gut machbar, in einer Stunde geht der letzte Bus.
In der Wegbeschreibung von Karl heißt es: „Vorsicht, jetzt wird’s kompliziert“
Wir müssen unten am Fluss einen Waldweg finden. Es gibt auch Bauzäune und wir suchen und finden keinen Weg.
Wir fragen auch jemanden weiter oben, der uns aber sagt, dass der Weg so schmal ist und wir ihn nicht gehen können. Trotzdem versuchen wir, ihn zu finden und es gelingt nicht.
Während der Sucherei ruft noch Anna, die Tochter von Roland an. Wir hatten sie gebeten, die Meerschweinchen auszumisten. Luna, die seit dem Sommer kränkelte, war verstorben. So stellt man sich nicht unbedingt einen ersten Advent vor. Dafür ist aber heute in der Mailingliste zum 200-jährigen Jubiläum der Punktschrift, mein selbst verfasstes Gedicht „Plätzchenduft“ erschienen.
Als wir zurückgehen und einen anderen Weg nehmen wollen, landen wir auf einer Einfahrt, die zu einem Grundstück führt. Der sehr nette Herr wohnt schon viele Jahre dort und weiß sofort, welchen Weg wir brauchen. Er begleitet uns die schwierige Passage. Er führt jeden von uns ein kurzes Stück an der Hand. Diesen Pfad hätten wir ohne sehende Hilfe niemals allein finden können. Steil und über Wurzeln geht es bergauf. An einer Stelle darf man auch nicht zu weit laufen, sonst hätte man in die Tiefe fallen können. Auch ist das Wasser des Staubbeckens wohl 4 Meter abgelassen. Überglücklich stehen wir auf dem Radweg namens Strandpromenade. Etwas durchgefroren und mit zügigen Schritten laufen wir die letzten Kilometer zur Bushaltestelle. Nun, wir wussten es ja, aber der letzte Bus ist weg. So muss wieder ein Taxi her.
Wir haben natürlich schon die Fahrverbindung gecheckt, müssen aber in der Kälte noch knapp eine dreiviertel Stunde warten. Passend schließt das Bahnhofsgebäude bei unserer Ankunft um 17:00 Uhr. Roland hat die Idee, im Lift zu bleiben, der uns vor dem eisigen Wind schützt und eben mit ihm ein bisschen rauf und runterzufahren, wenn der Fahrstuhl von Passanten anderer Züge genutzt wird. Wir fahren mit der Bahn nach Bischofswerda, denn wenn wir den nächsten durchgehenden Zug nach Dresden Neustadt nehmen würden, hätten wir dort nur 7 Minuten Umsteigezeit.
Als wir die Zugbegleiterin wegen des Umstiegs ansprechen, sagt sie: Jetzt stehen wir aber vor einem Problem. Sie müssen 55 Stufen hinauf und auch wieder hinunter.“ „Kein Problem für uns, wo wir heute schon 16 Kilometer gewandert sind“, entgegnen wir. Nun ja. Immer dieselbe Leier, dass man uns noch nicht einmal das Treppensteigen zutraut.
Fahrgäste nehmen uns in Bischofswerda mit und so können wir die Behelfstreppe gut meistern. Ganz leicht ist sie tatsächlich nicht, sehr steil und die Stufen führen in unregelmäßigen Blöcken nach oben beziehungsweise auch wieder nach unten. Aber das ist auch für sehende Fahrgäste nicht ganz einfach. Zumal eigentlich nur drei Minuten Zeit wären.
In Dresden Neustadt angekommen, gehen wir erst einmal in die Bahnhofshalle. Beim Bäcker gibt es für jeden eine riesige Trinkschokolade und zur Wegzehrung kaufen wir Brötchen mit Bulette und Kraut sowie Prasselkuchen.
Wir haben Glück und finden noch Platz im sehr vollen Zug nach Berlin. Eine nette Dame begleitet uns zur S-Bahn und dann geht es mit S-, U-Bahn und Bussen wieder nach Hause. In der S-Bahn treffe ich noch eine Berufliche Bekannte aus meinem Bezirk. Und was noch nie geschehen ist, mein Exmann läuft mir über den Weg.
So, und was haben nun Senf und Türme gemeinsam? Ganz einfach: Bautzen!
Senf und Türme
Was haben denn Senf und Türme gemeinsam? Wer den Bericht zu Ende liest, wird es erfahren.
Anmerkung Redaktion: Regina und ihr Partner Roland sind beide blind. Dies hindert sie jedoch nicht mit einer unglaublichen Leidenschaft Seen zu Fuß zu umrunden. Regina schreibt für andere blinde Menschen Berichte, und so ist auch der Bericht "Senf und Türme", zur Umrundung des Bautzener Sees entstanden. Ich bin dankbar, diesen Bericht auch hier veröffentlichen zu dürfen, denn er nimmt uns mit auf dieses besondere Abenteuer. Wir dürfen diesen Ausflug aus einer "Sicht" lesen, die wir uns als Menschen die das Tageslicht sehen können nicht vorstellen können.
Freitag, 28.11.2025
Der Ausflug an diesem Wochenende führt uns in die Oberlausitz.
Nach der Arbeit im Home-Office geht es mit dem Bus und S-Bahn zum Gesundbrunnen. Bei der Bahn geht es schon einmal gut los. Niemand von der MSZ begleitet uns zum Zug. Dieser trifft schon früher ein, wir haben genug Zeit zum Einsteigen. Doch schon am Ostkreuz gerät die Fahrt ins Stocken. Im Moment fahren die Züge nicht über Südkreuz, die Dresdner Bahn wird ans Schienennetz angebunden. Der IC ist völlig überfüllt und so werden alle Fahrgäste mit dem deutschlandticket gebeten, auszusteigen. Ein Teilstück ist nämlich für dieses Ticket freigegeben. Dann noch eine Weichenstörung, sodass wir unseren Anschluss in Dresden Neustadt nicht schaffen. Wenigstens ist hier Kontinuität gegeben, denn auch dort erwartet uns niemand von der MSZ. Wir haben Glück und die Zugbegleiterin hilft uns, den richtigen Wagen zu finden. Der Zug besteht nämlich aus drei Teilen und wir brauchen den Richtigen nach Bautzen. Dort kommen wir mit einer Stunde Verspätung an. Nette Passanten helfen bei der Suche des Busses, diese halten nämlich nicht direkt vorm Bahnhof. Von der Haltestelle Lauengraben sind es nur wenige einhundert Meter bis zu unserem Domizil in der Große Brüdergasse 10.
Wir machen gleich halt beim japanischen Restaurant, was sich direkt im Erdgeschoss unserer Unterkunft befindet; für jeden gibt’s ein Getränk und ein Ramen - eine Nudelsuppe mit nur 2-3 Fleischstückchen – insgesamt für 32 € doch recht teuer. Dafür hilft uns das Personal den Schlüssel aus dem Keyboy per Code-Eingabe zu holen. Sie begleiten uns auch zum Apartment drei in den dritten Stock -
eine große Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern, einem Wohn-Ess-Bereich und einem geräumigen Bad mit Wanne.
Da wir noch etwas Essbares vertragen können, schlendern wir noch zum nahe gelegenen Weihnachtsmarkt. Auf dem Weg dorthin treffen wir drei junge Mädels, die uns mit „Können wir Ihnen helfen?“ ansprechen.
Roland war versehentlich in eine Gasse nach rechts abgebogen, während ich im Begriff war weiter geradeaus zu gehen.
Gemeinsam bummeln wir über den Markt und sie erzählen, was es so gibt. Wir machen Halt an einem Stand bei großer Rostbratwurst (05,00 €) und Glühwein. Danach gehen wir wieder zurück in die Unterkunft.
Sonnabend, 29.12.
In der Ferienwohnung ist Selbstversorgung angesagt und natürlich sind wir darauf gut vorbereitet.
Nach dem Frühstück, gestärkt mit Kaffee und Zuhause vorbereiteten Salami-Käse-Vollkornbroten und Weintrauben starten wir zu 08:30 Uhr und gehen die 1,5 Kilometer zum Busbahnhof. Im ersten Bus (502) in Richtung Schützenhaus/Weißenberg sagt uns die Fahrerin bereitwillig die Stationen an, denn es gibt keine automatischen Ansagen. Nach 20 Stationen steigen wir in den Bus 31 zum Bahnhof Niesky. Fünf halte später stehen wir um 10:45 Uhr am Kollm Gemeindeverwaltung, dem Startpunkt der Tour um den Quitzdorfer See.
Nach 1,9 Kilometern meistern wir die erste Herausforderung. Ein Tor versperrt den Weg. Wir laufen ziemlich hin und her, aber immer wieder landen wir dort. Irgendwann halten wir auf der wenig befahrenen Straße ein Auto an und fragen, was los ist. Wir erfahren, dass der Radweg über die Staumauer von November bis April gesperrt ist. So müssen wir eben einen Umweg laufen. Aber Komoot sei Dank und so schlägt die App eine neue Tour vor. Im Wald wird es anstrengend. Schneereste, sehr viele Pfützen und schlammige Waldwege Machen das Vorankommen schwierig. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht ausrutschen und ein Schlammbad nehmen oder gar den Weg verlieren. Auch das wäre heute ungünstig, denn wir treffen keinen einzigen Spaziergänger.
Wir hatten gehofft, wenn alles super läuft, um 15:23 Uhr den Bus zurück Richtung Bautzen zu bekommen. Aber so schaffen wir 2 Stunden später die letzte Verbindung, und stehen nach 21 Kilometern an der Haltestelle. Das waren fünf Kilometer mehr als ursprünglich geplant, eine tolle Leistung bei der Kälte und ohne Pausen.
Der erste Fahrer spricht kaum Deutsch, doch andere Passanten helfen beim Ausstieg in Weißenberg Markt. Na, wir erfreuen uns an den Geräuschen des dortigen Weihnachtsmarktes.
In Bautzen am Bahnhof angekommen, nehmen wir den nächsten Bus zu unserer Station Kornmarkt. Da wir auf der Busfahrt weder in der Bautzener Senfstube noch im sorbischen Restaurant einen Tisch bekommen konnten, schlendern wir erneut über den Weihnachtsmarkt.
Überall treffen wir sehr nette Leute. Wir bleiben bei einem polnischen Stand mit Piroggen stehen. Der Verkäufer reicht Borschtsch, eine Rote-Bete-Suppe zum Verkosten. Perfekt, genau dass was wir jetzt brauchen. Heiß, würzig und wohltuend! Wir bestellen für jeden einen Becher der schmackhaften Suppe.
Die Passanten am Tisch begleiten uns zum Stand der Quarkinis (kleine Quarkbällchen). Gleich gegenüber gibt es bei einem ungarischen Stand noch einen Glühwein.
Gut gestärkt und müde begeben wir uns dann wieder in unsere Ferienwohnung.
Sonntag, 30.11.2025
Am Sonntagmorgen legen wir unsere abgepackten Nougat-Croissants, natürlich wird die Folie vorher noch entfernt, auf den Toaster. Leicht angewärmt schmecken sie einfach besser.
Von der Ferienwohnung spazieren wir in den ruhigen Gassen nur wenige 100 Meter bis zur Tourismusinformation. Unsere Unterkunft war wirklich toll gelegen und sollten wir noch einmal nach Bautzen reisen, so werden wir sie wieder buchen. Allein schon der Zugang über die Predigergasse, ein wirklich enges Gässchen, war interessant.
Empfangen werden wir von Frau Marion Petrasch. In der Tourismus Info zahlen wir erst einmal die 85 € für die Gruppenstadtführung, die wir für uns beide gebucht haben. Frau Petrasch erklärt, was wir alles erwerben könnten. Wir freuen uns, unter anderem Senf. Leider reichte ja für die Verkostung gestern die Zeit nicht mehr. So entscheiden wir uns für Weihnachts-, Kräuter- und Bockbiersenf. Insgesamt sieben kleinere Gläschen, schließlich ist ja bald Weihnachten.
An diesem Morgen sind es wieder 2° und es weht ein wirklich eisiger Wind. Ich frage mich, ob wir noch den Bautzener See umrunden wollen?
Zuerst zeigt sie uns das Blinden-Stadtmodell, was der Künstler Prof. Broerken 2017 in Bronze gegossen hat. Toll können wir ertasten, wie die Gebäude sich eng in die kleinen Gassen schmiegen. Immer wieder tauchen Türme ganz unterschiedlicher Größe und Formen auf. Mal spitz, rund oder gar viereckig. Wir erfahren, dass Bautzen laut Chronik den ältesten Weihnachtsmarkt bietet.
Weiter geht unsere Führung über Hauptmarkt und Fleischmarkt zum Dom St. Petri, er beherbergt sowohl den evangelischen und katholischen Glauben. Wir können sogar den Zaun zwischen den beiden Abteilungen ertasten.
Dann geht es weiter durch die Schlossstraße zur alten Wasserkunst. Dort steigen wir erst unzählige Stufen nach oben. Auf der Plattform angekommen, andere Gäste hatten schon gewarnt, ist es wegen der Hinterlassenschaften der Tauben sehr rutschig. Dann steigen wir hinab in den Keller, wo die Gerätschaften stehen, welche früher das Wasser nach oben gefördert haben. An manchen Stellen ist es sehr niedrig und sogar ich mit 1,60 M muss den Kopf einziehen.
Beim Turmwärter gibt es Tee, Kaffee oder Glühwein. Wir entscheiden uns alle drei für das weihnachtliche Getränk, leider ist es nur leicht gewärmt.
Wer noch mehr zu den einzelnen Türmen wissen will, schaut gern unter:
https://bautzen.info/sehenswuerdigkeiten-in-bautzen/tuerme-in-bautzen/ nach.
Da zeitnah kein Bus fährt, das wussten wir ja, ruft die Stadtführerin ein Taxi. Das lässt auf sich warten, weil der Fahrer den angegebenen Treffpunkt nicht findet. Dann klappt doch alles und wir stehen circa 11:30 Uhr am Start der Tour Bautzen Ferienpark. Inzwischen ist die Sonne rausgekommen und spendet Wärme.
In knapp 14 Kilometern wollen wir entgegen des Uhrzeigersinn den Bautzener See umrunden. Es ist eine künstliche Staustufe der Spree.
Auf Radwegen kommen wir gut voran, denn diese sind asphaltiert. In der Strandstraße ist noch einiges los, aber dann treffen wir kaum Spaziergänger. Es ist 15:00 Uhr und noch circa zwei Kilometer liegen vor uns. Gut machbar, in einer Stunde geht der letzte Bus.
In der Wegbeschreibung von Karl heißt es: „Vorsicht, jetzt wird’s kompliziert“
Wir müssen unten am Fluss einen Waldweg finden. Es gibt auch Bauzäune und wir suchen und finden keinen Weg.
Wir fragen auch jemanden weiter oben, der uns aber sagt, dass der Weg so schmal ist und wir ihn nicht gehen können. Trotzdem versuchen wir, ihn zu finden und es gelingt nicht.
Während der Sucherei ruft noch Anna, die Tochter von Roland an. Wir hatten sie gebeten, die Meerschweinchen auszumisten. Luna, die seit dem Sommer kränkelte, war verstorben. So stellt man sich nicht unbedingt einen ersten Advent vor. Dafür ist aber heute in der Mailingliste zum 200-jährigen Jubiläum der Punktschrift, mein selbst verfasstes Gedicht „Plätzchenduft“ erschienen.
Als wir zurückgehen und einen anderen Weg nehmen wollen, landen wir auf einer Einfahrt, die zu einem Grundstück führt. Der sehr nette Herr wohnt schon viele Jahre dort und weiß sofort, welchen Weg wir brauchen. Er begleitet uns die schwierige Passage. Er führt jeden von uns ein kurzes Stück an der Hand. Diesen Pfad hätten wir ohne sehende Hilfe niemals allein finden können. Steil und über Wurzeln geht es bergauf. An einer Stelle darf man auch nicht zu weit laufen, sonst hätte man in die Tiefe fallen können. Auch ist das Wasser des Staubbeckens wohl 4 Meter abgelassen. Überglücklich stehen wir auf dem Radweg namens Strandpromenade. Etwas durchgefroren und mit zügigen Schritten laufen wir die letzten Kilometer zur Bushaltestelle. Nun, wir wussten es ja, aber der letzte Bus ist weg. So muss wieder ein Taxi her.
Wir haben natürlich schon die Fahrverbindung gecheckt, müssen aber in der Kälte noch knapp eine dreiviertel Stunde warten. Passend schließt das Bahnhofsgebäude bei unserer Ankunft um 17:00 Uhr. Roland hat die Idee, im Lift zu bleiben, der uns vor dem eisigen Wind schützt und eben mit ihm ein bisschen rauf und runterzufahren, wenn der Fahrstuhl von Passanten anderer Züge genutzt wird. Wir fahren mit der Bahn nach Bischofswerda, denn wenn wir den nächsten durchgehenden Zug nach Dresden Neustadt nehmen würden, hätten wir dort nur 7 Minuten Umsteigezeit.
Als wir die Zugbegleiterin wegen des Umstiegs ansprechen, sagt sie: Jetzt stehen wir aber vor einem Problem. Sie müssen 55 Stufen hinauf und auch wieder hinunter.“ „Kein Problem für uns, wo wir heute schon 16 Kilometer gewandert sind“, entgegnen wir. Nun ja. Immer dieselbe Leier, dass man uns noch nicht einmal das Treppensteigen zutraut.
Fahrgäste nehmen uns in Bischofswerda mit und so können wir die Behelfstreppe gut meistern. Ganz leicht ist sie tatsächlich nicht, sehr steil und die Stufen führen in unregelmäßigen Blöcken nach oben beziehungsweise auch wieder nach unten. Aber das ist auch für sehende Fahrgäste nicht ganz einfach. Zumal eigentlich nur drei Minuten Zeit wären.
In Dresden Neustadt angekommen, gehen wir erst einmal in die Bahnhofshalle. Beim Bäcker gibt es für jeden eine riesige Trinkschokolade und zur Wegzehrung kaufen wir Brötchen mit Bulette und Kraut sowie Prasselkuchen.
Wir haben Glück und finden noch Platz im sehr vollen Zug nach Berlin. Eine nette Dame begleitet uns zur S-Bahn und dann geht es mit S-, U-Bahn und Bussen wieder nach Hause. In der S-Bahn treffe ich noch eine Berufliche Bekannte aus meinem Bezirk. Und was noch nie geschehen ist, mein Exmann läuft mir über den Weg.
So, und was haben nun Senf und Türme gemeinsam? Ganz einfach: Bautzen!
